BERLINER CITY

Neue Stadtwerkstatt

Eine der großen Berliner Baustellen befindet sich ausnahmsweise nicht in Prenzlauer Berg – sie ist im angrenzenden Bezirk. Die historische Mitte rund um den Fernsehturm ist ein Filetstück, wie Investoren gern sagen. Wie sie sich verändern soll, das bestimmen auch Berlinerinnen und Berliner. Die Genese eines nicht enden wollenden Prozesses.

 

Die Diskussionen begannen wohl einst mit dem Abriss des Palastes der Republik und dem Bau des Humboldt-Forums. Sie führten weiter über die Frage, ob der Alexanderplatz mit einem Wolkenkratzer weltstädtischer wäre – und streiften auch die Plattenbauten auf der Fischerinsel, dem ältesten Ort Berlins. Wem gehört die Mitte? Wie soll sie sich entwickeln und verändern? Und wer bestimmt das?

Bestimmen können auch die Berlinerinnen und Berliner. Das große Gremium Stadtwerkstatt geht dafür in die nächste Runde. Seit kurzem hat das Forum, auf dem gesponnen, diskutiert, verworfen wird, in der Karl-Liebknecht-Straße einen eigenen Ort. Hier gibt es die monatlichen Foren als Debatten- und Vernetzungsräume; hier gibt es auch Vorträge und Diskussionen, thematische Projektwerkstätten und vieles mehr rund um die Mitte. 

Alexanderplatz Berlin Mitte
Die Mitte, der Alexanderplatz. Es gibt wahrlich schönere Orte in Berlin. Schöner kann ihn die Stadtwerkstatt machen. Foto: al

Zurück geht die Stadtwerkstatt auf eine Initiative aus dem Jahr 2016. Damals beschloss der Senat von Berlin zehn Bürgerleitlinien, die fortan für den Wandel der Mitte gelten sollten. Die hatten Bürger in einem knapp einjährigen Beteiligungsverfahren verfasst. Die Mitte gehört allen, soll als öffentlicher Freiraum für Leben, Erholung, Freizeit und Kultur erhalten werden, so der Konsens. Kein Zupflastern, stattdessen ein öffentlicher Raum, an dem Kultur und Politik Berlins erfahrbar werden. Ökologisch und nachhaltig, mit einer deutlich sichtbareren und zugänglicheren Spree und deren Ufern. So weit, so gut.

Galt dies zunächst für das Areal zwischen Fernsehturm und Spree, weitete die Stadtwerkstatt das Territorium aus. Nach dem Parlamentsbeschluss zur „Neuausrichtung der Stadtdebatte Berliner Mitte“ gehören nun die Projektgebiete Alexanderplatz, Rathaus- und Marx-Engels-Forum, Molkenmarkt und Fischerinsel dazu. Ebenso einbezogen sind die angrenzenden Bereiche des Entwicklungsgebietes Parlaments- und Regierungsviertel, das Humboldt Forum, die Breite Straße, der Petriplatz und das Gelände des ehemaligen Staatsratsgebäudes mit der European School of Management and Technology.

Mit dem neuen Prozess sollen aus den Strategien konkrete Projekte werden – entworfen und diskutiert von den Bewohnerinnen und Bewohnern. Drei Jahre gibt sich die Stadtwerkstatt dafür Zeit. Die Themenkomplexe Geschichte und Archäologie, Wohnen und Arbeiten, Freiraum, Kultur und Wissenschaft sowie verkehrliche Infrastruktur bilden die inhaltlichen Schwerpunkte.

Wie sich kreative, kulturelle, wirtschaftliche und alltägliche Nutzungen der Stadt fruchtbar ergänzen – dafür existieren bereits Beispiele in der Berliner Mitte. Diese Kreativorte geben Impulse, Stadt neu zu denken und zu schaffen. Sie verlassen übliche Pfade. Das Haus der Statistik oder das neue Museums- und Kreativquartier am Köllnischen Park haben sich bereits auf den Weg gemacht und zeigen, wie solche Kreativorte aussehen können.

-red-, Feb. 2019

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