ZIONSKIRCHE

30 Jahre Grenzfälle

Das Mauerfall-Jubiläum ist für die Zionskirchgemeinde Anlass, über Grenzfälle nachzudenken. Grenzfälle ganz unterschiedlicher Art – in Gesellschaft, Politik und Kunst. Eine Veranstaltungsreihe begleitet dieses Jubiläumsjahr an diesem ganz besonderen Ort.

Als vor 30 Jahren die Mauer fiel, war die Zionskirche ein Ort oppositionellen Denkens und Handelns. In der Umwelt-Bibliothek, unter dem schützenden Dach kirchlicher Räume, wurde ab Mitte der 80er Jahre eine kleine Zeitschrift gedruckt, die den Titel „Grenzfall“ hatte. Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung waren Themen, die viele Menschen damals zu mutigem Handeln bewegten – auch wenn die Staatsmacht das verhindern wollte. Die Umwelt-Bibliothek wurde 1986 in den Räumen des Pfarrhauses der Zionsgemeinde geöffnet. 

Sie entwickelte sich schnell zu einem oppositionellen Zentrum. Ihre Mitglieder trieben den Vernetzungsprozess zwischen den politisch alternativen Basisgruppen in der DDR voran. Neben den monatlichen Publikationen gab es Diskussionsabende, Lesungen und Ausstellungen mit vom DDR-Regime verfemten Künstlern. Die Bibliothek stellte Literatur zur Verfügung, die der SED-Staat seinen Bürgern vorenthielt.

Zionskirche Berlin Prenzlauer Berg
Grenzgänge heißt das Programm der Zionskirche zum 30. Jahrestag der Grenzöffnung. Foto: FVZK

30 Jahre später lädt die Gemeinde unter dem Titel „Grenzfälle 1989_2019“ zu einer Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen ein. Über Grenzfälle unterschiedlicher Art nachzudenken, Grenzgängern in der Musik und bildenden Kunst, in Gesellschaft und Kirche zu begegnen – das soll in dieser Veranstaltungs- und Ausstellungsreihe möglich werden, mal spielerisch wie in der für den Herbst geplanten labyrinthartigen Rauminstallation auf der Empore der Zionskirche, mal informativ bei Zeitzeugengesprächen und Führungen auch über die Zionskirche hinaus an andere Orte in der Gemeinde und dem Kiez, mal berührend bei Konzerten und Kunstaktionen.

Die Eröffnung findet am 28. April um 18 Uhr in der Zionskirche statt. Ein buntes Programm mit Musik, Gesprächen, Film, Begegnung, u.a. mit Cathrin Pfeifer´s Trio, Marianne Birthler und vielen Überraschungen. Ab dem 5. Mai folgt eine Foto-Ausstellung von Roland Behrmann „Suchen wir das Verbindende – nicht das Spaltende! Suchen wir die Gemeinsamkeiten – nicht die Individualitäten!“ Am 18. Mai folgt der Liedermacher Gerhard Schöne mit seinem neuen Programm „Summen, Singen, Schreien“. Am 26. Mai gibt es eine Wahlparty zur Europawahl. Ab Anfang Juni dann: „Voll der Osten. Leben in der DDR“. Eine Fotoausstellung von Harald Hauswald mit Texten von Stefan Wolle. Und: „Mein Berlin-Wonderland“: eine Ausstellung von Vera Rüttimann. Die Schweizer Fotografin und Journalistin zeigt in Bild und Video ihren Weg von ihrer Wohnung zur Zionskirche, der sie seit 30 Jahren durch die Kastanienallee, den Club ACUD und vorbei an Cafés und Häusern führte, die es längst nicht mehr gibt. Und natürlich in das Universum der Zionskirche, die zu ihrem „Wonderland“ gehört. Ein Zeitdokument 30 Jahre nach dem Mauerfall. Weitere Veranstaltungen in den nächsten Monaten folgen.

-red-, April 2019

Weitere Informationen: www.grenzfaelle2019.de