CARL-LEGIEN-SIEDLUNG

Klima plus Denkmal gleich Modell

Ein lebenswertes, Klima- und Denkmalschutz vereinendes Welterbe-Quartier soll die Carl-Legien-Siedlung nach dem Wunsch ihrer Anwohner:innen werden. Nun starten Grüne Abgeordnete eine Initiative zum „Modellprojekt für Denkmalschutz in der Klimakrise“.

Ist es tatsächlich ein Konflikt, oder lassen sich zwei einzigartige Schutzgüter vereinen? Weil das Grünflächenamt die von Anwohner:innen gepflanzten Bäume aus Denkmalschutzgründen fällen lassen wollte, lud die Gruppe der Engagierten vor kurzem zum öffentlichen Protest (Prenzlberger Ansichten berichtete). Denn ihr Anliegen scheint nur plausibel: Mit Grün und Bäumen für gutes Klima im Quartier zu sorgen – für Schatten und Feuchtigkeit an Hitze-Tagen, für gute Luft in der gesamten Laubsaison. Dies stieß auf Ablehnung von Grünflächen- und Denkmalschutzbehörde, die das historische Erscheinungsbild der Wohnhäuser gefährdet sehen. Nun hat die Gruppe, die die Baumfällungen zunächst stoppen konnte, von Landespolitiker:innen Unterstützung erhalten. Die Grünen Abgeordneten Julia Schneider und Andreas Otto stellen sich hinter die Initiative und regen ein Modellprojekt für klimagerechten Denkmalschutz an. Das soll just die Carl-Legien-Siedlung werden – diese von der UNESCO als einzigartig eingestufte Siedlung Neuen Bauens von Bruno Taut.

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Neue Bäume plus Denkmalschutz: Landespolitiker:innen regen ein Klima-Modell in der Carl-Legien-Siedlung an. Foto: Nadin Kastirke

„Berlin hat die Klimanotlage erklärt.“, so Schneider und Otto: „Der Konflikt in der Wohnstadt Carl Legien ist nicht der erste, der zeigt, dass Denkmalschutz noch nicht unter den Vorzeichen der Klimakrise gelebt wird.“ Dies sei jedoch notwendig, um Quartiere auch in Hitzesommern oder bei Starkregen lebenswert zu erhalten. Die Legien-Siedlung biete die besten Voraussetzungen, dafür ein Pilot zu werden – schließlich gibt es den Willen von rund 40 Bewohner:innen und entsprechende erste Ideen. Diese reichen von den konkreten Bäumen über artenreiche Bepflanzung der bisher eher eintönigen Vorgärten bis zum Vorschlag, die Pflege dieses Grüns in die eigene Hand zu nehmen. 

In einer Zukunftswerkstatt wollen die Engagierten gemeinsam mit Fachleuten aus den zuständigen Ämtern daraus ein gemeinsames Konzept entwickeln. So sollen, so Initiator Carel Mohn, „gesellschaftliche Teilhabe, gesunde Lebensbedingungen und soziale Fairness miteinander in Einklang“ gebracht werden. Bei der zuständigen Bezirksstadträtin Rona Tietje stießen sie damit auf Offenheit. Die beiden Landespolitiker:innen Schneider und Otto protegieren das Vorhaben nun mit ihrer Idee des Modellprojekts. Und sie haben bei der zuständigen Senatsverwaltung nachgefragt, was gegen Baumpflanzungen in den Vorgärten der Siedlung stünde – und ob diese von der Landesregierung erwünscht seien. Das historische Bild zeige von Hecken gesäumte freie Flächen, um die Wirkung der Fassaden nicht zu stören, so die Antwort. Aus diesem Grund seien Bäume in den Vorgärten nicht erwünscht. Weiter entfernt, auf den Fußwegen, sei dies durchaus möglich. Deutet sich da bereits eine Lösung für das Klima-Denkmal-Modell an? Schneider und Otto: „Denkmalschutz bedeutet nicht, dass wir unter unveränderlichen Bedingungen leben, sondern muss sich vielmehr an die (klimatischen) Rahmenbedingungen anpassen.“

-red-, Jan. 2022