KOPENHAGENER STRASSE

Wir spielen wieder draußen

Mehr als 200 Spielplätze besitzt der Bezirk Pankow, rund 90 davon listet das Grünflächenamt für Prenzlauer Berg auf. Zwei sind neu gemacht im Gleimviertel, unter Mitwirkung der Anwohner und des Bürgervereins. Ende Januar wurden sie eröffnet. Ein Test.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Klettern ganz in Orange: Der neue Spielplatz in der Kopenhagener Straße.

Als Urtrieb des Menschen bezeichnete schon Aristoteles das Spiel. Der Universalgelehrte der Antike begründete mit dem Spiel seine Theatertheorie, die erste noch erhaltene des Abendlandes. Viele Jahrhunderte später bescheinigte der Regisseur und Theatergründer Max Reinhardt den Schauspielern, sie seien diejenigen priviligierten Erwachsenen, die ihre Kindheit in die Tasche stecken und einfach drauflos spielen können. 

Bemühen wir die nicht ganz so großen Theorien, gehen wir raus in Alltag und Realität, auf die Spielplätze. Da spielen kleine und große Menschen, junge und ältere. Die Inseln des Spiels sind jetzt im Frühling wieder belebt und laut. An manchen Klettergeräten stehen die kleinen, die spielen wollen, in der Warteschlange.

Lucia kann nicht anders. Wieder und wieder kippt sie vom Kletterseil, das sich frisch zwischen orangefarbenen Hölzern spannt. Wieder und wieder lässt sie sich von ihrer Mutter hinaufheben und balanciert weiter. So beginnt Beharrlichkeit. „Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie schwer davon abzubringen“, sagt die Mutter über ihre 5jährige Tochter. Und es ist ihr anzusehen, dass diese Beharrlichkeit für die Eltern auch anstrengend sein kann. 

Jetzt aber lässt Lucia doch vom Balancieren ab und geht rutschen. Spielpause für die Mutter. Manchmal rutscht sie mit, jetzt will sie lieber ihre emails checken und setzt sich auf eine Bank. Die steht hinter den orangefarbenen Klettergeräten und ist an diesem Frühlingsnachmittag noch leer. Eine Seltenheit eher. Denn der Spielplatz in der Kopenhagener Straße 70 ist wie sein Pedant vis a vis in der Kopenhagener Straße 11 ein beliebter Platz für Familien im Gleimviertel. Lange waren beide Plätze nicht nutzbar, weil die Geräte marode geworden waren. Ende Januar wurden sie wieder eröffnet. Rund 180.000 Euro hat der Bezirk dafür eingesetzt, Anwohner und der Bürgerverein des Gleimviertels beteiligten sich mit Arbeitseinsätzen an der Neugestaltung. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Grün für die Kleinen. Auch der alte „Dschungelspielplatz“ in der Kopenhagener Straße wurde neu gestaltet. Fotos (2): al

Beide Spielplätze verbindet das gestalterische Element der Holzstelen und -elemente. Orange sind sie auf dem größeren Platz an der Kopenhagener Straße 70, grün auf dem kleineren „Dschungelspielplatz“ gegenüber. Der neue „Dschungelspielplatz“ lädt auch vor allem kleinere Kinder zum Schaukeln, Wippen, Rutschen und Klettern ein. Wie ein langes Band ziehen sich die einzelnen Spielelemente um eine mit Büschen bewachsene Insel in der Mitte. In kleinen Holzhäuschen mit Bullaugen lässt sich gut verstecken. Auch hier: Bänke an den Rändern für die Erwachsenen. Wenn all die Büsche und Sträucher des Platzes in dichtem Grün stehen, dann lässt sich hier der großstädtische Dschungel tatsächlich erahnen.

Der gegenüberliegende „Affenspielplatz“, auf dem Lucia jetzt wieder rutschen kann, hat eine komplett neue Ausstattung bekommen. Doch er ist auch noch nicht fertig, wie die beiden Wohngebäude, die ihn säumen. Die große Spielanlage zum Klettern, Hangeln, Schaukeln und Balancieren steht zwar. Auch der Aussichtsturm in Orange ist fertig. Das Wahrzeichen des Spielplatzes indes, die Bronzeplastik „Orang-Utan-Kinder“ von Stefan Horota muss bis zur Fertigstellung des im Bau befindlichen Nachbarhauses noch im Depot verweilen. Erst im  Jahr 2018 wird sie wieder aufgestellt. Dann soll die Fläche auch einen Wasserspielplatz erhalten. Die Anwohner und Nutzer hatten sich im Vorfeld auch eine Möglichkeit zum Gärtnern gewünscht. Laut Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner werden dazu nachträglich von Anwohnern auf beiden Spielplätzen Hochbeete errichtet. Dann können die Erwachsenen nicht nur auf den Bänken sitzen oder beim Klettern helfen, sie können auch Gemüse und Kräuter anbauen, während die Kinder toben.

Lucia würde sogar mitpflanzen, sagt sie. Am liebsten Karotten und Bananen, die isst sie nämlich besonders gern. Bis es soweit ist, klettert sie lieber auf den Aussichtsturm. Und ruft plötzlich ganz laut und winkt. Ihr Freund Benni kommt mit seinem Vater und rennt auf den neuen Aussichtsturm zu, auf dem Lucia nicht mehr zu sehen ist. Schönes Spiel.

-al- (März 2016)