INSTITUTION AN DER SCHÖNHAUSER

Blumencafé soll raus

Es ist eine schöne, einzigartige Institution in Prenzlauer Berg: Das Blumencafé in der Schönhauser Allee. Mit viel Optimismus und Engagement sind Michael Schaarschmidt und sein Team auch durch das krisengeschüttelte Jahr 2020 gekommen. Nun droht dem Café die Räumung.

Kurz vor Weihnachten bat Blumencafé-Inhaber Michael Schaarschmidt per Videobotschaft um Hilfe. Ein Gericht hatte der Räumungsklage des Vermieters stattgegeben, endgültig und final. „Wir warten auf den Gerichtsvollzieher, der uns den Schlüssel abnimmt“, so Schaarschmidt in einer Mischung aus Ironie und Traurigkeit. Rund drei Jahre schon dauern die Verhandlungen über einen Verbleib des Cafés an. 2017 erfolgte die Kündigung, 2019 die Räumungsaufforderung. Jedes Mal setzte sich Schaarschmidt juristisch zur Wehr, verhandelte indes auch abseits der Justiz über Lösungen. Nun, mit dem Gerichtsbeschluss zugunsten des Eigentümers, sieht es nicht gut aus. Lässt der Vermieter tatsächlich räumen, muss das Café in wenigen Wochen raus. „Gibt es irgendjemanden, der eine Idee hat, wie es weitergehen könnte?“ fragt Michael Schaarschmidt. 

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Soll mit seinem Blumencafé raus: Michael Schaarschmidt bittet um Unterstützung. Foto: PBA/BC

Das Blumencafé vor dem Aus? Undenkbar. Das Café in der Schönhauser Allee besteht seit 27 Jahren, 25 Mitarbeitende hat Schaarschmidt, eine Auszubildende. Und zwei Papageien, Arno und Charlie. Ein grünes, wucherndes Stückchen Großstadt – ein Ort zum Frühstücken, Plauschen, Sinnieren in einer üppigen Pflanzenwelt. Dazu eine Vielfalt an Blumen und Pflanzen zum Verkauf; fachliche Beratung, komplette grüne Arrangements und Dekorationen. Kleiner Dschungel auf 275 Quadratmetern Fläche. 

„Ihr seid ein wesentlicher Bestandteil von Berlin“ bescheinigen die BesucherInnen dem Blumenhaus, ihrem „Lieblingsladen“. Denn natürlich ist das Café auch ein Treff für die Nachbarschaft, fest verwurzelt mit prominenten und nicht-prominenten Stammgästen und Leuten, die rund um das liebenswerte Café leben. Ein kulturelles Kleinod im und für den Kiez. Durch seinem Online-Handel, den das Café 2020 aufbaute, ist es auch in Lockdown-Phasen für seine Kundschaft da. Pflanzengestecke können hier ebenso geordert werden wie blumige Brunch-Pakete.

Woher kann Hilfe kommen? Vom Eigentümer des Hauses, der die Räumung einklagte, wohl kaum. Auf die Bitte Schaarschmidts, doch wenigstens noch im Jahr 2021 am Standort verbleiben zu dürfen, gab es bis Anfang Januar keine Reaktion. Dafür ist die Unterstützung aus ganz Berlin seit dem Hilferuf von Michael Schaarschmidt groß. Gregor Gysi bot seine Hilfe an, auch die Pankower Bezirkspolitik stärkt dem Blumen-Team den Rücken. Falls der Laden nun wirklich raus muss, will Schaarschmidt das Blumencafé fürs Erste online erhalten. Zudem ist er auf der Suche nach einem Ausweich-Laden. Einfach gesagt, schwer zu realisieren in der angespannten Berliner Immobilien-Situation. „Bitte redet weiter über uns“, appelliert Schaarschmidt an seine Kundschaft. Und bleibt, trotz allem, optimistisch. „Es geht immer irgendwie weiter.“

-red-, Jan. 2021

Mehr: http://blumencafe-berlin.de