BÖTZOW-KIEZ

Das Ehrenamt fürs Lesen

Die Tucholsky-Bibliothek ist ein Solitär im Bötzowkiez. Ehrenamtler verleihen die Bücher und kümmern sich um das Lesevergnügen von Kindern. Neue Datenrichtlinien schränken den Bibliotheksbetrieb indes ein.

 

Uta Eggert, die ehrenamtliche Bibliotheks-Koordinatorin, hat eine gute und eine weniger gute Nachricht, wenn sie über die Bibliothek spricht. Die gute zuerst. Die Einrichtung in der Esmarchstraße 18 ist in ihrem Bestand gesichert. Vom Bezirksamt gab es Geld, mit dem das Haus neue Bücher und DVDs anschaffen kann – ausreichend für dieses und das kommende Jahr. Ein Bestand, der ständig aktualisiert wird, ist schließlich das Herzstück jeder Bücherei. Derzeit verfügt die Bücherei über rund 28.000 Bücher, Comics, DVs, MCs und Brettspiele.

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Rund 28.000 Medien hat die Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Bestand. Foto: al

Noch vor einigen Jahren war das nicht so. Die Kurt-Tucholsyk-Bibliothek hatte kaum noch Gelder für neue Medien, musste alte aber nach geltendem Recht aussortieren. (PBA berichtete). Jetzt ist sie wieder ein Quell, aus dem Lesefreudige des Kiezes und darüberhinaus schöpfen können. Das sind jährlich etwa 2.500 Kinder, Jugendliche, Erwachsene. 

 

Raus aus dem Datennetz

Dies also die gute Nachricht. Die weniger gute: Seit 2015 sind diese Besucherzahlen leicht rückläufig, trotz aktualisiertem Bestand. Das liegt an neuen Datengesetzen und daran, dass die Bibliothek ein Solitär ist. Seit 2008 ist sie eine öffentliche Einrichtung, die komplett von Ehrenamtlern betrieben wird, in Kooperation mit dem Bezirksamt Pankow. Etwa 25 Frauen und Männer sichern den Bibliotheksbetrieb. Verleihen Bücher, geben Tipps und Orientierung, veranstalten Lesestunden für die Kinder umliegender Schulen. Gerade Lehrerinnen und Lehrer kommen mit ihren Schulklassen hierher, um die Kinder in die Welt der Bücher und des Lesens einzuführen. Eine gute, sinnvolle Aktion. „Es wird ja gerade wieder diskutiert, dass wir in Berlin in Sachen Bildung Schlusslicht aller Bundesländer sind.“, sagt Uta Eggerer. 

Die neuen Datengesetze schränken den Betrieb nun ein. Die Bibliothek ist vom öffentlichen Datennetz der Berliner Bibliotheken abgeschnitten, weil sie nicht von Haupt-, sondern von Ehrenamtlern betrieben wird. Das hat Konsequenzen für ihren Service. Möchte sich jemand Bücher ausleihen und hat seinen Ausweis vergessen, kann er sie nicht ausleihen, weil die Kurt-Tucholsky-Bibliothek keinen Zugriff auf die Nutzerdaten hat. Er oder sie muss unverrichteter Dinge und ohne Bücher wieder nach Hause – oder sich die Bücher in einer anderen Bibliothek ausleihen. Auch Verlängerungen von Bibliotheksausweisen sind nicht mehr möglich. Das gleiche Prozedere: Die Nutzerin oder der Nutzer müssen in diesem Fall ohne Bücher in die nächste Bibliothek gehen. Wer hat schon Lust, wenn er sich ein paar Bücher fürs Wochenende ausleihen möchte, diesen umständlichen Weg zu gehen? Das Abgeschnittensein vom allgemeinen Bibliotheksnetz führt damit zum allmählichen Wegbleiben von Lesenden.

 

Bleibt nur die Graswurzellösung?

Ist eine Lösung in Sicht? Laut Uta Eggerer eher nicht. Zu klein scheint die Lobby der ehrenamtlichen Büchereien innerhalb des Landes Berlin. Gerade zwei Büchereien werden auf diese Weise in der Hauptstadt betrieben. Die Lösung könnte so eine Graswurzel-Lösung sein: Die Nutzer bleiben ihrer Tucholsky-Bibliothek treu, auch wenn es etwas umständlicher ist. Für sie und ihr Lesevergnügen engagieren sich ja die vorwiegend älteren Ehrenamtler. Einige von ihnen sind ausgebildete Bibliothekare. Sie halten die über 130jährige Tradition der Bücherei im Bötzow-Kiez am Leben. So lange existiert die Einrichtung bereits.

Eine andere Lösung, langfristig und sinnvoll: Eine hauptamtliche Bibliotheks-Angestellte steht für die Bücherei zur Verfügung. Das ist das große Ziel der Ehrenamtler, dafür suchen sie den steten Kontakt mit dem Bezirksamt.

Sie suchen auch immer wieder weitere Ehrenamtliche, die den Betrieb der Bibliothek mit am Leben erhalten. Fünf Tage die Woche hat das Haus geöffnet. Zahlreiche Lesungen finden auch am Abend statt.

Kurt-Tucholsky-Bibliothek, Esmarchstraße 18. Öffnungszeiten: Montag von 14 bis 18 Uhr; Dienstag von 15 bis 19 Uhr; Donnerstag von 14 bis 18 Uhr; Freitag von 14 bis 18 Uhr; Samstag von 11 bis 13 Uhr.  E-Mail: ktb@prokiez.de.

-al- Sept. 2016

Essbares Grün im Kiez

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Ein grüner Trend in Prenzlauer Berg: Hochbeete im öffentlichen Raum, in denen auch Kräuter oder Obststräucher wachsen. Foto: al

Seit der Wiederherstellung des Spielplatzes Ecke Hans-Otto-Straße, Lieselotte-Herrmann-Straße im Herbst 2015 gibt es dort auch drei Hochbeete im Kiez, von denen eines von der Arbeitsgemeinschaft Bürgerbeteiligung des Vereins „ProKiez“ begärtnert wird. Die zwei anderen Hochbeete versorgen die beiden Kitas aus der Umgebung, „Guckloch“ und „Sturmtüten“. Auf den Beeten gedeihen vor allem essbare Pflanzen wie verschiedene Küchenkräuter, Erdbeeren, Stachelbeere oder Ringelblume. Geerntet wird, was reif ist.

Die Gärtnerinnen und Gärtner treffen sich regelmäßig am Donnerstag Abend. Interessenten, die das Essbare Grün im Bötzow-Kiez mitgestalten wollen, sind herzlich willkommen. 

Weitere Informationen auf: prokiez.de