THEATER-JUBILÄUM

Die leichte Bühne

Nachrichten Prenzlauer Berg Magazin
Theatergründer und -jubilare: Die Woesner Brothers. Foto: Pfefferberg-Theater.

Ein Theater feiert seinen ersten Geburtstag. Das ist, in diesen an Kultur reichen, doch für Kultur armen Zeiten, etwas Besonderes. Zur zweiten Besonderheit macht diesen Geburtstag das Konstrukt des Theaters: Es ist vereint mit einer gemeinnützigen Gastronomie, von Menschen mit Behinderungen betrieben. Das alles unter dem Label „Pfefferberg“.

Kultur und Sozialwirtschaft gehen auf dem Gelände der alten Pfefferberg-Brauerei an der Schönhauser Allee also eine Symbiose ein. Wer ins „Pfefferberg-Theater“ geht, kann vorher oder hinterher im „Pfefferbräu“-Restaurant ein selbstgebrautes Bier trinken, das selbstbewusst an die Tradition der alten Pfeffer'schen Brauerei am gleichen Standort anknüpft. Im benachbarten „Pfefferbett“-Hostel lässt sich gut und günstig übernachten.
Erfunden, erdacht und gegründet haben das Theater-Sozial-Konstrukt die „Woesner Brothers“ gemeinsam mit dem Verbund für integrative Arbeit (VIA). Die Woesner Brothers, die tatsächlich Brüder und Zwillinge sind, bringen ihr Know-How in Entertainment und Bühne ein, der VIA seine sozialwirtschaftliche Kompetenz. Die alte Schankhalle auf dem Pfefferberg-Gelände samt Gebäuden drumrum wurden in den vergangenen Jahren saniert und für Kunst und Kulinarik ausgestattet.
Doch nun zur Bühne und ihrem kleinen Jubiläum, das sich am 20. September vollzog. Wer ins Pfefferberg-Theater geht, den empfängt es von seiner humorigen Seite, mal boulevardesk im besten Sinne, mal komisch in Anlehnung an die Klassiker des Genres. Mit ihrem leichten, unterhaltsamen Profil ist die Bühne eine singuläre Erscheinung in der Theaterlandschaft des Prenzlauer Berges, steht neben etablierten oder experimentellen Theatern wie Ballhaus Ost und Theater unterm Dach, Schaubude und bat Studiotheater.
Der Spielplan frönt der Comedy: Im Programm hat das Ensemble etwa die Prenzlauer-Berg-Revue „Drei Mamas vom Kollwitzmarkt“, die mit Klischees und eigenwilligen Figuren agiert, oder die Burleske „Zwei Genies am Rande des Wahnsinns“. Klassiker des Welttheaters wie Shakespeares „Romeo und Julia“ oder Goethes „Faust“ werden zu „Chaos in Verona“ und „Zur Hölle mit Faust“. Mit letzterem startete das Haus vor einem Jahr in das Wagnis eines festen Theaterbetriebes.
Gespielt wird in wechselnder Schauspielbesetzung unter der Regie und auch teilweisen Autorschaft der Theater-Brüder Woesner. Gastspiele und ein Kinderprogramm ergänzen das Repertoire des Abendspielplans.
Dazu kommen einmalige Abende, die das Pfefferberg-Theater auch im Kabarett-Milieu verankern. Etwa die Verleihung des Satirepreises DER EDDI, der 2014 zum zweiten Mal vergeben wurde und auf den langjährigen „Distel“-Autoren und Regisseur Edgar Külow zurückgeht. Erhalten hat ihn in diesem Jahr die als „Kanzlersouffleuse“ bekannte Kabarettistin Simone Solga. Auch für Fachtagungen wie etwa die Konferenzen der Peter-Hacks-Gesellschaft bietet das Pfefferberg-Theater einen Ort.
Nach der ausgiebigen einjährigen Geburtstagsfeier gehts für die Woesner Brothers und ihr Ensemble nun wieder in den Theateralltag, die zweite Runde: Am 17. Oktober steht die Premiere des Stücks „Heiratsantrag wider Willen“, einer Komödie sehr frei nach Tschechow, auf dem Spielplan.
-al- (Okt 2014)