WINSKIEZ

Ein Kollektiv hinterm Schaufenster

Im Prenzlauer Studio in der Winsstraße haben sich Künstlerinnen und Künstler verschiedener Genres zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Arbeiten und Kunst-Genießen ist ein Angebot an alle im Kiez und darüberhinaus. Über die Kunst und die Gemeinsamkeit hinterm Schaufenster.

 

Ein neuer Begegnungs- und Kunstort existiert seit einigen Monaten an der Ecke Winsstraße/Chodowiecki-Straße. Das Prenzlauer Studio Kunstkollektiv siedelt hier – weithin sichtbar durch Skulpturen und Torsi in den Schaufenstern. Die Fenster im Erdgeschoss des Eckgebäudes öffnen sich freundlich und groß zur Straßenkreuzung hin. Das Logo des Kunstkollektivs zeigt eine Hand - selbst wie eine Skulptur - die einen Kreis zeichnet. Darin der Schriftzug: Prenzlauer Studio Kunstkollektiv. Die zeichnende Hand verweist auf nur eines der unterschiedlichen Genres, die hier angesiedelt sind: Neben GrafikerInnen und MalerInnen haben sich KeramikerInnen, Puppen- und MaskenbauerInnen diesen Ort geschaffen. Der Kreis und der Name Kunstkollektiv verweist auf das, was den Ort zu etwas besonderem macht: Eine Gemeinschaft ganz unterschiedlicher Menschen hat sich zusammengeschlossen. Die Mitglieder öffnen diese Gemeinschaft für die, die rund um den Ort im Winskiez leben – und darüberhinaus.

Prenzlauer Berg Kiezzeitung
Kunst im Schaufenster und Kunst drinnen. In der Winsstraße siedelt seit einigen Monaten das Kunstkollektiv.

Am Knotenpunkt

„Ostberlin ist in der Tat ein Kunstknotenpunkt. Der Prenzlauer Berg ist der Mittelpunkt der Ostberliner Kunstszene.“, so beschreibt das Kunstkollektiv, warum es sich ausgerechnet hier, im Winskiez des Prenzlauer Berges, niedergelassen hat. Die Kunstkollektivler kommen aus unterschiedlichen Ländern, ihre kollektive Sprache ist englisch. Hier, an der Ecke Wins-/Chodowieckistraße, arbeiten sie in ihren unterschiedlichen Genres. Sie stellen ihre und andere Arbeiten in den Galerie-Räumen aus. 

Der Ort ist ein Ort der unterschiedlichsten Künste und der Grenzüberschreitungen. Es gibt Konzerte und Performances, während und außerhalb der Ausstellungen. Es gibt Kurse für Menschen, die Kunst machen wollen – Aktzeichnen oder Papierschöpfen aus Zigaretten-Resten beispielsweise. Auch Masken- und Puppenbau stehen auf dem Programm. Dienstag und Donnerstag sind die Kurstage. An jedem zweiten Sonntag gibt es einen Lunch – ein gemeinsames Mittagessen für alle, die Lust daran haben, ihre mitgebrachten Speisen mit anderen zu teilen.

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Neben Ausstellungen und Performances gibt es im Prenzlauer Studio auch Kurse. Fotos (2): al

Das Gemeinsame

Das Gemeinsame, das Selbstverständnis der Gruppe bezieht sich denn auch auf das Teilen: „Das Wort Individuum kommt vom lateinischen individualis. Das bedeutet unteilbar, untrennbar. Wir arbeiten als Kollektiv zusammen, teilen Ideen und Gedanken und hoffen, diese in den Kiez zu bringen.“ Seit der Eröffnung des Kunstkollektivs hat es mehrere Ausstellungen, Performances und Konzerte gegeben. Noch ist der Ort am Wachsen, Entstehen. Künstlerinnen und Künstler, die im Prenzlauer Studio mitarbeiten wollen, sind herzlich willkommen. Den Berufen sind dabei keine Grenzen gesetzt: DenkerInnen und SchriftstellerInnen sind ebenso geladen wie DesignerInnen oder MalerInnen. Das Kunstkollektiv: „Wir glauben, dass verschiedene künstlerische Köpfe, Medien und Ansätze co-inspirierend und voneinander abhängig sind. Prenzlauer Studio ist ein kollektiver Raum, der organisch und vielfältig wächst.“

Der neugierige Blick derjenigen, die draußen auf der Straße vorübergehen und hereinschauen, ist für die Künstler ebenso inspirierend wie der eigene Blick nach draußen. Von der Skulptur, der Maske aufschauend auf die Straßenszenerie, weitet sich der Blick vom individuellen Schaffen hin in den kollektiven Alltag.

al, Mai 2018