MAUERPARK

Inseln für Musik und Kunst

Ein heißer, ungewöhnlich langer und ungewöhnlicher Sommer liegt auch hinter dem Mauerpark. Mit Musik und Kunst, mit täglich Tausenden Besuchern. Mit Unruhe: einigen Anwohnern sind die Straßenmusiker zu laut, es gab Auftrittsverbote und Anzeigen. Ein Runder Tisch soll nun Lösungen für alle Beteiligten bringen.

 

Es gibt Lärm von vielen Seiten. Den der Straßenmusiker und des Karaokes sonntags im Mauerpark, zumindest empfinden dies einige Anwohner des grünen Areals so. Sie schlagen seit Monaten Alarm, seit der heiße Sommer Tausende Menschen und Musiker in den Mauerpark zog. Zu Konzerten, zu Performances unterschiedlicher Art. Zum Verweilen. Die Anwohner lärmen in den sozialen Netzwerken. Berechtigte Beschwerden stehen neben sehr unsachlichen. Der Ton ist emotional, es geht heiß her. Nicht nur in den sozialen Medien, auch in den Berliner Zeitungen und bei Begegnungen direkt im Park.

Mauerpark Berlin Prenzlauer Berg
Musik verbindet statt zu spalten – die KünstlerInnen des Mauerparks demonstrierten für einen Erhalt ihrer Auftritte.

ÖFFENTLICHER RUNDER TISCH

„Fast alle sind über die Situation frustriert“, konstatiert der Verein „Freunde des Mauerparks“. Die rührige Initiative müht sich seit Monaten, zwischen Anwohnern, Straßenmusikern, Bezirkspolitik und -verwaltung zu moderieren. Ein Runder Tisch soll nun diesen Prozess begleiten und Lösungen für alle Beteiligten finden. Eine erste Runde gab es im September, am 6. November ist das zweite Treffen geplant, diesmal öffentlich. Möglicherweise wird zu diesem Treffen der unterschiedlichen Interessengruppen auch ein Vorschlag von Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn diskutiert. Dieser will bis zur nächsten Freiluft-Saison prüfen lassen, ob im Mauerpark Musik-Inseln eingerichtet werden können – feste Orte, an denen Kunst auch elektrisch verstärkt stattfinden kann – und möglicherweise laut ist, lauter als üblich. „Lärm-Inseln“ nennt Benn diese Standorte für die Kunst.

Ein erster ernst zunehmender Vorstoß, der Ruhe in die Diskussion bringen könnte. Im Sommer gipfelte der Unmut in einem gezielten Spaziergang eines Anwohners mit der Polizei. Einige Musiker wurden des Mauerparks verwiesen, mussten aufhören zu spielen, teilweise wurden Instrumente beschlagnahmt. Auch Anzeigen wegen Lärmbelästigung laufen gegen Künstler. Bereits in den Wochen zuvor und auch danach hatten Anwohner immer wieder die Polizei gerufen. Das rief wiederum die Straßenmusiker auf den Plan: Unter der Kampagne „Save Mauerpark“ sammelten und sammeln sie Unterschriften für einen Erhalt der Kunst im Park. Im Oktober luden sie zur musikalischen Demo für den Erhalt der kulturellen Vielfalt auf dem historisch bedeutsamen Gelände. „Straßenkunst, Karaoke und blühende Straßenmusik sind die Seele des Parks und authentische kulturelle Symbole für Prenzlauer Berg und für Berlin geworden“, argumentiert die Initiative, zu der auch international renommierte Künstlerinnen und Künstler gehören. 

Mauerpark, Berlin Prenzlauer Berg
Anwohner beschweren sich über zu laute Musik im Mauerpark. Ein Runder Tisch soll nun Lösungen bringen. Fotos (2): Freunde des Mauerparks

HINWEISSCHILDER FORDERN RESPEKT

Auf den Erhalt des Mauerparks als internationales Kulturgut und als Sozialraum zielen auch die „Freunde des Mauerparks“, die seit Jahren das Miteinander aller Nutzer und Besucher des Grünzugs moderieren. Sie haben es unter anderem geschafft, die alljährlichen Feiern zur Walpurgisnacht zu einem friedvollen kulturellen Ereignis werden zu lassen. Neben dem Runden Tisch für eine komplette friedvolle Saison haben die Mauerpark-Freunde auch schon anderweitig die Initiative ergriffen. Sie stellten Hinweisschilder im Park auf, die zur rücksichtsvollen Nutzung des Geländes mahnen. Sie führten Gespräche mit Musikern und wiesen auf „Respekt vor der Nachbarschaft“ hin. 

Darüber hinaus stellen die „Freunde des Mauerparks“ konkrete Forderungen an die Politik des Bezirks bzw. des Senats: „Die Politik ist gefordert, Vorgaben für die Verwaltung zu formulieren, wie der Kulturstandort und Sozialraum Mauerpark erhalten und wie Anwohner vor rücksichtslosem Verhalten geschützt werden können.“ Grundlage dafür sollte das Klären der Fakten sein: Wie groß ist – messbar – die Lärmbelästigung? Welche Straßenzüge rund um den Park sind davon betroffen? Stören auch Geräusche, die mit der Musik bzw. den Besuchern des Parks nichts zu tun haben? Was können die Parknutzer tun, damit sich Anwohner nicht gestört fühlen? 

Mauerpark, Berlin Prenzlauer Berg
Bis 2022 soll das bestehende Grün des Mauerparks saniert werden. Eine Bürgerin weist auf den schlechten Zustand hin. Foto: Sophie Regel

MOBILE PARKWÄCHTER

Vernünftige, klärende Fragen, die nun von allen am Runden Tisch zu beantworten sind. An den Antworten könnten sich auch die Standorte der Musik-Inseln ausrichten. Und auch eine weitere Möglichkeit für Ruhe im Park bringen die „Freunde des Mauerparks“ ins Gespräch: Parkwächter – Ordnungskräfte, die Ansprechpartner und Kontrolleure gleichermaßen sind. Sie können auf zu laute Musik oder auf rücksichtslose Parknutzung hinweisen, direkt vor Ort und direkt dann, wenn es geschieht. 

Eine dritte Variante für laute Musik sind Schallschutzwände. Das wäre ein direkter Auftrag an die „Grün Berlin“, die Landes-Gesellschaft, die mit der Sanierung des Parks betraut ist. Per Online-Befragung hatte sich die „Grün Berlin“ im Sommer nach den Wünschen von Anwohnern und Interessierten erkundigt. Der Anlass: Die Überstrapazierung des Parks, seine dringend notwendige Pflege und die ab 2020 anstehende Erweiterung um sieben Hektar Fläche. Bis 2022 soll zudem das bereits bestehende Grün saniert werden. Plädoyers für Ruhe finden sich auch in den Antworten von BürgerInnen auf diese Befragung. Ebenso wie Wünsche nach erneuerten Wegen und Grünflächen. Diese Antworten gehen nun bis Jahresende in eine Machbarkeitsstudie ein, die konkrete Schritte von Erweiterung und Sanierung beschreibt.

Kurzfristiger sollten die Lösungen des Runden Tischs sein, damit der Mauerpark bereits 2019 in eine ruhige neue Freiluft-Saison starten kann. 

-al-, Nov. 2018

Öffentlicher Runder Tisch zum Mauerpark am

Dienstag, dem 6. November, 17.30 Uhr im

Restaurant „Mauersegler“. Mehr auf: www.mauerpark.info