Unbekannte Ecke (14)

Horst Buchholz am Prenzlauer Berg

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Gedenktafel in der Sodtkestraße

In unsere heutije Floje jehts ma um 'n erstklassijen Schauspieler von Weltruhm, der hier aus'm Kiez stammt. Der Text ist dieset ma uff echt Berlinisch, wat ja inne jewisse Weise ooch schon für viele fast 'ne unbekannte Ecke, zumindest det Sprachraums, is. Ick kam uff die Idee mit den Berlinisch, weil ick Ende Dezemba bei 'ne Führung 'n nettet Pärchen hier aus'm Kiez hatte, die det noch so richtich einwandtfrei quatschen konnten, jenauso wie die eene kleene Kassierin aus den een Supermarcht anne Greifswalder. Und da is ma, bei det Pärchen, uffjefalln, det man unsere Mundart hier kaum noch hört. Alle möchlichen Sprachen hört man hia, ooch Bayerisch, inne DDR wurde zunehm'nd jesächselt, heute wird vaschwäbelt und imma, wenn ick denke, det Berlinisch stirbt aus, seh ick'n Silbastreif an' Horizont.
Det Urberlinisch is nur 'n Vaschliffenet Hochdeutsch, wat ja eijentlich 'n sächsisch is, mit Einflissen aus'm Pommerschen, wejen die janzen Wandaarbeeter, die in'ne Kaiserzeit von da zu uns in'ne Reichshauptstadt kam' und mit'ne ziemlich eijenartije Jrammatik, die so halb aus'm Platt kommt und bei die man Genitiv, Dativ und sonst alle Fälle uff keen' Fall richtich einsetz'n dürfen tut.
Horst Buchholz is sicha so unbekannt nu nich. An' 4. Dezemba letztet Jahr erhielt det Haus in'na Sodtkestraße 11, in den Buchholz offiziell von 1938 bis 1951 wohnte, 'ne von'ne Jasag jespendete Jedenktafel. Jeborn am 4.12.1933 in Neukölln, verstarb er an' 3. März 2003 ooch hia in Berlin. Unzählich sind die Filme, in die er mitjemimt hat: „Die Halbstarken“ von 1956 war sein Durchbruch, an „Eins, Zwei, Drei“ von Billy Wilder, 1961 während des Berliner Mauerbaus jedreht mit dem lejendären Spruch „Was Amerika nicht schafft, Coca-Cola schafft es!“ ainnat man sich noch heute. Die Rolle des Chico im Westernklassiker „Die glorreichen Sieben“ machte ihn unsterblich. 1973 kehrte er aus den USA nach Deutschland zurück und spielte sowohl im Fernsehen, als ooch wieda uff' de Bühne – z. B. im Theater des Westens – bis zu sein' Tode.
De Sodtkestraße selba wurde nach'm Antifaschisten und Kommunisten Arthur Sodtke (* 25. Dezember 1901 in Hohensalza; † 14. August 1944 im Zuchthaus Brandenburg) 1952 benannt. Sie hieß ab 1933 Kemmelweg ('n Höhenzug in Belgien) und davor, von 1931 an, Jäckelstraße nach Ernst-Herrmann Jäckel, 'nem Berliner Jewerkschaftsfunktionär der 1928 starb.
Rolf Gänsrich (Feb 2015)

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