Unbekannte Ecken in Prenzlauer Berg (10)

Oderbruchkippe

Magazin Prenzlauer Berg Zeitung

Der unter „Eingeborenen“ nur „Oderbruchkippe“ (nach „Oderbruchstraße“) genannte „Volkspark Prenzlauer Berg“ entstand auf einem Gelände, das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Ackerfläche, Brachland und Abfallplatz der Berliner Markthallen genutzt wurde.

Ab Ende der 1950er-Jahre wurden weitere Ablagerungsmöglichkeiten für die Berliner Kriegs-, aber auch für die Abrisstrümmer rund um den Alexanderplatz gesucht, da die Bunkerüberschüttungen in Friedrichshain, Gesundbrunnen und am Teufelsberg bereits gefüllt waren. So wurde vom Magistrat entschieden, dass auf den bis dahin mit Kleingärten genutzten Flächen zwischen der Oderbruchstraße und der Schneeglöckchenstraße eine Trümmerkippe angelegt werde. Diese bekam dann zu Verwaltungszwecken den Namen „Oderbruchkippe“. Ab 1963, nachdem die meisten Kleingärten geräumt waren, kamen mit Lkw und der Trümmer-Straßenbahn rund 15 Millionen Kubikmeter Schutt auf diese Fläche. Es entstanden ein Berg von 79 Meter und einer von 89 Meter Höhe mit einem verbindenden Grat.
Auch der Schutt der für den Mauerstreifen abgerissenen Häuser, beispielsweise der der Bernauer Straße, wurde dort abgekippt.
Die letzte Bewohnerin, eine alte Frau, musste ihr Grundstück Ende 1982 für den Volkspark räumen. Die meisten der heutigen Wege sind die ehemaligen Fahrtrassen für die mit Schutt beladenen Lkw. Die Hohenschönhauser Straße war etwa bis zu diesem Zeitpunkt noch eine einfache Chaussee mit eigenem Straßenbahngleisbett Stadt auswärts rechts neben der Straße, auf der die Straßenbahnen in schöner Regelmäßigkeit mindestens einmal pro Woche entgleisten.
Erst mit der Berliner Bezirksreform vom 1. Januar 2001 wurde ein bis dahin formal noch zu Lichtenberg gehörender 20 bis 50 Meter breiter Streifen des Volksparks entlang der Hohenschönhauser Straße Pankow zugeschlagen und erst seitdem ist die Bezirksgrenze auch an dieser Straße selbst. Die sich Stadt auswärts links befindenden Parkplätze, vor dem Berg und auch die mehrstöckigen Plattenbauten mit dem sich anschließenden Tennisklub kurz vor dem Weißenseer Weg gehören schon zu Hohenschönhausen.
Rolf Gänsrich (Juli 2014)