ANTISEMITISCHER ÜBERGRIFF

Es geschah mitten in Prenzlauer Berg

Die Tat verursachte zurecht deutschlandweit einen Aufschrei der Empörung. Ein junger Mann, mit einer Kippa bedeckt, war in der dritten Aprilwoche mitten in Prenzlauer Berg angegriffen und geschlagen worden. Der mutmaßliche Täter stellte sich kurz darauf der Polizei.

 

Für ein paar Tage stand Prenzlauer Berg im Zentrum des deutschlandweiten Interesses, aus einem abscheulichen Grund: Einem Angriff auf zwei Menschen mit religiösen jüdischen Zeichen. Ein 21-jähriger Israeli und sein 24 Jahre alter deutscher Begleiter, die eine Kippa trugen, waren abends am Helmholtzplatz unterwegs, als drei Männer die beiden zunächst beleidigten. Einer aus der Gruppe nahm im Verlauf der Begegnung einen Gürtel und schlug auf den 21-Jährigen ein. Vorangegangen war dem ein Streitgespräch – die Beschimpften setzten sich verbal gegen die Beleidigungen zur Wehr. Dadurch schienen sich die Aggressoren beleidigt zu fühlen – es kam zu den Schlägen.

Der Angegriffene filmte den Vorfall mit seinem Handy. Auf dem Video zu sehen ist, wie ein junger Mann sich darüber aufregt, dass er gefilmt wird und mit einem Gürtel nach dem Filmenden schlägt. Dabei ruft der Täter mehrmals „Yahudi“, was auf Arabisch Jude bedeutet. Das Video zeigt nur einen Ausschnitt der Konfrontation, was genau sich vor den Schlägen abspielte, ist unklar. Nach den Schlägen entfernte sich die Truppe junger Männer.

Die Kriminalpolizei konnte den mutmaßlichen Täter daraufhin identifizieren, denn sein Gesicht war auf dem Film gut zu erkennen. Auch Zeugen hatten sich bei der Polizei gemeldet und Hinweise auf ihn gegeben. Nur zwei Tage nach der Tat stellte sich der Verdächtige in Begleitung von Anwälten der Polizei. Der 19-Jährige ist ein Flüchtling aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland ist. Wo er lebt, teilte die Polizei nicht mit. Auch zu möglichen Vorstrafen und seinen beiden Begleitern gab es keine Informationen.

Der Schrei der Empörung ob dieser antisemitischen Tat hallte nicht nur durch die Straßen von Prenzlauer Berg. Vom Antisemitismus-Beauftragten der jüdischen Gemeinde bis zur Bundeskanzlerin meldeten sich führende Köpfe aus Gesellschaft und Politik zu Wort und verurteilten die Tat aufs Schärfste. Angela Merkel bedauerte den „schrecklichen Vorfall“ und sagte antisemitischen Ausschreitungen den Kampf an. Sigmount Königsberg, der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde Berlin, äußerte seine Wut darüber, dass „solche Vorfälle wieder und immer wieder passieren“. Er könne keinem empfehlen, offen mit einer Kippa herumzulaufen, sagte Königsberg.

Genau dazu, als Zeichen gegen Antisemitismus, rief die Jüdische Gemeinde zu Berlin wenige Tage nach dem Übergriff auf. Zu der Solidaritätsaktion unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ waren alle Berlinerinnen und Berliner geladen. „Wir dürfen den öffentlichen Raum weder islamistischen noch rechtsextremen Antisemiten überlassen.“, sagte der Sprecher des Berliner Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Levi Salomon. „Wir müssen diesen Kampf aufnehmen und in der Öffentlichkeit wieder sichtbar werden“.