Ein Museum als Lebensmittel

Das MACHmit!Museum wird 30 und braucht ein neues Dach. Das erste Kindermuseum Berlins braucht zudem eine solide finanzielle Basis. Wovon das Haus ganz viel hat: Zuspruch und Anerkennung der Besucher:innen.

Bücher sind Lebensmittel. Erst recht in diesen Zeiten, in denen Utopien, Weltentwürfe und Mut gebraucht werden – mehr als der Alltag bieten kann. „Bücher sind Lebensmittel“ heißt die aktuelle Ausstellung des MACHmit!Museums. Mit der lässt sich durch Geschichten reisen, lassen sich gewohnte Dinge neu erleben und ungeahnte Gedanken begrüßen. Möglich sind Besuche im Monsterwissenschaftsinstitut, Reisen durch Sprechblasen in die Comicwelt  oder Treffs mit Elfen und Trollen im Blaubeer-Wald.

In gewisser Weise ist auch das MACHmit!Museum ein Lebensmittel. Für all die Kinder, Familien, die ganz unterschiedliche Lebens-, Geschichts-, Kunstwelten erkunden und entdecken wollen und hier auch können. Durch Machen, Sehen, Hören, Gestalten. Mit allen Sinnen und aller Phantasie. Seit 30 Jahren. Im Oktober feiert das Museum diesen runden Geburtstag. Und auch, wenn es an ganz unterschiedlichen Standorten Zuhause war, der Anspruch, Welt durch Machen zu entdecken, begleitet es von Anfang an. 

LANGE EINSCHRÄNKUNGEN

„Allmählich“ sagt Museums-Chefin Uta Rinklebe Anfang Juni, allmählich laufe der Museumsbetrieb wieder an – nach all den Monaten der Pandemie-Beschränkungen. Wochenlang musste das Haus komplett geschlossen bleiben, dann kamen Zugangsbeschränkungen. Nun, nach dieser langen Zeit, musste auch wieder neues Personal engagiert werden. Das Museum hat mit vielen, vielen phantasievollen Aktionen sein Publikum auch durch diese Zeit des Geschlossen Seins begleitet. Es gab kleine MACHmit!-Tüten vor der Tür, die sich die Kinder für Zuhause abholen konnten. Es gab T-Shirts und wunderbare Einblicke in den Museums-Alltag per Social media. Das alles mit viel Empathie und Engagement und obwohl dem Museum durch die langen Schließungen die Eintrittsgelder fehlten und fehlen. Zu 70 Prozent lebt das MACHmit! von seinen Einnahmen, nur 30 Prozent des Etats kommen vom Berliner Senat. Rinklebe: „Es wird immer angenommen, wir hätten eine solide Finanzierung, aber das ist nicht so.“

DRINGEND NEUES DACH

Und außerdem ist das Dach kaputt. Die schönen Schindeln auf dem Turm und Gebäude der alten Eliaskirche in der Senefelder Straße sind marode, teilweise fehlen sie. Und auch der Rest ist nicht mehr ganz. Schon lange bemüht sich Uta Rinklebe um Gelder, damit das Dach repariert werden kann. Nun gibt es hoffnungsvolle Zeichen von der Lotto-Stiftung. Doch die beantragte Summe allein würde nicht reichen. Andererseits ist sie Bedingung, damit sich andere öffentliche Förderer an der Finanzierung beteiligen – etwa das Bezirksamt Pankow. Ein wenig beißt sich da die Katze in den Schwanz, wie es so schön heißt. Deswegen braucht das MACHmit!Museum dringend Spenden. Wie gewohnt, ist auch diese Spendenaktion mit MACHmit! Phantasie durchzogen. Es gibt Frühstücksbrettchen in Anmutung einer Dachschindel, mit deren Erwerb das neue Dach unterstützt wird. Eine Thüringer Firma soll es sanieren, weil in diesem Bundesland das Handwerk des Schindelbaus noch ausgeübt wird. Schnell, schnell, schnell muss es gehen, damit durch den maroden Zustand nicht noch mehr passiert. Gern möchte Uta Rinklebe die Sanierung noch in diesem Jahr starten.

GEBURTSTAGS-GESCHENK

Es ist ja auch ein besonderes Jahr, das 30. seit Bestehen des Museums. Und ein neues Dach wäre ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. Und so können schon jetzt alle, die das Museum unterstützen möchten, Geld fürs Dach geben. Denn insgesamt braucht das Museum dafür 900.000 Euro.

30 Jahre MACHmit! Begonnen hat es auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37. Aus einem Bauwagen gab es die ersten Museums-MitMachs. Später zog das damalige Team in ein Ladenlokal in der Schivelbeiner Straße. Bis 2000 wurden dort Ausstellungen gezeigt, Projektwochen durchgeführt und Events im Bezirk mit Aktionen begleitet. Seit 2003 nun ist die Einrichtung in der Senefelder Straße untergebracht. Wie schön: Die Elias-Gemeinde schrieb damals das Gebäude aus, weil sie es für eigene Zwecke nicht mehr brauchte. Neben dem MACHmit! bewarben sich auch eine Bank und eine Disko. Das Kindermuseum gewann.

Uta Rinklebe ist seit 14 Jahren Museumschefin, nahezu die Hälfte der Lebenszeit des MACHmit! Sie blickt auf ereignisreiche, spannende Jahre zurück. Dass die UN-Kinderrechte so fest im Museums-Konzept verankert sind, darauf ist sie besonders stolz. Sie werden bei jeder Ausstellung mitgedacht. Und der Kinderrechte-Bus tourt herum und informiert spielerisch über das, was jedem Kind auf der Welt laut den Vereinten Nationen zusteht. 

Am 8. Oktober wird der 30. Geburtstag gefeiert – mit einem großen Familienfest und vielen Überraschungen. Vielleicht gibt es zu diesem Geburtstag dann ein großes Geburtstagsgeschenk: Genug Geld für das Dach. Und eine solide Finanzierung, die dem Museum Stabilität gibt.

Katharina Fial, Juli 2022

Das Museum braucht Spenden für ein neues Dach. Kontakt unter: www.machmitmuseum.de