Achte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft am 14. November

Der Dichter und die Frauen

Originell und intellektuell, handlungsauffällig und handlungsbestimmend – Frauenfiguren in den Werken von Peter Hacks sind wie ihr Autor: umstritten. Eine Tagung beschäftigt sich mit dem Werk des Mannes, der 40 Jahre lang in Prenzlauer Berg, in der Schönhauser Allee, lebte.

Der Schriftsteller Peter Hacks. Repro: PHG
Der Schriftsteller Peter Hacks. Repro: PHG

Es gibt einen wunderbaren Satz, mit dem Peter Hacks die Stärke und Sinnlichkeit von Frauen auf seine eigene, wunderbar ironisch-kluge Poesie einer Frau in den Charakter schrieb: „Man schimpft niemals mit seiner Liebsten, es genügt vollkommen, wenn man sie lieb hat.“, sagt das Mädchen Liebkind zu ihrem Liebsten Leberecht. Der hatte – in der Erzählung „Liebkind im Vogelnest“ – tatsächlich gerade mit seiner Liebsten geschimpft. Diese verkleidet sich im Lauf der Geschichte in einen Mann, um ihrem Geliebten unter eigener Lebensgefahr beizustehen. „So sehr hast Du mich geliebt?“ fragt Leberecht Liebkind, als er später von der Verwandlung erfährt. „So sehr liebe ich Dich“, antwortet diese.
Die Frauen und das Geschlechterbild in den Werken von Peter Hacks – diesem Thema widmet sich die diesjährige Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft am 14. November. Seine Frauenfiguren sind ganz zweifellos gemünzt aufs Ideal; sie sind haltungsauffällig, selbstbewusst, originell, handlungsprägend, politisch denkend, meist individuell, höchst emanzipiert und - nicht selten - umstritten. Das Frauenbild des Autors auch, der über 50 Dramen, unzählige Essays, Kinderbücher und Gedichte schrieb und 40 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahr 2003, in der Schönhauser Allee lebte.
Bereits am Vorabend der Tagung „Mein bester Wurf ist Eva“ ergreifen einige Teilnehmer die Gelegenheit, sich über diese Eigenarten und Grundzüge in offener Diskussion zu verständigen. Sie tun dies auch aus Anlass einer einmaligen szenischen Lesung des Dramas „Omphale“, die am Montag, 9. November, im Deutschen Theater stattfindet. Die Tagung selbst befasst sich in acht Vorträgen ausführlicher mit den unterschiedlichsten Frauenfiguren und -typen: Von Vertreterinnen eines utopischen Ideals wie Pandora im gleichnamigen Drama über kalkuliert handelnde Politikerinnen wie die Königinnen in »Fredegunde« bis hin zu den »Musen« in der Szenenfolge, die zeigt, wie Frauen durch unzureichendes Handeln Kunstproduktion eben nicht befördern oder sogar verhindern. Auf die Hacks eigene ironische Art, versteht sich. Themen der Vorträge sind u.a. grundlegende Fragen nach der Bibel als Maßgabe für Peter Hacks` Frauenfiguren, ebenso wie die Analyse konkreter literarischer Figuren.
Die Liebe, die Liebe schließlich bleibt als Konstante des Weiblichen, wie in diesem Hacks-Gedicht:


Beeilt euch, ihr Stunden, die Liebste will kommen.
Was trödelt, was schleppt ihr, was tut ihr euch schwer?
Herunter da, Sonne, und Abschied genommen.
Verstehst du nicht, Tag, man verlangt dich nicht mehr.
Mit seinen Droschken und Schwalben und Hunden
Wird mir das ganze Leben zum Joch.
Schluß mit Geschäften. Beeilt euch, ihr Stunden.
Und wärt ihr Sekunden, ich haßte euch noch.
Ich kann nicht erwarten, den staunenden Schimmer
In ihrem zärtlichen Auge zu sehn.
Verschwindet, ihr Stunden, am besten für immer.
Die Liebste will kommen, die Welt soll vergehn.

Peter Hacks im November 2015: „OMPHALE“, Lesung mit Kathi Angerer, Thorsten Hierse u.a. am Montag, 9. November, 20 Uhr, Deutsches Theater. Achte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft am 14. November.

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