König Friedrich II. ließ 5 Windmühlen errichten

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Sehr selten: unsaniertes Haus im Kollwitzkiez

Der Kollwitzplatz war schon 1862 im Bebauungsplan von James Hobrecht eingetragen. Bereits 1695 wurden in der Schönhauser Allee die ersten Bäume an der Landstraße nach Niederschönhausen gepflanzt.

Von 1734 bis 1737 wurde die erste Berliner Zollmauer, ein hölzerner Palisadenzaun, errichtet. Juden durften Berlin nur über das neu eingerichtete Prenzlauer Tor („Judentor“) und durch das Hallesche Tor betreten. Ab dem Jahr 1743 wurden auf der „Schönhausenschen Landstraße“ (spätere Schön­hauser Allee), etwa aber der heutigen Höhe Oder­berger Straße bis ca. zum heutigen Bahnhof Pankow, die restlichen Bäume gepflanzt.
König Friedrich II. von Preußen wies 1748 an, auf einem Gelände, das heute von der Saarbrücker-, Metzer- und Straßburger Straße begrenzt wird, fünf Wind­mühlen zu errichten. Daher der Name „Windmühlen­berg“. Dort standen 1770 dann acht Mühlen, die durch Wege miteinander verbunden waren, die in etwa dem Verlauf der heutigen Straßburger- und Metzer Straße entsprechen. Dass es auf dem Areal auch noch eine prähistorische, eiszeitliche Geröllhalde gab, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Im Jahre 1822 wurden die stadtauswärts führenden Straßen durch einen „Communikationsweg“, der der heutigen Danziger Straße entspricht, miteinander verbunden. Die Straßen waren die „Chaussee nach Pan­kow“ (Schönhauser Allee), die „Prenzlauer Chaussee“ (Prenzlauer Allee), die Bernauische Landstraße (16. Jahrhundert bis um 1803) / Chaussee nach Weißensee (um 1803-1859) / vor dem Königs-Thore (um 1859-1868) / seit 1868 Greifswalder Straße (einen Weg vom Dörfchen Gripheswald in Richtung Spree soll es schon um 1209 gegeben haben) und die „Landsberger Chaussee“ (später und heute Landsberger Allee, von 1968 bis 1992 Leninallee).    
Nachdem im September 1824 die preußische Regierung verfügt hatte, dass alle Friedhöfe innerhalb der Berliner Stadtmauer geschlossen werden müssten, kaufte die jüdische Gemeinde im April 1825 für 5800 Taler ein fünf Hektar großes Gelände an der „Chaussee nach Pankow“ (Schönhauser Allee). Am 29. Juni 1827 wurde dieser Friedhof, der nach Plänen von Friedrich Wilhelm Langerhans angelegt wurde, durch den Rabbiner Jacob Joseph Oettinger geweiht.
Im Frühjahr desselben Jahres (1827) kaufte Christian Friedrich Bötzow die sieben Königlichen Mühlen auf dem Windmühlenberg. In einer Randbemerkung des Königlichen Polizeipräsidiums zu diesem Kauf ist erstmals vom „Prenzlauer Berg“ die Rede. Bötzow verkaufte die Mühlen allerdings am 3. Juli 1828 wieder. Im gleichen Jahr wurde der Lehmpfad, der die „Chaussee nach Pankow“ darstellte, gepflastert.
Am Fuße des Windmühlenbergs versuchte Julius Bötzow 1828/29 seine erste Brauerei/Brennerei zu etablieren. Was jedoch indes misslang.
Ein ehemaliger Kriegskommissar im Stab des Generals von Blücher, der bereits 1825 die Erlaubnis erhalten hatte, vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg vier mehrsitzige Pferdewagen mit Verdeck für den Verkehr einzurichten, durfte mit seinen Wagen ab 1835 auch vom Schönhauser Tor nach Pankow fahren. Der Name des ehemaligen Kriegskommissars: Simon Kremser. Daher noch heute die Bezeichnung „Kremserfahrten“ für 'ne Kutschfahrt in großer, geselliger Runde.

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Sitzen direkt am Kollwitzplatz

Fünfzehn Jahre später, am 1. Mai 1850, richtete die „Concessionierte Berliner Omnibus-Companie“ eine (Pferde-) Buslinie vom Anhalter Tor über den Schloss­platz bis zum „Oestschen Lokal in der Schönhauser Allee“ ein.
„Bullrich Salz“ ist noch heute allgemein bekannt als Hausmittel gegen Sodbrennen. Der Apotheker August Wilhelm Adolph Bullrich war dessen Erfinder. Er errichtete 1851 in der Nähe des späteren Senefelder Platzes, in der Schönhauser Allee 167, seine Seifen- und Parfümfabrik und stellte dort diese, seine Erfindung her. „Bullrichsalz“ ist indes nichts anderes als Natriumhydrogencarbonat, im Volksmund auch „Natron“ genannt.
Kennen Sie diese selbst gemachte Brause noch, die meist der Großvater an heißen, sonnigen Tagen im Garten bereitete? Etwas Essig wird in einem Glas mit Wasser verrührt, da hinein gibt man Natron und schon reagieren Essig und Natron – Chemieunterricht – Natron ist eine Base – miteinander und es entsteht unter anderem auch Kohlensäure, die sich in dem Wasser dann löst. Zum Nachmachen müssen sie die richtige Menge einfach mal ausprobieren. Handels­üblichen Essig und Natron etwa im Verhältnis eins zu eins verwenden, bei Essigessenz dagegen sehr, sehr vorsichtig sein. 
Im Jahre 1853 wurde die 1842 vom Apotheker August Heinrich Prell 1842 in der Neuen Jacobstraße 26 gegründete „Norddeutsche Lagerbierbrauerei“ vom Putzhändler Jobst Schultheiß aufgekauft und unter dem Namen „Zum Schultheißbräu“ weiter geführt. Prell hatte 1842 zur späteren Erweiterung seines Betriebes auch schon ein Areal an der Schönhauser Allee 39 erworben, das von Schultheiß gleich mit übernommen wurde. Der Brauereiausschank in der Schönhauser Allee wurde indes erst 1860 eingerichtet.
Als Druck- und Ausgleichsstation wurde 1855/56 auf dem Windmühlenberg mit einem Steigrohrturm und einem offenen Reinwasserbehälter das erste Berliner Wasserleitungsnetz gebaut und mit Wirkung vom 1. Juli 1856 in Betrieb genommen. Einen Testbetrieb dieses Wassernetzes hat es bereits ab dem 22. Dezem­ber 1855 gegeben. Das Wasser kam vom Wasserwerk am Stralauer Tor.
Auf Beschluss der Berliner Stadtverordneten wurde am 1. Januar 1861 der größte Teil der Berliner Feldmark, der schon lange zum „Weichbild“ gehörte, in die Stadt eingemeindet. Eine Volkszählung vom 3. Dezember 1861 sprach von 523.678 Berlinern.
Auf dem Windmühlenberg legte am 21. Mai 1864 die Bötzowbrauerei den Grundstein für ein Ausflugslokal.
Und im Jahr 1867 begann man mit dem Bau der geplanten Ringbahn. Bis 1871 entstand zunächst nur der Nordring.
✒ Rolf Gänsrich (Okt 2013)