Mit Musik, Wimpeln und Onkel Philipp

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Der Neue und der Alte: Mark Raddatz (links) und Rudi Hennies organisieren mit einem Nachbarschaftsteam das Straßenfest auf der Choriner Straße. Foto: al

Es ist ein besonderes Fest, das Straßenfest auf der Choriner Straße, das in diesem Jahr im September gefeiert wird. Die Choriner Straße ist ja auch eine besondere Straße, verläuft von Mitte bis Prenzlauer Berg, versammelt kleine Läden, kreative Bewohner und die Lust am gemeinsamen Erleben miteinander. Ein Arbeitsstand der Planungen für Fest Nummer 18.
Die bunten Wimpelreihen, die quer über die Straße von Haus zu Haus gespannt sind, symbolisieren das ganze Jahr über, und vielleicht aufs Schönste, was dieses Straßenfest auf der Choriner Straße ausmacht: Sie verbinden die Nachbarn miteinander. Von Fenster zu Fenster, von Balkon zu Balkon. „Das ist ja auch die Idee dahinter, dass man beim Nachbarn klingelt, um die Wimpel aufzuhängen und so miteinander in Kontakt kommt“, sagt Rudi Hennies im Gespräch mit den „Prenzlberger Ansichten“. Der frühere Vorsitzende des Vereins „Choriner Straßenfest“ und sein Nachfolger, der jetzige Vorsitzende Mark Raddatz, sitzen in der Restauration Walden auf der Choriner Straße und berichten von den Vorbereitungen für das Straßenfest Nummer 18. Sie berichten im Doppelpack, der „Alte“, der dem Organisations-Team mit seinem langjährigen Veranstalter-Wissen zur Verfügung steht, und der „Neue“, der im vergangenen Jahr das Bandprogramm organisierte und in diesem Jahr erstmals die Veranstaltungsorganisation leitet. Bewohner der Choriner Straße beide, selbstverständlich.
Doch zunächst dreht sich alles um die Wimpelketten und die Tatsache, dass sie inzwischen beliebtes Fotomotiv bei Touristen geworden sind und immer wieder zu staunenden Nachfragen anregen, was es damit denn auf sich habe. Und dass es noch eine Menge Stoff braucht bis zum 6. September, um noch mehr solcher bunter Wimpelketten zu nähen und quer über die Choriner zu spannen.

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Ein kleines, nettes Nachbarschaftsfest für die Straße, den Kiez und alle, die kommen wollen. Das Fest auf der Choriner.

Das 18. Fest wird diesmal erst im September stattfinden, nicht, wie sonst, direkt in der Sommerzeit. Aus zwei Gründen: Zum einen, weil die Sommerferien in diesem Jahr recht spät sind, und es die aus dem Urlaub heimgekehrten Helfer und Mitmacher braucht. Und zum anderen, weil die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot erst im September Zeit für einen Auftritt hat. Und ohne die anarchische Bläsertruppe von der Choriner geht gar nichts auf dem Straßenfest, ebenso wie ohne Onkel Philipp mit seiner Spielzeugwerkstatt oder der Restauration Walden oder dem Blumenladen. Alteingesessene Choriner, die das Fest seit Jahren mitgestalten und prägen. Im Verein mit den neuen Nachbarn. Denn auch auf der Choriner Straße hat sich mit dem Straßenbild, mit Sanierung und Neubau, die Bevölkerung verändert, erzählt Rudi Hennies, der seit 15 Jahren auf der Choriner lebt. Umsomehr braucht es ein lebendiges Nachbarschaftsfest. „Ich habe noch nirgendwo gewohnt, wo ich so viele Nachbarn wie hier gekannt habe.“
Was also läuft zum 18. Straßenfest? Natürlich werden wieder zahlreiche Bands auftreten, u.a. die BBC Streetband und Michi, die einen Gitarrenladen auf der Straße betreibt, und weitere mehr.
Natürlich gibt es wieder einen Fahrradparcours für Kinder und eine Hüpfburg, Essen und Getränke, kleine Marktstände der ansässigen Läden, und einen Bierstand, an dem Nachbarn für Nachbarn Bier ausschenken. Es wird wieder eine temporäre Ausstellung geben und eventuell Lesungen und noch vieles mehr, was derzeit noch in den Vorbereitungen ist. „Oft entscheiden sich die Leute erst ganz kurzfristig, dass sie mitmachen und was sie machen“, sagt Mark Raddatz. Denn das Fest lebt vor allem von dem, was die Bewohner der Choriner selbst anbieten. „Wir wünschen uns, dass die Bewohner auf der Straße einfach was ausprobieren, wozu sie Lust haben. Wir haben so viele Musiker und Kreative hier“, sagt Rudi Hennies, und erzählt von einer früheren schönen Aktion: Was Nachbarn hören. Da konnte man auf der Straße den Lieblingssound der Bewohner hören. Sie schalteten oben in ihren Wohnungen Radios oder CD-Player an, bis auf die Straße runter baumelten Kopfhörer, an denen man lauschen konnte.

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Unterhaltung, Essen und Getränke, Marktstände und Nachbarschafts-Aktionen machen das Profil des Straßenfestes aus. Fotos (2): Mark-Peter Pistor

Ein nettes Nachbarschaftsfest für alle, die hier leben und rundum, auch für die, die früher einmal hier lebten und alle, die mal schauen wollen. Das war und ist das Fest auch in seiner 18. Auflage noch. Entstanden ist es einst im Kreise der Betroffenenvertretung vom Teutoburger Platz, mitten in der Sanierungszeit Mitte der 90er, als die Sehnsucht nach Ruhe vom Baulärm und nach Zusammentreffen mit neuen und alten Nachbarn groß war. Erstmals wurde 1995 die Straße zwischen Schwedter Straße und Schönhauser Allee komplett für Autos gesperrt, wurden Tische und Bänke, Stände und Zelte und eine Bühne aufgebaut und ein Nachbarschaftsfest gefeiert. Damals gab es für die Veranstalter auch Zuschüsse vom Bezirk. Doch die öffentlichen Gelder wurden 2005 gestrichen. Seitdem finanziert sich das Fest ausschließlich über Spenden und ist auch in diesem Jahr auf weitere Förderer angewiesen. „Weil wir den mitwirkenden Musikern, die hier ganz ohne Gage auftreten, gern auch mal etwas Geld in die Hand drücken wollen,“ sagt Rudi Hennies. Und weil auch das Equipement, Bühne und Veranstaltungstechnik, geordert und bezahlt werden müssen.
Aus diesem Grund wird auch eine Reihe an Equipement noch gesucht, ein Transporter etwa und ein Lagerraum. Was noch alles fehlt, das steht auf dem Wunschzettel des Vereins auf der Homepage der Choriner Straße.
Auch Helfer, die sich an der Organisation und Durchführung des Festes beteiligen wollen, sind noch gefragt. Es braucht zum Beispiel noch Aufpasser für die Hüpfburg und Menschen, die gute Cocktails mixen können.

Straßenfest Choriner Straße, am Samstag, 6. September, ab 14 Uhr. Infos, Kontakt, Spendenaufruf und Wunschzettel auf www.choriner-strasse.de
-al- (Aug 2014)