PFEFFERBETT

Hotel für Obdachlose

Ein Bett, ein Bad, Frühstück und Abendessen – im diesjährigen Winter wird das „Pfefferbett“-Hostel zum Hotel für Obdachlose. Weil die Kältehilfe mehr Raum braucht, nimmt das Hostel in der Christinenstraße Menschen ohne Wohnsitz auf.

Für Hostel-Leiter Mirko Meinert schaffen die neuen Gäste seines Hauses eine Win-Win-Situation. Denn wenn Hotels und Hostels wegen des pandemiebedingten Verbots von touristischen Übernachtungen leer stünden, gleichzeitig aber Tausende Menschen auf der Straße leben müssten, mache es einfach Sinn, sie in Hostels unterzubringen, so Meinert. Insgesamt 90 Schlafplätze bietet das Hostel an. Es ist eines von drei Berliner Hotels, die sich für Menschen ohne festen Wohnsitz öffnen. Das Besondere bei „Pfefferbett“: Hier können Frauen und Männer gleichzeitig übernachten. Der Bezirk Pankow finanziert die Unterkünfte. 

Win-Win auch für die Berliner Kältehilfe. Damit Obdachlose in diesem Pandemie-Winter beim Übernachten den Mindestabstand einhalten können, musste sie die Plätze in ihren bisherigen Unterkünften reduzieren. So brauchte sie mehr Raum für ihre Betten. Insgesamt 1.000 Schlafplätze stehen durch die Hotel-Beteiligungen in ganz Berlin zur Verfügung. Schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Menschen leben in der Hauptstadt auf der Straße. Bei „Pfefferbett“ erhalten Frauen und Männer bis zum 31. März einen Schlafplatz. Sie werden von drei SozialarbeiterInnen und Ehrenamtlichen des Internationalen Bundes begleitet.

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Bietet Zimmer für Obdachlose: Das „Pfefferbett“-Hostel. Foto: Daniel Wetzel

„In den vergangenen Jahren bekamen wir von den Bezirksämtern leer stehende Räume. Um die komplette Möblierung und Ausstattung der Unterkünfte mussten wir uns selbst kümmern.", so Claudia Nickel, Bereichsleiterin Wohnungslosenhilfe beim Internationalen Bund. „In diesem Jahr sind wir in der komfortablen Situation, die Infrastruktur des Hostels nutzen zu können. Das erleichtert vieles.“

Neben einem möblierten Zimmer können Schlafgäste auch die Duschräume und den Aufenthaltsraum zum Essen nutzen. Allerdings gibt es pandemiebedingte Einschränkungen. Claudia Nickel: „Gemeinsam mit dem Hostel haben wir entsprechende Hygienemaßnahmen erarbeitet und Szenarien durchgespielt; wir sind gut vorbereitet.“

Konkret bedeutet das: Bei der Ankunft im Hostel messen die Mitarbeitenden zunächst die Körpertemperatur. Sie verteilen Masken, erklären die Regeln und begleiten die Männer und Frauen auf die Zimmer. Auch die Zimmer- und Bettenverteilung findet unter Einhaltung der Abstandsregeln statt. So schlafen zum Beispiel in einem 8-Bettzimmer maximal vier Personen; in einem 4-Bettzimmer maximal zwei Personen oder eine Gruppe, die tagsüber zusammen unterwegs ist.

Für das Team des Hostels sind die neuen Gäste willkommen. Neue Bedingungen haben die Hostel-Leute vor der Öffnung ausgearbeitet und erprobt. So wurde beispielsweise durchgespielt, wie das Team mit Verständigungsproblemen und alkoholisierten Gästen umgeht. Klare Hausregeln verbieten Alkohol auf den Zimmern, Waffen und auch Hunde müssen leider draußen bleiben. „Wir bieten den obdachlosen Gästen den gleichen Service wie zuvor den touristischen Gästen“, sagt Leiter Mirko Meinert. 

„In dieser schwierigen Zeit ist es besonders wichtig, die Unterstützungsangebote für obdachlose Menschen aufrecht zu erhalten und ihnen wenigstens für die Nacht einen warmen, sicheren Ort mit Hygieneschutzmaßnahmen anzubieten“, sagt Claudia Nickel.

Die Unterkunft im Pfefferbett Hostel öffnet täglich um 18.30 Uhr und schließt morgens um 8 Uhr mit der Ausgabe eines kleinen Frühstückpakets. Der letzte Einlass ist um 22 Uhr.

Mehr Informationen, auch für Menschen, die ehrenamtlich mitarbeiten wollen: ib-berlin.de/kaeltehilfe

-red-, Dez. 2020