HAVEMANN-STIFTUNG

Stabilität für ein Stück Geschichte

Die Robert-Havemann-Gesellschaft ist ein lebendiges Archiv der DDR-Opposition. Mitten aus Prenzlauer Berg wirkt sie nach ganz Deutschland. Und darüberhinaus. Jetzt erhält sie eine dauerhafte finanzielle Basis von Bundesregierung und Berliner Senat. Eine längst fällige Anerkennung, in die ein kleiner Wermutstropfen fällt.

 

Es ist ein wichtiges Signal: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Land Berlin haben beschlossen, die Robert-Havemann-Gesellschaft zukünftig gemeinsam dauerhaft zu fördern. Diese institutionelle Förderung soll ab dem Jahr 2018 die bisherigen zeitlich begrenzten Projektförderungen ablösen. Damit werden die Voraussetzungen für eine langfristige Sicherung der Havemann-Gesellschaft geschaffen. Statt unterschiedlicher Summen für einzelne Projekte erhält die Gesellschaft eine stabile Basisförderung.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Finanzielle Sicherheit, doch Standortwechsel: Das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft muss aus der Schliemannstraße ausziehen. Foto: al

„Wir freuen uns sehr, dass wir dann endlich die Planungssicherheit bekommen, die wir brauchen, um insbesondere unser Archiv der DDR-Opposition weiter professionell betreiben zu können.“, heißt es aus der Gesellschaft. Mit ihren Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen und Bildungsprojekten trägt sie maßgeblich dazu bei, dass diejenigen nicht in Vergessenheit geraten, die den umfassenden Machtanspruch der SED in der DDR in Frage gestellt haben. Arbeitsgrundlage der Havemann-Gesellschaft ist das von ihr getragene Archiv der DDR-Opposition, das die Materialien der Bürgerbewegung sammelt, bewahrt und erschließt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters begründet die Entscheidung: „Die Arbeit der Havemann-Gesellschaft hilft uns eindrücklich zu verstehen, was eine Diktatur ausmacht.“ Das Bewusstsein für den Wert der Freiheit lebendig zu halten, sei heute drängender denn je. 

In die gute Nachricht finanzieller Stabilität fällt jedoch ein Wermutstropfen. Ende Juli muss die Gesellschaft ihr Archiv am Standort Schliemannstraße räumen. Ein Eigentümerwechsel macht den Auszug notwendig. Derzeit wird nach Alternativen für die umfangreiche und einzigartige Sammlung gesucht.

Eine Möglichkeit wäre, dass die Havemann-Gesellschaft komplett nach Lichtenberg zieht. Dort, auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße, hätte sie genügend Raum und zugleich einen auch kulturell geeigneten Standort. Auf dem Areal ist u.a. das Archiv der Stasi-Unterlagen sowie eine  Dauerausstellung zur Repression in der SED-Diktatur untergebracht. Hier hatte Stasi-Chef Erich Mielke seinen Dienstsitz.

 

Zum 17. Juni 2016, dem Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR 1953, eröffnet die Havemann-Gesellschaft im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale ihre Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“. Die Schau zeichnet in Bildern, Dokumenten und Schriften die Vorgeschichte, den Verlauf und die Folgen der friedlichen Revolution 1989/90 nach. Sie wendet sich an Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Für dieses Vorhabens hat die Kulturstaatsministerin aus ihrem Etat rund 700.000 Euro bereitsgestellt. Die Berliner Lotto-Stiftung steuerte 250.000 Euro bei. 

-al- April 2016