WINSKIEZ

Quartier für Insekten

Tatsächlich findet, wer aufmerksam durch den Winskiez streift, das, was viele urbane Kieze inzwischen ausmacht. Begrünte Baumscheiben und bepflanzte Wände; Wildwuchs auf Balkonen und den wenigen Freiflächen. Als wollte der Kiez Wettbewerbsgewinner in einer neuen Kategorie werden: Bester Gastgeber für Insekten.

Der Wettbewerb lautet „Das brummende, summende Fensterbrett“ und ist der diesjährige Wettbewerb der Grünen Liga Berlin, die an der westlichen Grenze des Winskiezes ihren Stammsitz hat. Mit unterschiedlichen Programmen und Aktionen ruft die Umweltinitiative seit Jahren dazu auf, den Stadtbezirk grüner, lebenswerter zu gestalten. Ob in Hinterhöfen, auf Balkonen oder durch Urban Gardening. 

In diesem Jahr geht es ums Fensterbrett. Das kann zum Paradies für Insekten werden, die wir auch in der Großstadt so dringend brauchen. Denn „jede Kleinstfläche zählt, wenn es darum geht, Berlin grüner und vielfältiger für die kleinen summenden, brummenden Berliner zu machen“, so die Grüne Liga. Gesucht werden in diesem Jahr „Berlins attraktivste Immobilien für Insekten“. Was sie brauchen: Grün, reiches Nahrungsangebot und einen Unterschlupf für die Nacht.

 

GÜNSTIGE IMMOBILIEN-ANGEBOTE

Das alles ist bereits auf dem Fensterbrett machbar, sagt die Grüne Liga. Gesucht werden deshalb vorbildliche, lebendige Minigärten. Sie sollen Anreize zum Nachgärtnern setzen, um von- und miteinander zu lernen. Mitmachen können alle Berliner und Berlinerinnen, weit über den Winskiez hinaus. Dabei ist es egal, ob im Topf, Kasten oder auf dem Boden gegärtnert wird. Hauptsache, Insekten fühlen sich dort wohl. 

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Wohlfühlort auch für Insekten: Im Winskiez entstehen Vorbilder fürs summende, brummende Fensterbrett. Foto: al

Was braucht ein solches Minigärtchen für Insekten? Die Grundregeln für insektenfreundliches Gärtnern: Vielfältige Pflanzen. Die unterschiedlichsten Arten sollten sich so ergänzen, dass das Minigärtlein eine lange Blühperiode hat. So finden Insekten fast das ganze Jahr über Nahrung, weil immer etwas blüht. Dafür sind Wildpflanzen gut geeignet. Es sollten auch heimische Sorten sein. Mediterrane Kräuter wie Thymian oder Rosmarin sind bei heimischen Insekten ebenfalls sehr beliebt. Was gilt noch? Keine Pestizide bzw. ohnehin weitestgehender Verzicht auf jegliche Mittel der Schädlingsbekämpfung. Organischen Dünger nach Bedarf verwenden. Das hilft auch den Pflanzen, die unterschiedlichen Dünge-Bedarf haben. In dieser blühenden Mini-Landschaft können dann Insektenhotels aufgestellt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Modelle, die auch selbst gebaut werden können. Dann: Beleuchtung nachts ausschalten, die stört kleine und große Lebewesen. Torffreie Erde verwenden, denn Torf stammt aus trockengelegten Mooren.

 

DOKUMENTATION DER VERÄNDERUNGEN

Die Grüne Liga unterstützt mit solchen und anderen Tipps gern dabei, das Fensterbrett in ein Gourmetrestaurant für Wollschweber und Co. zu verwandeln. Wer beim Wettbewerb mitmachen will, sollte das Entstehen seines summenden, brummenden Fensterbretts und seiner Besucher:innen dokumentieren. Was sprießt und blüht wann? Wer kommt alles zu Besuch – eine kleine Löcherbiene, ein prachtvoller Schmetterling, ein hübscher Brummer?

Wie sie dokumentieren, können die Insektengärtner:innen selbst entscheiden: Filmen, fotografieren, zeichnen, dichten, schreiben – alles ist möglich. Die Dokumentation wird zusammen mit dem ausgefüllten Bewerbungsformular von einer Fachjury beurteilt und die Gewinner:innen ausgewählt. Sie werden bei einer feierlichen Preisverleihung ausgezeichnet. Neben dem Minigarten auf dem Fensterbrett können sich auch Macher:innen von Insektenbalkonen, Schulgärten oder Vorgärten bewerben. Der Wettbewerb endet am 31. August.

-red-, Mai 2021

Mehr zum Wettbewerb: www.grueneliga-berlin.de