AUF DEN GRENZEN DES STADTBEZIRKS (TEIL 51)

Behmstrassenbrücke

In dieser Reihe über die Stadtteilgrenzen des Prenzlauer Berg bleiben wir noch am Nordkreuz. Der heutige Verlauf der Stadtteilgrenze ist unkompliziert, während die Teilung der Stadt an dieser Stelle mehreren Umwandlungen unterlag. Im Speziellen durch den Verlauf von S-Bahn- und Bahntrassen.

Ich gehe mit Ihnen im Uhrzeigersinn weiter entlang der Grenze unseres Stadtteils. Aber beginnen wir zunächst am Mauerpark. Ich erläuterte an dieser Stelle bereits im letzten Jahr, dass dieses ehemalige Güterbahnhofsgelände erst am 01.04.2017 zum Prenzlauer Berg kam. Direkt am Ringbahngraben beginnt der Wedding. Der Schwedter Steg, die Verlängerung der Schwedter Straße, ersetzte ab 1999 die 1993 abgerissene Schwedter Brücke (sie verschwand bereits 1968 aus den Ostberliner Stadtplänen) und die zum Prenzlauer Berg gehörte. Direkt neben ihrer Westseite begann bereits der Wedding. Hält man in Richtung Behmbrücke die Hand über das linke Geländer des Schwedter Stegs, ist diese Hand wie früher bereits im Wedding. 

Ab einschließlich der Behmstraßenbrücke gehört in Richtung Norden das gesamte Bahn-Gelände bereits zum Prenzlauer Berg. 

Blicken wir jetzt von der Behmbrücke in verschiedenen Zeitfenstern in Richtung Bösebrücke. Was hätten wir von links nach rechts gesehen?

Jahrhundertwende

Um 1900 hätten wir noch auf keiner Brücke stehen können, da zu diesem Zeitpunkt die Straßen die Gleise niveaugleich an beschrankten Bahnübergängen kreuzten. Die Anordnung der Gleise blieb jedoch so bis fast zum Mauerbau. 

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Blick von der Brücke an der Behmstraße auf den S-Bf. Bornholmer Straße, Foto rg

Im Jahr 1948

Im Jahr 1948: die Kleingärten im Wedding, die S-Bahn-Gleise zur Nordbahn, die S-Bahn-Gleise zur Stettiner Bahn (damals gab es noch keine Richtungsbahnsteige und die Umsteigesituation war in etwa dieselbe wie am Ostkreuz unter dem Ring vor dem Umbau), je zwei Güter- und Fernbahn-Gleise der Stettiner Bahn, der Nordbahn Richtung Ostring, eine Mauer, die Norweger Straße.

Nach dem Mauerbau Ende 1968: die Kleingärten, zwei S-Bahn-Gleise zur Nordbahn, die Gütergleise der Stettiner Bahn auf die S-Bahn-Gleise der Stettiner Bahn verschwenkt, mehrere in sich gestaffelte Mauern mit einzementierten Glasscherben auf der Mauerkrone, wie vor dem Mauerbau die Gütergleise der Nordbahn aus Richtung Güterbahnhof Eberswalder Straße, das ganze zum Rangieren geeignet. Ein mindestens acht Meter hoher, durchsichtiger Maschendrahtzaun aus Fertigelementen, der erst 1983 durch die typische Berliner Mauer ersetzt wurde, Gütergleise vom Ostring, die auf die Stettiner Gleise verschwenkt waren, die S-Bahn-Gleise der „Ulbrichtkurve“ auf den ehemaligen Gütergleisen zum Ostring, die Norweger Straße, die hier Teil der Grenzbefestigung und damit nicht mehr öffentlich zugänglich war, sie war hier Teil des Kolonnenweges der Grenztruppen, die man von der S-Bahn aus auch immer sehr präsent sah. 

Nach der Schließung des Güterbahnhofs Eberswalder Straße 1985 wurde nur noch ein Gleis der Stettiner S-Bahn für Güterverkehr vom Nordring Richtung Nordbahn genutzt.

So sieht es heute aus

Die Situation heute: Die Kleingärten, S-Bahn-Richtungsgleise von Stettiner- und Nordbahn, erst kurz vor dem Bahnhof Bornholmer Straße kommt das ab der Behmbrücke unterirdisch angelegte S-Bahngleis der Ulbrichtkurve wieder ans Tageslicht, zwei Fernbahn-Gleise der Stettiner Bahn, an die in absehbarer Zeit wieder Gleise der Nordbahn, der Kremmener Bahn und neu der Heidekrautbahn angeschlossen werden sollen, zwei weitere Gleise der Stettiner-Bahn, zwei Gleise vom Ostring, die kurz vor der Bösebrücke auf die Stettiner Bahn aufgeschwenkt sind. Wohin sich die Gleise hinter der Bösebrücke verzweigen, in der nächsten Folge.

Rolf Gänsrich, März 2021