DIE BEZIRKSGRENZE (36)

Prenzlauer Tor

Wir befinden uns in dieser Folge der Reihe noch immer am Prenzlauer Tor / Torstraße. 

Eine Ecke weiter, vor der Tankstelle Prenzlauer Allee / Prenzlauer Berg steht seit 2002 die Skulptur „Tor zum Prenzlauer Berg“ von Hubertus von der Goltz mit seinem auf dem Tor balancierenden Menschen.

Ab 1750 war es, neben dem Rosenthaler und dem Halleschen Tor, eines der drei Berliner Tore, durch das Juden die Stadt verlassen oder betreten durften und hieß daher früher auch „Judentor“.

Die Torstraße verläuft direkt auf der ehemaligen Akzisemauer. Die eigentliche erste Straße innerhalb der Akzisemauer war die Linienstraße, die komplett parallel zur Torstraße verläuft.

Die Akzisemauer wurde ab 1734 errichtet. Zwischen 1867 und 1870 wurde sie, mit samt den meisten Toren, abgerissen. … mehr dazu siehe Text auf der letzten Seite …

Auf der Seite des Prenzlauer Berg, da wir uns auf dieser Tour im Uhrzeigersinn bewegen, ist das fast immer links, stehen Häuser aus der Gründerzeit. Gegenüber, auf der Seite des alten Stadtbezirks und heutigen Ortsteils Mitte, begann an dieser Ecke mal das „Scheunenviertel“. Es wurde nach dem Ersten Weltkrieg, aufgrund der Hyperinflation und des entsprechenden Geldmangels nur zögerlich abgerissen. Und so stehen zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Zolastraße recht langweilige, viergeschossige, plus Parterre, Wohnbauten aus der Zeit der Weimarer Republik.

Zolastrasse Berlin Prenzlauer Berg
Die Zolastraße von der Torstraße aus gesehen, Foto: rg

Das Scheunenviertel war sehr eng bebaut. Aufgrund der schlechten hygienischen Zustände galt es als Hort sowohl des Verbrechens, als auch von Krankheiten und wurde daher als Ärgernis für weite Teile der Berliner Bevölkerung angesehen.

Im Jahr 1670 hatte Kurfürst Friedrich Wilhelm aus Brandschutzgründen den Unterhalt von Scheunen innerhalb des Stadtgebietes untersagt, um 1672 ordnete er den Bau von 27 Scheunen in unmittelbarer Nähe der damaligen Stadtmauer an. So entstand das Scheunenviertel. Der Alexanderplatz war zu jener Zeit ein Viehmarkt, für dessen Betrieb große Mengen Heu und Stroh benötigt wurden. Friedrich Wilhelm I. befahl 1737 allen Berliner Juden, die kein eigenes Haus besaßen, ins Scheunenviertel zu ziehen.

Die Torstraße ist hier sehr laut. Bis zur … man muss ja in diesem Falle „Wiederinbetriebnahme“ sagen, obwohl sich wohl niemand mehr an die Stilllegung dieser Strecke am 17.12.1966 erinnern wird … der Strecke Prenzlauer Tor über die Karl-Liebknecht-Straße zur Dircksenstraße, fuhr die Straßenbahn aus der Prenzlauer Allee kommend, sehr quietschend in die Torstraße hinein. Der Fußweg in der Torstraße ist auf beiden Seiten so schmal, dass nicht einmal Platz für Straßenbäume ist. Das macht die Torstraße insgesamt sehr laut und sehr schmutzig.

Kurz vor der Ecke Zolastraße gibt es auf einer bis heute nicht bebauten Kriegslücke einen Spielplatz. Die Zolastraße ist die direkte Verlängerung der Straßburger Straße aus dem Prenzlauer Berg. Sie hat nur zwei postalisch relevante Hausnummern: 1 und 1a.

Mit nur vierzig Metern Länge zählt sie zu den kürzesten Straßen Berlins. Eine genaue Liste mit den Straßen Berlins nach Länge sortiert, gibt es leider nicht. Die kürzesten Straßen sind, nach der Verifizierung mehrerer Quellen durch mich:

Eiergasse – 16 m – im Nikolaiviertel in Mitte

Pohligstraße – 19 m – Tempelhof-Schöneberg

Am Gartenheim – 30 m – Steglitz-Zehlendorf

Kantstraße – 30 m – Steglitz-Zehlendorf

Ginsterheide – 31 m – Steglitz-Zehlendorf

Die kürzeste Allee in Berlin ist übrigens mit 50 Meter die Thusnelda-Allee in Moabit.

Im nächsten Monat möchte ich mich an dieser Stelle der Volksbühne widmen, deren gewaltiges Bühnenhaus vermutlich höher, als die Zolastraße lang ist und von ihr nur eine Kirschkernspucklänge entfernt ist.

Rolf Gänsrich, Sep. 2019

www.rolfgänsrich.wordpress.com