FLÜCHTLINGE

Unterstützung, ganz unspektakulär

Sie wollen einfach nur unterstützen. Die, die Hilfe dringend brauchen. Im Umfeld der Flüchtlingsunterkunft in der Straßburger Straße hat sich ein UnterstützerInnenkreis formiert. Im Dezember gründet er sich offiziell. Und sucht weitere Menschen, die helfen wollen und können.

Ihre Mutter war selbst Flüchtling. Möglicherweise kann sich Ines Stürmer deswegen besonders gut in die Lage von Menschen versetzen, die ihre Heimat verlassen müssen und in der Fremde nach einem neuen Zuhause, einem Ort für sich suchen. Die kaum etwas mitbringen, außer ihrer Angst und ihren Erinnerungen an Krieg, Gewalt, Intoleranz. Die in ein Land kommen, in denen alles fremd ist: Die Sprache, die Lebensweise, die Verwaltungsvorgänge. Ganz unproblematisch zu helfen, am Bedarf der Menschen aus Syrien, Bosnien, Serbien und Afghanistan entlang, ist Anliegen von Ines Stürmer, ihrem Mann Henry Koch und dem Kreis der Menschen aus Prenzlauer Berg, die sich im Sommer rund um die Flüchtlingsunterkunft in der Straßburger Straße gefunden haben.
Sie wollen auch der alltäglichen und öffentlichen Ablehnung von Flüchtlingen etwas entgegensetzen. Rund 200 Menschen leben in der sogenannten Erstunterkunft unweit des Teutoburger Platzes, davon 80 Kinder. Es ist ihre erste Station in Deutschland, hier leben sie in einfachen Verhältnissen, bleiben drei Monate bis zwei Jahre, während ihr Antrag auf Asyl läuft.
„Sie müssen ankommen, sich orientieren, die Sprache lernen“, beschreibt es Ines Stürmer gegenüber den „Prenzlberger Ansichten“. Dabei will sie der UnterstützerInnenkreis begleiten, in enger Abstimmung mit der Heimleitung. Es fehlt an vielem Notwendigen:
an Kleidern, Schulmaterial, persönlichen Kontakten, Unterstützung bei Behördengängen, Sprachkursen. Einiges hat der Kreis schon auf den Weg gebracht. Er betreibt eine Kleiderkammer, eine Hausaufgabenhilfe wird ausgebaut, eine Krabbelgruppe eingerichtet, ein Spendenkonto eröffnet. Für alle diese und weitere Aktivitäten sucht der Kreis, der u.a. vom Verein „moskito“ unterstützt wird, noch weitere Mitwirkende.
Der UnterstützerInnenkreis Straßburger Straße trifft sich am 6. Dezember ab 19 Uhr zur offiziellen Gründungsveranstaltung in der Fehre6, Fehrbelliner Straße 6. Mit dabei ist der syrische Musiker Abdul Kader Asli, gezeigt wird zudem ein Dokumentationsfilm über eine Flucht von Syrien nach Berlin.

-al- (Nov 2014)
Kontakt:  u_strassburger@posteo.de

Netzwerk kritisiert Container-Unterkunft
Neben der Erstunterkunft in der Straßburger Straße gibt es im Bezirk Pankow zwei weitere sogenannte Gemeinschaftsunterkünfte. Neue Unterkünfte sollen als Containerdorf in Buch und Karow entstehen. Diese Form der Unterbringung wird vom Netzwerk für Demokratie und Respekt kritisiert: „Die Errichtung eines Container-Dorfes zur Unterbringung der Geflüchteten ist nicht optimal, da es die Geflüchteten daran hindert, sich in die Nachbarschaft zu integrieren. Flüchtlinge sind in Buch und Karow willkommen.“ betont das Bündnis von demokratischen Parteien Pankows und zivilgesellschaftlichen Gruppen: „Wir werden uns auch weiterhin für eine dezentrale und bessere Unterbringung einsetzen und unterstützen die Geflüchteten in jedem Fall.“
Facebook: Flüchtlinge willkommen in Buch und Karow