Unbekannte Ecken (16)

Vergessene Kleingärten

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Kleingärten in der Gubitzstraße

Noch bis Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein gab es ein von Prenzlauer Berg bis nach Lichtenberg reichendes riesiges, zusammenhängendes Kleingarten-Gebiet unterschiedlichster Vereine, das zum Teil bereits zur Kaiserzeit um die Jahrhundertwende (1899/1900) eingerichtet worden war und das auch nach dem II. Weltkrieg der Bevölkerung vor allem zur Nahversorgung mit frischem Obst und Gemüse diente.

 

Das Gelände erstreckte sich vom S-Bahnhof Greifswalder Straße entlang der Greifswalder bis zur Gürtelstraße, dann bis zur Landsberger Allee / Leninallee und von dort – zu jener Zeit endete die Storkower Straße noch an der Landsberger – weiter bis zur Möllendorffstraße; umfasste auch die Areale bis zur Goeckestraße in Hohenschönhausen, das Gebiet zwischen Wilhelmsberg (Hohenschönhauser Straße / Weißenseer Weg) bis zum jüdischen Friedhof und von dort wieder bis zur Gürtelstraße.
Geblieben ist ein sehr karger Rest am Volkspark Prenzlauer Berg und noch kleinere, fast schon vergessene Anlagen, über die ich heute berichten möchte. Wobei ich ein bisschen Schiss habe, schlafende Hunde, in diesem Falle halt mögliche Immobilien-Haie, zu wecken, die der Meinung sein könnten, diese letzten Parzellenreste wären doch prima Bauland für hochpreisige Wohnungen. „Wohnungsbau“ ist ja dieser Tage gerade ein Totschlagargument in der Berliner Landespolitik.

Zum „Bezirksverband der Kleingärtner Berlin Prenzlauer Berg e.V.“ gehören insgesamt acht Kleingartenanlagen, darunter zwei an der Bornholmer Straße, vier rund um den Volkspark, über die zwei kleinsten möchte ich heute berichten.
Die Anlage „Berg und Tal“ liegt direkt am Fuße des S-Bahnhofs Greifswalder Straße. Der 1889/90 entstandene Bahnhof (er hieß bis 1946 „Weißensee“) hatte ursprünglich kein Empfangsgebäude und so waren die Kleingärten von dem Platz vor dem Bahnhof direkt zugänglich. Mit der Errichtung dieses Eingangsgebäudes 1985/86 wurde der bei Anwohnern „Zaubertür“ genannte Zugang in dessen hinterer Wand zu den verbliebenen vierzehn Kleingärten geschaffen. Vom Bahnsteig aus kann man das Idyll mit blühenden Bäumen und seltenen Vögeln bewundern. Ja, sogar Waschbären soll es geben. „An die S-Bahn gewöhnt man sich“, sagte mir mal ein Pächter auf meine entsprechende Frage.
Nochmals viel, viel kleiner, ist die Anlage „Prenzlauer Vorstadt“ mit nur sieben Parzellen. Sie liegt direkt an der S-Bahn und erstreckt sich von der Gubitzstraße aus in Richtung Prenzlauer Allee. Selbst vom fahrenden Zug aus nimmt man diese kleine Anlage kaum wahr.
Die Gärten rings um die Preußstraße gehören nicht zu dem Kleingartenverband.
Rolf Gänsrich (Apr 2015)