BERLIN-JUBILÄUM

Metropole über Nacht

Berlin feiert 2020 einen kleinen Geburtstag. Aus der Kernstadt und den umliegenden Gemeinden wurde am 1. Oktober 1920 Groß-Berlin. Über Nacht wurde Berlin zu einer Weltmetropole und zur drittgrößten Stadt der Welt. 100 Jahre danach: Ein Feierjahr mit vielen Höhepunkten.

Das sogenannte Groß-Berlin, das am 1. Oktober 1920 qua Verwaltungsakt entstand, ist das Grundmodell für die Stadt von heute. Vor dem 1. Oktober 1920 waren Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf eigenständige Städte. Zusammen mit etlichen Landgemeinden und Gutsbezirken wurden die heutigen Bezirke eingemeindet. Aus Berlin wurde eine Weltstadt, nach London und New York die damals drittgrößte der Welt. Die Vereinigung prägt die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt bis in die Gegenwart.

Durch den Zusammenschluss von acht bislang selbstständigen Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Berlin auf rund 3,8 Millionen Menschen. Die Fläche verzehnfachte sich von 65,72 Quadratkilometer auf 878,1 Quadratkilometer. Bis dahin herrschte zwischen den Gemeinden „Anarchie“, wie es auch der Stadthistoriker Herbert Schwenk nennt: „Um 1900 bestand bei den 151 Städten und Gemeinden im Berliner Raum ein Nebeneinander von 43 verschiedenen Gas-, 17 Wasser- und 15 Elektrizitätswerken.“ 1912 existierten im Zweckverband 16 verschiedene Straßenbahnbetriebe und damit unterschiedliche Tarife. Und weiter: „Während der Tegeler See den BerlinerInnen als Trinkwasserreservoir diente, leiteten die Gemeinden Reinickendorf und Tegel ihre Abwässer in den See.“

Das Berlin von heute ist im Wesentlichen das Groß-Berlin des 1. Oktober 1920. Und das wird mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in 2020 gewürdigt.

100 Jahre Berlin
Seit 100 Jahren Metropole: Berlin hat 2020 Großstadt-Jubiläum. Foto: pixabay

Eine zentrale Veranstaltung: die Metropolenkonferenz „Q Berlin“ im September. Internationale ExpertInnen diskutieren die drängenden Fragen von Großstädten über Zivilgesellschaft, urbanes Leben, neue Arbeit und Technologien. Was können Städte voneinander lernen – diese Fragen sollen in der 100jährigen Metropole Berlin gestellt und beantwortet werden. Vorgesehen sind zum Jubiläum weiterhin Ausstellungen im gesamten Berliner Stadtraum, Beiträge der Deutschen Kinemathek, der Universität der Künste Berlin, des Architekten- und Ingenieursvereins, von Berliner Sterneköchen und ein Kunstprojekt von Thomas Martin unter dem Titel „Modell Berlin”. Bereits jetzt läuft eine Plakatausstellung. Die Arbeiten von Studierenden der Universität der Künste sind unter dem Titel  „Berlin100 – Metropole über Nacht“ im Roten Rathaus zu sehen. Im März folgt die Medieninstallation „Berlin Sinfonien“. Am Beispiel der drei Dokumentarfilme „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ (Walther Ruttmann, 1927), „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ (Thomas Schadt, 2002) und „Symphony of Now“ (Johannes Schaaf, 2018) lassen die Filmbilder einen Tag in Berlin in den 1920er Jahren, zur Jahrtausendwende und in der Gegenwart Revue passieren – im Roten Rathaus.

Die zentrale Sonderausstellung heißt „Chaos & Aufbruch – Berlin 1920|2020“ und startet im April im Märkischen Museum. Mit Blick auf Berlins Vergangenheit und Gegenwart geht sie der Frage nach: Wie kann Großstadt gelingen? Eine historische und eine aktuelle Zeitebene laden zu einer Entdeckungsreise ein, die von Problemen bis zu Lösungen und deren Zukunftspotenzial führt. Die damals wie heute zentralen Themen Wohnen, Verkehr, Erholung, Verwaltung, Umlands-Anbindung und Zugehörigkeit werden dabei nicht nur historisch und wissenschaftlich untersucht, sondern auch künstlerisch, partizipativ und journalistisch. 

In Berliner Bibliotheken schließlich läuft ab September ein Filmprogramm. Es zeigt Szenen des Alltagslebens - Stadtansichten vom Werden der Metropole und einer Stadt im Wandel. Es zeigt zwei Städte, die nebeneinander existieren: Das alte, historische und das moderne, aufstrebende Berlin. Und der Architekten- und Ingenieur-Verein hat einen internationalen städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Die Entwicklungsvisionen der Großstadtregion „Berlin-Brandenburg 2070“ sind ab Herbst zu sehen und werden in der Veranstaltungsreihe „Städtebauliche Metropolengespräche“ diskutiert. 

-red-, Febr. 2020

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