SCHAUBUDE

Theaterpreis für kleines Welttheater

Die Schaubude Berlin ist ein Solitär. Das Theater für Figuren und Objekte an der Greifswalder Straße vereint Poesie, Witz und die unglaubliche weite Welt der Phantasie auf seiner Bühne. Nun bekommt es den Theaterpreis des Bundes verliehen.

Ein Zuhause für poetische, eigenwillige und experimentierfreudige FigurenspielerInnen ist die Schaubude Berlin seit ihrer Gründung 1993. Der Spielplan des kleinen Hauses an der Greifswalder Straße vereint unterschiedliche ästhetische Handschriften des zeitgenössischen Puppen-, Figuren- und Objekttheaters. Neben Inszenierungen der Berliner Theaterschaffenden enthält er nationale und internationale Gastspiele, insbesondere zum jährlich stattfindenden internationalen Figuren- und Objekttheaterfestival „Theater der Dinge“. Rund 300 Aufführungen präsentiert das Haus pro Spielzeit für Kinder und Erwachsene.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Preiswürdig: Die Schaubude Berlin erhält den Theaterpreis des Bundes. Foto: Schaubude

Etablierte FigurenspielerInnen aus Berlin und ganz Deutschland sind hier ebenso zuhause wie Studierende, etwa des Studiengangs Zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Das internationale Festival für junges Figurentheater „Versuchung“ bringt künstlerischen Nachwuchs aus aller Welt nach Berlin.

Als eines von acht Bühnen in Deutschland erhält die Schaubude Berlin für ihre künstlerische Originärität in diesem Monat den Theaterpreis des Bundes. Eine hochwertige und mit 115.000 Euro hoch dotierte Auszeichnung. Die Begründung der durch Kulturstaatsministerin Monika Grütters berufenen Jury lautet: „Die Berliner Schaubude gehört zu den wichtigsten Figurentheatern Deutschlands. Damit führt sie eine spezifisch ostdeutsche Puppentheatertradition fort, ohne sich auf eine ästhetische Handschrift festlegen zu lassen. Im Gegenteil: Mit seinen vielfältigen Kooperationen, Festivals, Nachwuchsförderprogrammen, mit seinem Angebot für alle Altersgruppen, seinen Genre-Grenzüberschreitungen und seinen entschiedenen Such- und Forschungsbewegungen in digitale Welten gehört dieses kleine Haus zu den kreativen Motoren Berlins.“

Diesen kreativen Motor Berlins prägten bzw. prägen vor allem die jeweiligen künstlerischen Leiter des Hauses. Mit einem kleinem Team führte zunächst Dr. Gerd Taube von 1993 bis 1997 das Haus durch eine experimentierfreudige Startphase. Silvia Brendendal prägte anschließend 18 Jahre lang die Schaubude und etablierte neben dem Kinderprogramm auch einen Abendspielplan und die internationalen Festivals. Tim Sandweg folgte ihr 2015, baut das Profil seitdem aus. „Geschichten, die in Dingen stecken“, lässt er die KünstlerInnen auf der Bühne erzählen. Dazu gehören auch die digitalen Dinge.

Mit der 2. Langen Nacht der Freien Puppen- und Figurentheater startet die Schaubude am 1. Juli in den Monat der Preisverleihung. 17 Inszenierungen an 12 Stunden spielen in allen Räumen, die das Haus zur Verfügung hat – vom Keller bis zur Garage. Comedy, Installationen und Walk Acts zeigen einen großen Ausschnitt dessen, was Figurentheater ausmacht.

Auf das Erleben von Dingen und Figuren muss auch während der Sommerpause nicht verzichtet werden. Ein Ferienprogramm erzählt im Juli und August Geschichten aus dem Hut, Geschichten vom Suchen und Finden und von einer ganz besonderen Muschel.

Dinge, die Geschichten erzählen, gibt es nicht nur in der Schaubude. Auch im Vorübergehen lassen sie sich vernehmen. Die Wundermaschinen des Berliner Objekte-Tüftlers Matthias Hanf locken zum Schaufenster der Bühne. Wer seine Hand auf die Maschinen legt, dem geschieht ein kleines Wunder.

-red-, Juli 2017