GETHSEMANEKIRCHE

Fürbitte für inhaftierten Peter Steudtner

Peter Steudtner, Gemeindemitglied der Gethsemanekirche, ist einer von elf Deutschen, die derzeit in der Türkei inhaftiert sind. Der Vorwurf: Terror. „Wachet und betet!“ fordert seine Kirche und hält täglich eine Fürbitte ab. Bis zu 100 Menschen kommen vor allem zu den Montagsgebeten.

 

Zwischen fünf und 30 Teilnehmer kommen jeden Tag 18 Uhr in die Gethsemanekirche. Sie beten für Peter Steudtner, ihr Gemeindemitglied, der seit Anfang Juli in Haft sitzt. Der IT-Spezialist und Menschenrechtler war auf einer Tagung von amnesty international in der Türkei verhaftet worden. Der haltlose Vorwurf: Terrorverdacht. 

Jeden Montag beten in der Gethsemanekirche bis zu 100 Menschen – es ist dann ein ausführliches Fürbittengebet. Der Kantor musiziert, Vertreter der Landeskirche nehmen teil. Nicht zufällig liegen diese Gebete an einem Montag. Auch die Friedensgebete der Gemeinde im Jahr 1989, von denen das Signal und die Bewegung zur friedlichen Revolution in der DDR ausging, waren Montagsgebete. Die Montagsgebete des Jahres 2017 schließen die weiteren deutschen Inhaftierten in der Türkei ein – und fordern für alle die Freilassung.

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Jeden Tag 18 Uhr treffen sich Menschen in der Gethsemanekirche zum Gebet für Peter Steudtner und die anderen in der Türkei inhaftierten Bürgerrechtler. Foto: ekpd

Peter Steudtner weiß um die Gebete seiner Heimatgemeinde. Über seine Anwälte, über seinen  Arbeitgeber, über seine Familie, die mit vielen Gemeindemitgliedern in Kontakt steht. Die Familie darf alle zwei Wochen für zehn Minuten mit ihm telefonieren. In der Haft, in der Türkei, betet er zum gleichen Zeitpunkt wie die Prenzlauer Berger Kirche mit. Auch das gibt ihm und seiner Familie Hoffnung. Seit Mitte Oktober liegt zudem die Anklageschrift der türkischen Justiz vor – ein Anzeichen dafür, dass das Gerichtsverfahren beginnen könnte.

Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirche Prenzlauer Berg Nord hat bereits im Juli, wenige Tage nach der Verhaftung, eine deutliche Deklamation an die türkische Regierung verfasst. „Wir fordern: Lassen Sie Peter Steudtner und die anderen Inhaftierten sofort frei!“ heißt es darin. Und an die deutsche und europäische Politik gerichtet: „Wir fordern Sie auf, nicht nachzulassen in allen Bemühungen, um die Freilassung der Inhaftierten zu erreichen.“ Als Christinnen und Christen seien alle Gemeindemitglieder überzeugt, dass Frieden zwischen den Menschen nur durch Dialog und Verständigung, nie aber durch Gewalt erreicht wird.

Peter Steudtner engagiert sich in der Kirchengemeinde ganz besonders im Sinne von Frieden und Verständigung. Auch in der Haft gibt ihm dieses Engagement Kraft. Seit September darf er in der Haft Briefe verfassen, die er als offene Briefe an Freunde und Unterstützer richtet. Der Briefverkehr läuft über die „Kurve Wustrow“, eine Bildungs- und Begegnungsstätte, für die er auch arbeitet. Diese gibt nach Absprache mit seinen Anwälten, die wöchentlich Kontakt zu ihm haben, einen Newsletter mit dem aktuellen Stand heraus.

„Die Gethsemanekirche ist ein Symbol dafür, dass friedlicher Protest und Dialog Veränderungen bewirken.“, macht der Gemeindekirchenrat deutlich. An der Fassade der Kirche hängt das Transparent: „Freiheit für die zu Unrecht Inhaftierten!“.

-red-, November 2017