THEATER RAMBAZAMBA

Über die Freiheit

Das Theater RambaZamba hat, erstmals und 26 Jahre nach seiner Gründung, eine neue Intendanz. Mit dem Leitungswechsel gibt es neue Akzente und Kontinuität gleichermaßen. Eine Begegnung mit RambaZamba-Leiter Jacob Höhne.

 

Probenende. Die Schauspieler sitzen vor dem Theater in der Herbstsonne. Drinnen arbeiten Handwerker an einem neuen Ort im „RambaZamba“, an der „Bar 21“ – Cafe und Kantine gleichermaßen. „Wir wollen das Haus mehr öffnen“, sagt Theaterleiter Jacob Höhne. Ein öffentliches Cafe, in dem man rund um die Vorstellungen die Theaterakteure treffen kann, oder einfach so verweilt, gehört zu dieser Öffnung dazu. Künstlerisch meint die Öffnung: Mehr Gäste, die mitspielen und inszenieren, Koproduktionen mit anderen Häusern – in diesem Jahr mit dem Berliner Ensemble und dem Theater an der Parkaue – und eine neue kleine Spielstätte. „Das machen Intendanten bei Amtsantritt ja gern, die Probebühne zur Bühne machen“, scherzt Jacob Höhe. Die kleine Spielstätte soll vor allem Ensemble-Mitgliedern den Ort für eigene Soloprogramme und Produktionen geben.

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Mit Schillers „Räuber“ eröffnet das RambaZamba die neue Spielzeit.

Geschenk und Erbe

Jacob Höhne gehört per se nahezu seit Beginn zum RambaZamba. Sein Bruder ist hier Schauspieler, seine Mutter gründete das Haus im Jahr 1991. Er hat hier bereits mehrfach inszeniert, ist seit Januar 2017 künstlerische Leiter. Nun also die Intendanz – mit allen auch administrativen Verantwortlichkeiten. „Ein Geschenk und ein Erbe“ sei diese Position, sagt der Musiker und Regisseur. Und für ihn sei schnell klar geworden, wenn er das RambaZamba führe, „dann nicht als Museum des Bestehenden, sondern als etwas Neues.“ Anknüpfend an das, was es ist: Das RambaZamba ist ein einzigartiges, etabliertes Theater. 35 Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten hier festangestellt. Gastspiele führten das Ensemble an viele Orte der Theaterwelt, zahlreiche Preise zieren die Eigenproduktionen.

 

Wider die Normative

Das Gespräch mit Höhne findet wenige Tage vor der ersten Premiere der neuen Spielzeit statt, seiner ersten Produktion als Intendant. Von der theaterüblichen Hektik dieser Endprobenphase ist wenig zu spüren; auch, wenn noch viel Theaterübliches in diesen Tagen bis zum Spielzeit-Auftakt zu tun ist. Schillers „Räuber“ hat Höhne zum Auftakt gewählt, jenes nahezu anarchische Stück über den Kampf zwischen Gesetz und Freiheit, zwischen kühlem Menschen-Verstand und empathischem Menschengefühl – im Stück verkörpert durch die beiden Brüder Franz und Karl Mohr. Der Ruf nach Freiheit sei es, der ihn besonders interessiert, sagt Höhne. Nach Freiheit des Andersseins, Denkens, Fühlens. Der existiere ja immer noch. Und, aus den Biographien seiner Schauspieler gedacht, steckt darin auch die Freiheit zu sagen: Wir wollen an Eurer Gesellschaft nicht mehr teilhaben, wir setzen Euren Normativen unser eigenes Sein entgegen. Ein inszenierter Aufbruch zur Premiere – parallel zum programmatischen Aufbruch des Theaters RambaZamba mit der neuen Spielzeit. 

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Jacob Höhne ist neuer Intendant des RambaZamba. Fotos (2): Andi Weiland
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Sechs Premieren, zahlreiche Wiederaufnahmen, wie „Der gute Mensch von Downtown“, gibt es in der neuen Spielzeit. Foto: Melanie Bühlemann

Die Schauspieler im Zentrum

„Freiheit“ titelt RambaZamba auf dem Umschlag des neuen Spielzeitheftes. Drinnen skizziert Jacob Höhne das Zentrum dieser Freiheit. „Den Schauspielern gehört unsere Liebe, ihretwegen gibt es das Theater. Ihre Phantasie, ihr besonderer künstlerischer Ausdruck und ihre andere geistige Ordnung sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.“  Im persönlichen Gespräch, wenige Tage vor der Premiere, beschreibt er den besonderen Ausdruck seiner Schauspieler: „Sie füllen eine Leerstelle in unserem Denken.“ Direkt aus den „Räuber“-Proben berichtend, „sie kommen auf Ideen und Bilder, die ich in meiner Konzeption allein nicht haben könnte“. Das mache auch das Sinnstiftende, Utopische des Theaters aus.

 

Sechs Premieren

Mit sechs Premieren startet das RambaZamba seine erste Spielzeit unter neuer Intendanz. Nach den „Räubern“ sind ab November „Die Nibelungen“ zu sehen, desweiteren u.a. „Die Frauen vom Meer“, „Moby Dick“ und „Das Dekameron“. Dazu zahlreiche Wiederaufnahmen der vergangenen Spielzeiten. „Wir arbeiten weiterhin mit Literatur“, sagt Jacob Höhne, der am Mozarteum in Salzburg Regie studierte. Neben Regie-Gästen kommen auch Schauspielerinnen und Schauspieler wie Almut Zilcher, Daniel Straesser oder Claudia Burckhardt für einzelne Produktionen ans Haus. Auch die frühere Intendantin Gisela Höhne wirkt als Gast-Schauspielerin im RambaZamba mit. Dazu gibt es mehr Musik, etwa von der neu gegründeten Band „21 Downbeats“. Im neuen Cafe sollen Konzerte und Lesungen stattfinden, u.a. mit künstlerischen Partnern vom Standort Kulturbrauerei.

Nach 26 Jahren – einer Theater-Ewigkeit – hat das RambaZamba einen neuen Intendanten. „Sehr liebevoll“ habe das Ensemble ihn aufgenommen, sagt Jacob Höhne. Er sei, so habe es ein Schauspieler formuliert, „die neue Sonne“ des RambaZamba. Höhne hat seinem Ensemble eine nicht minder liebevolle Programmatik ins Spielzeit-Heft geschrieben. „Für uns ist Theater ein Ort der Unvernunft, des Unsinns, der Utopien und gleichzeitig ein Raum politischer Tendenzen und ein Ort größter gesellschaftlicher Relevanz.“

-al-, Oktober 2017

Die nächsten Vorstellungen der „Räuber“ am 2., 3., 5. und 6. Oktober.

Mehr auf: www.rambazamba-theater.de