KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Standort-Vita des Sitzenden Knaben

Es kamen richtungweisende Antworten zu meinem Artikel, Ausgabe Januar 2017, zu dem Standort-Werdegang der Skulptur. Besonders möchte ich mich bei einer Mitarbeiterin der Heinrich-Böll-Bibliothek bedanken, die mir den zweiten Standort gezeigt hat, und mir das Buch: Prenzlauer Berg Kunstspaziergänge, von Malwine Hörisch und Wolfgang Krause (Die Redaktion dieses Buches ist das damalige Naturschutz- und Grünflächenamt Prenzlauer Berg, das Erscheinungsjahr der Auflage ist 1998), aus dem Bestand der Pankower Bibliotheken, ans Herz legte. Kurze Zeit später hat mir eine zweite Pankowerin ebenfalls dieses Buch empfohlen.

 

Dort ist zu lesen: „Im Getümmel des alltäglichen Lebens sitzt der Knabe träumend, den Kopf leicht erhoben. Die vom Bezirk 1968 erworbene Plastik hatte bis 1992 einen anderen Platz. Hier an dieser belebten Straßenecke wirkt das Kunstwerk wie ein Ruhepunkt, an dem die Vorübergehenden innehalten und neue Kräfte sammeln.“

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Ehemalige Sitzecke der Skulptur, 1992-1998 Greifswalder Ecke Naugarder

Später, ein jüngerer SPD Politiker unseres Mühlenkiezes, hatte den Tipp zu der Straßenberuhigung und der Umgestaltung des Platzes Erich-Weinert-, Hosemann-, Naugarder-Straße 1997/1998 gemailt, stellte ich eine Email-Anfrage an das Straßen- und Grünflächenamt, des Bezirkes Prenzlauer Berg.

Es kam prompt eine sehr detaillierte Antwort einer dortigen Mitarbeiterin. 

1956 von dem Künstler Werner Stötzer erschaffen,

1968 vom Bezirk Pankow erworben,

1968 bis Oktober 1992 Storkower Str. 120, vor einer Grünfläche, auf dem Gehweg sitzend,

Okt.1992 bis 1998 Naugarderstr./Ecke Greifswalderstr. auf der Fläche, die auch 2 Kastanienbäume beherbergt. 

1998 bis heute 

Die Skulptur sitzt zusammen mit einer neuen Steinquarder Rundbank seitl. auf dem Platz Naugarderstr./Erich-Weinert-Str./Ecke Hosemannstr.

1968 bis 1992 war diese Figur noch mit weniger Straßenlärm bedacht als in der Nachwende Zeit. An der lärmtosenden Greifswalder Straße, gestern zu erleben, zwitschern die Kohlmeisen laut gegen den Autoverkehr an, sogar Passanten entlang der Greifswalder Str. hielten an, um nach den kleinen Vögeln in den Bäumen der Mittelinsel Ausschau zu halten. Unglaublich laut konnten sie mit ihrem Brautwerben den Berufsverkehr übertönen. Sie sind auch Objekt der Vogel-Stadtlärmforschung, die Vögel singen in höheren Frequenzen wenn laute Autos, oder LKWs (90 Dezibel) vorbei brettern.  www.br.de/themen/wissen/voegel-vogel-laerm-licht-stadt102.html

„In Berlin etwa trällern Singvögel bis zu 14 Dezibel lauter als ihre Artgenossen in den umliegenden Wäldern. Henrik Brumm vom Max-Planck-Institut Seewiesens hat schon Werte von 90 Dezibel gemessen. 

Werner Stötzers Jugendskulptur hat mit ihrem derzeitgen Standort eine kleine Oase des Innehaltens erreicht, menschlich betrachtet, einen Altersruhesitz, und ich freue mich auf die nächsten Begegnungen mit dieser, und um diese Skulptur herum.

Astrid Düerkop, März 2017