Brauereien in Prenzlauer Berg (6/12)

Brauerei „Bayerische Malzbier Brauerei - Königstor Max Böhm“

Liebe Leser, irgendwo ist mir bei der Durchnummerierung der Teile hier ein Fehler unterlaufen. Und so folgt auf Teil 9 / 12 nicht 10 / 12, sondern der verlorene Teil 6 / 12 in dieser Reihe.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Die Brauerei stand genau hier, wo sich heute ein Supermarkt befindet.

Die Brauerei von Max Böhm stand ursprünglich in etwa da, wo in der Marienburger Straße heute hinter Kaisers die Einfahrt zu dem großen Hof mit Boesner und diesem Minikundenparkplatz für den Supermarkt ist und wurde später bis an die Winsstraße hin vergrößert. An den Geländen solch kleiner Brauereien kann man ermessen, wie verhältnismäßig groß die Schultheiß-Kultur-Brauerei damals wirklich war. Auch darf man nicht vergessen, dass es mit dem Abfüllen des Bieres allein ja nicht getan ist. Man braucht Darr-Räume für das entstehende Malz, Lagerräume für das Getreide, die Hefe und den Hopfen, einen eigenen Tiefbrunnen, ein Sud- oder Kesselhaus, Platz für die Bierreifung, und damals wurde Bier ja nicht wie heute in Edelstahltanks, sondern noch in Holzfässern gereift. Dann brauchte man Räume für die Abfüllung des Bieres, Pferdeställe, möglichst eine eigene Schmiede, einen eigenen Böttcher (für die Jüngeren, weil ich diese Frage oft bei meinen Führungen gestellt bekomme, der Böttcher das ist der, der die Fässer herstellt oder repariert), einen Heuboden für die Gäule, etwas zum Unterstellen für die Lieferwagen, natürlich noch Laderampen, nicht zu vergessen die Umkleide und das Klo für die Angestellten und, ganz wichtig, die Büroräume für die Verwaltung und den Boss.
Der Name „Bayerische Malzbier Brauerei - Königstor Max Böhm“ irritiert an dieser Stelle sicher. In der Marienburger Str. 17, damals „Am Königstor 24“ (!), wurden 1897 ein Sudhaus, ein Fabrikgebäude und ein Lagerraum durch den ehemaligen Eigentümer Schauwerkers eingerichtet. Es wurde ausschließlich obergäriges Braunbier hergestellt. Braunbier mit seiner rötlichen Farbe produziert man seit 1520 in Franken, es wurde dort aber im 17. Jahrhundert zunehmend durch Weißbier verdrängt. Es schmeckt süßlich-sauer und erinnert an Gewürze oder Rosinen. Die süßen Braunbiere können zum Erstellen von Süßspeisen herangezogen werden. Zu den obergärigen Bieren gehört unter anderen die Berliner Weiße.
Bis 1906 wurde das Gelände „Am Königstor 24“ durch das eigentliche Brauerei- und ein Stallgebäude ergänzt. Max Böhm übernahm 1906 diese Anlagen und erweiterte sie nochmals kontinuierlich. Die Brauerei hieß aber erst 1913 „Bayerische Malzbier Brauerei Max Böhm“. Zusätzlich ließ Max Böhm einen Kühlraum und einen Dampfkessel aufstellen. Zahlreiche Hofüberdachungen folgten bis Anfang der 1930er Jahre. Bereits 1937 wurde die Produktion wieder eingestellt. Das Gelände gelangte 1939 in das Eigentum der Deutschen Hypothekenbank. Ob durch Druck der Nazis oder nur durch wirtschaftlichen, ist für mich hier nicht nachvollziehbar. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude bei einem Bombenangriff zerstört. Auf dem nun freien Areal wurde später, nach der Beseitigung der Trümmer, eine Filiale des „Kaufhallenverbandes“ der staatlichen, volkseigenen HO errichtet. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde diese von „Kaiser's – Tengelmann“ übernommen und modernisiert.
Rolf Gänsrich Dez. 2015, nach einer eigenen Textvorlage aus der Ausgabe Juli 2003