Erinnerung an einen großen Patrioten

Die Verständigungs- und Friedenspolitik des Außenministers und späteren Bundeskanzlers 

Willy Brandt ist ohne seinen Berater und späteren Freund Egon Bahr nicht vorstellbar. 

Bahr prägte schon 1963 die Leitlinie dieser  Ostpolitik: „Wandel durch Annäherung“. 

Ohne die geschickte Verhandlungsführung mit den Regierungen der Sowjetunion, Polens 

und der Deutschen Demokratischen Republik(DDR) ist die Einheit Deutschlands kaum 

vorstellbar. Am 19. August 2015 ist im Alter von 93 Jahren Egon Bahr in Berlin gestorben.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
FOTO – Gedenkfeier © Christian Robbe

Der Schüler Tobias Robbe (damals 12 Jahre alt) aus der Winsstraße im Prenzlauer Berg hatte am Rande eines SPD–Parteitages im Juni 2003 die Gelegenheit, seinen großen journalistischen Kollegen zu interviewen.

 

T. R. :„Herr Bahr, warum sind Sie Journalist geworden?“

E. B.: „Weil ich fälschlicherweise geglaubt habe, das ich schreiben könnte. Und ich musste Geld verdienen! Das war nach dem Ende der Krieges. Wir hatten nicht einmal das Geld, 

das bisschen zu kaufen, was es auf Lebensmittelkarten gab. Bei den Amis habe ich dann gelernt: Wann? Wer? Wie? Wo? Was? - möglichst im ersten Satz – kurz und präzise.

Das hat mir Spaß gemacht, 15 Jahre lang. Doch dann hatte ich das Gefühl, dass ich nicht nur schreiben möchte, sondern auch etwas tun. Und dann bis ich als Pressechef des  Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt auf die andere Seite der Barrikade gegangen.“ 

 

T. R.: „Was war das Langweiligste während Ihrer journalistischen Arbeit?“

E. B.: „Redigieren; also einen Artikel kürzen, korrigieren oder schärfen.“ ...

 

Anlässlich einer Gedenkfeier in der St. Marienkirche am 17. September 2015 wurde Bahr von Altbischof Wolfgang Huber, dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und dem SPD – Vorsitzenden Sigmar Gabriel gewürdigt. Der ehemalige US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger fasste seine Erinnerung zusammen: „Egon Bahr war mein Freund.“

Christian Robbe