Berliner Brauereien – Teil 7 von 12

Die Brauerei J. M. Ley

In unserer kleinen Brauereien-Reihe muss ich heute mal etwas abschweifiger werden, denn hier ist die Daten- und Faktenlage wieder relativ dünn und so beachten Sie bitte meine teils recht vorsichtigen, vagen Formulierungen im ersten Abschnitt.


Um 1845 wurde in der Neuen Schönhauser Allee 12 durch Johann M. Ley (wofür das „M.“ im Namen steht, hab ich leider nicht heraus bekommen) die „Bairisch Bierbrauerei“ gegründet und Kellereien dazu eingerichtet. In der Schönhauser Allee 162, einem Gelände, das damals dem Rittergutsbesitzer Herrn Gilka (der seinerseits „Likörfabrikant“ und „k.u.k. Hoflieferant“ war) gehörte, wurde für diese Brauerei ein Gartenausschanklokal errichtet. Wie auch die legendären Braumeister Lipps und Pfeffer, so war auch Ley in der ältesten Bockbierbrauerei Berlins, auf dem Tempelhofer Berg, tätig, bevor er seine eigene Brauerei eröffnete.
Bereits um 1895 wurden sowohl die Brauerei, als auch das Ausschanklokal von J. M. Ley wieder geschlossen. Im gleichen Jahr kam es auf dem Gelände zur Errichtung der „Baruch-Auerbach´schen Waisen-Erziehungsanstalt“ für jüdische Kinder.
Und genau dies ist der Grund, weshalb die Brauerei J. M. Ley so sehr in Vergessenheit geriet: an eben ihrer Stelle fand Geschichtsträchtigeres statt.

Baruch Auerbach (* 14. August 1793 in Inowraclaw in Westpreußen; † 22. Januar 1864 in Berlin) war ein deutscher Pädagoge. Bereits 1833 hatte Auerbach in der Rosenstraße in Mitte ein Waisenhaus für Knaben gegründet, welches später in die Oranienburger Straße umzog. Am alten Standort Rosenstraße gründete er 1844 das erste Waisenhaus für Mädchen. Diese Waisenhäuser waren seiner Zeit beispielgebend für gleichartige Einrichtungen in den deutschsprachigen Ländern. Beide Einrichtungen leitete er bis zu seinem Tod im Jahre 1864.
Baruch Auerbach und seine Frau Emma (1816-1878) wurden auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee bestattet. Im Jahr 1887 wurden die Waisenhäuser zu den „Baruch
Auerbach´schen Waisen-Erziehungs-Anstalten für jüdische Knaben und Mädchen“ zusammengefasst. Dafür wurde ab 1895 in der Schönhauser Allee 162, auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei J. M. Ley, ein Neubau errichtet, der 1897 eingeweiht wurde. Unter Leitung der Architekten Höniger und Sedelmeier entstand ein Ensemble von Backstein-Gebäuden im neogotischen Stil. Für die „Zöglinge“ gab es das Knaben- und das Mädchenhaus, die durch die Turnhalle und andere Gemeinschaftsräume miteinander verbunden waren. Den Vorplatz schmückte ein Standbild Kaiser Friedrichs III. In dem Neubau konnten mehr als 80 Waisen aufgenommen werden, die Rosenstraße blieb als „Außenstelle“ erhalten. 1923 erhielt auch die von Hermann Falkenberg neu gegründete Liberale Synagoge Nord ihren Sitz in dem Gebäude. Nach der Machtergreifung der Nazis wurden dann mitten im II. Weltkrieg 1942 die letzten 89 Lehrer und Zöglinge in das Rigaer Ghetto deportiert. Die Gebäude des Waisenhauses wurden 1945 in den letzten Kriegstagen im Häuserkampf zerstört und 1950 abgetragen. Ein Mauerrest blieb zur Mahnung erhalten. Das Grundstück wurde später mit einer Wohnanlage überbaut. Eine Informationstafel erinnert an die Geschichte des Grundstücks und die mutwillige Zerstörung eines zwischenzeitlich installierten „Denkzeichens“. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts befindet sich an der Stelle ein sechsgeschossiges Wohngebäude dessen typischen „50er-Jahrestil“ man auch heute noch, nach der Sanierung der Gebäude, erkennen kann.
Am 24. Juni 2014 fand durch die „Schwarzkopf-Stiftung“ die Einweihung des „Erinnerungsortes Auerbach´sches Waisenhaus“ statt.
In die letzte vom Waisenhaus noch stehende Wand sind 140 Namen ermordeter Berliner Juden eingraviert.
Rolf Gänsrich, Mai 2015

(Quelle für den letzten Teil: Wikipedia und eigene Recherche)