EQUAL PAY IM MÄRZ

Gleiches Geld für einen Tag im Jahr

Prenzlauer Berg Nachrichten Thälmannpark
Der kleine Unterschied: Im Durchschnitt verdienen Frauen 22 Prozent weniger als Männer. Am 21. März wird auf diese Ungleichheit hingewiesen. Foto: al

Über Geld spricht man nicht, heißt das Sprichwort. Geld hat man, heißt es weiter. Frauen haben es oft nicht. Sie verdienen immer noch weniger als ihre Kollegen. Deswegen sind Unternehmen in Prenzlauer Berg aufgerufen, den 21. März zum Tag gleicher Bezahlung zu machen.

 

Es klingt wie eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. Als er zum Casting für einen Werbespot ging und die Honorarsummen auf der Liste sah, stolperte der junge Schauspieler über eine Differenz: Seine Kollegin sollte für den gleichen Auftrag knapp 20 Prozent weniger Geld bekommen. Rege ich mich auf und sag den Castern was oder halte ich die Klappe, damit ich den Job bekomme? fragte sich der junge Schauspieler und stellte die gleiche Frage jüngst an ein Plenum, das sich mit den Geschlechterunterschieden in der Kreativbranche befasste. Weniger Geld für den gleichen Job zu bekommen, gehört für Frauen zu diesen Unterschieden. Trotz Grundgesetz.
Künstlerinnen und Kreativ-Frauen arbei-ten in einer Branche, in der Niedriglöh-ne oder gar Umsonst-Arbeit ohnehin zum Alltag gehören. Es trifft sie also doppelt, weil wenig von wenig noch weniger ist. Der Prenzlauer Berg ist reich an Kreativen wie kein anderer Bezirk, schmückt sich mit Schauspielerinnen und Drehbuchautorinnen, Filmproduzentinnen und Kommunikations-Spezialistinnen. Doch die leben oft an der Armutsgrenze. Wie Eva, die Regisseurin, die neben ihrem Hauptjob im Theater noch alte Menschen pflegt. Manchmal muss sie mit Hartz IV aufstocken.
Ungleicher Verdienst gehört indes auch in anderen Berufen zum Geschäft, weiß die Bezirks-Gleichstellungsbeauftragte Heike Gerstenberger. Eine Statistik darüber, was Frauen und Männer in Prenzlauer Berg verdienen, gäbe es nicht: Wer spricht schon offen über seinen Verdienst? So bleibt der Blick auf den Durchschnitt Berlins: Rund 22 Prozent weniger verdienen Frauen als Männer – für die gleiche Arbeit; dafür, dass sie in Teilzeit arbeiten oder in Minijobs oder in den schlecht bezahlten Berufen der Kreativ- und Sozialbranchen. 
Der 21. März ist ein Tag, auf diese Ungleichheit hinzuweisen. Bis zu diesem Tag, also knapp drei Monate länger, müs-sen Frauen im Schnitt arbeiten, um an den Vorjahres-Verdienst von Männern heranzukommen. Der 21. März wird deswegen schon zum vierten Mal zum Equal-Pay-Day: Unternehmen aus Handel, Gastronomie, Dienstleistung und andere sind aufgerufen, Frauen an diesen Tag einen Rabatt von 22 Prozent einzuräumen, die Summe, die sie im Schnitt weniger als Männer verdienen.
Firmen, die sich an der Rabatt-Aktion beteiligen wollen, können sich hier anmelden:  heike.gerstenberger@ba-pankow.berlin.de
Frauen, die am 21. März gerecht shoppen oder eine andere Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, können sich hier informieren, wer an der Aktion teilnimmt: www.22-prozent.de
Und sie können noch mehr, wie die Gleich-stellungsbeauftragte sagt: Immer wieder darüber sprechen, wie wenig sie verdienen oder ihr Recht auf gleiche Bezahlung einfordern. Auch in der Kreativ-Branche.
-al- (März 2014)