MAUERPARK

Die Probe-Saison

Zu laut findet die Mehrheit der Anwohner die Open-Air-Musik im Mauerpark. Beim dritten Runden Tisch zum Thema gab es Lärmschutz-Varianten und einen Ausblick auf eine Saison, in der verschiedene dieser Varianten durchgespielt werden sollen. Sie sollen die unterschiedlichen Ansprüche an den Park vereinen.

 

Schlechte Noten für den Mauerpark: Neben der Lautstärke der wochenendlichen Straßenmusik monieren Anwohnerinnen und Anwohner vor allem den Zustand der Grünflächen, Wege und Freizeit-Infrastruktur. Intakte Wiesen, bessere Spielplätze, Sanitäranlagen und Beleuchtung – dazu angemessene Rad- und Fußwege wünschen sich die 220 Menschen, die an der Online-Befragung der Berliner Senatsverwaltung teilgenommen haben. Und ein Parkmanagement, das Übernutzung, Lärm und Müll entgegenwirkt. Rund 50.000 Menschen sind in der Freiluft-Saison am Wochenende im Park – und hinterlassen Spuren. Aus den Ergebnissen der Online-Befragung will die Senatsverwaltung nun eine Machbarkeitsstudie erstellen und den Park bis 2022 entsprechend instand setzen. Bereits die neue Sieben-Hektar-Fläche westlich des bestehenden Geländes, eingerichtet bis 2020, soll Entlastung bringen. Die ersten Arbeiten an der neuen Grünfläche laufen bereits.

Mauerpark Berlin Prenzlauer Berg
Straßenmusik gehört zum Flair des Mauerparks. Schallmuscheln könnten die Anwohner vor Lärm schützen. Foto: Save Mauerpark

So weit die Absichtserklärungen des Senats. Parallel dazu gibt es seit einigen Monaten einen Runden Tisch, an dem sich AnwohnerInnen und StraßenmusikerInnen, die Initiative „Freunde des Mauerparks“ und Bezirkspolitiker zusammenfinden. Ihr gemeinsames Anliegen: Die unterschiedlichen Interessen von Straßenmusikern und ihrem Publikum und Anwohnern auszugleichen, eine Lösung für den kosmopolitischen Anspruch des Parks und den Ruhe- und Freizeitinteressen der Bewohner zu finden. Nach häufigeren Lärm-Beschwerden hatte es in der vergangenen Saison Razzien der Polizei gegen elektronisch verstärkte Straßenmusik gegeben. Genehmigt sind die Karaoke-Konzerte sonntags im Amphitheater. Alle anderen Konzerte waren bis dahin vom Ordnungsamt geduldet worden. Aus Sorge, die Konzerte könnten ganz untersagt werden, hatte sich eine Musiker-Initiative gebildet und mehrere Tausend Unterstützer-Stimmen für den Erhalt der Parkmusik gesammelt. 

Der jüngste Runde Tisch brachte viele Vorschläge und Optionen, wie angesichts der bald startenden Saison mit den Live-Auftritten internationaler Künstler umgegangen werden kann. Eine Lösung schlugen die Musiker selbst vor: Schallmuscheln, kleine Bühnen-Bauwerke, die die Akustik konzentrieren und die umliegenden Wohnhäuser vor Schall schützen. Kurzfristig könnten mobile Bühnen mit Trennwänden den gleichen Zweck erfüllen. Dieser Vorschlag fand die größte Zustimmung am Runden Tisch. Eine andere Variante: Musik nur an bestimmten, eher weniger gut besuchten Auftrittszeiten zuzulassen, fand indes weniger Anklang. Bezirksbürgermeister Sören Benn brachte alle Vorschläge schließlich auf den Punkt: Man werde in dieser Saison mehrere Varianten ausprobieren: „Wir stehen am Anfang eines Prozesses. Wir experimentieren, probieren und bewegen uns suchend voran.“

-red-, März 2019