GASTGEWERBE

Wenn kaum jemand kommt

Wenig Gäste, leere Zimmer, geschlossene Cafes und Restaurants – Hotels und Gastronomie gehören zu den großen VerliererInnen des Pandemie-Jahres 2020. In ganz Berlin und im weltoffenen Prenzlauer Berg. Der Tourismusverein Pankow setzt auf neue Ideen und Vernetzung.

Kaum hatten sich die Cafes und Restaurants mit Zelten für das Draußen-Trinken und -Essen bestückt, mit Heizmöglichkeiten - von Feuerstelen bis hin zu Decken und Wärmflaschen -  da traf sie Anfang November der zweite Lockdown des Jahres. „Jetzt sind wir wieder da, wo wir im Frühjahr schon mal waren“, sagte ein Prenzlauer Berger Kneipenbesitzer, schrieb „Alles nur zum Mitnehmen“ auf die Tafel und orderte wieder Verpackungen fürs To-Go-Geschäft. Manche boten Außer-Haus-Verkauf, manche machten ganz dicht. Und zum Ende des Monats November, dem Redaktionsschluss der „Prenzlberger Ansichten“, steht nicht fest, ob und wie es in diesem Winter weitergeht.

Es sieht nicht gut aus, für das gesamte sogenannte Gastgewerbe. Gefühlt nicht, und nicht in nackten Zahlen: Bis Ende September 2020 kamen lediglich 4,4 Millionen TouristInnen nach Berlin – rund 60 Prozent weniger als im Vorjahr. Deutlich weniger als die Hälfte des Vorjahres erwirtschafteten damit die Hotels in den ersten neun Monaten 2020 in Berlin. Die Gastronomie setzte rund 40 Prozent weniger um, trotz leichter Erholungen im Sommer. Der November wird die Einkünfte noch weiter nach unten drücken. Das hat Auswirkungen auch auf die Zahl der Beschäftigten: Elf Prozent weniger Menschen waren in der Branche angestellt als im Vorjahr. Und, auch wenn für Prenzlauer Berg keine Einzel-Daten vorliegen, der Berlinweite Trend lässt sich auch auf diesen Stadtteil übertragen. Der ja ohnehin stark vom Tourismus, der Willkommens- und Genuss-Kultur lebt.

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Urlaub im eigenen Stadtbezirk, Souvenir aus Pankow: Das tic lädt auch Prenzlauer BergerInnen zum Besuch. Foto: tic

Kein leichter Job für Sandra Vogt. Die gebürtige Pankowerin leitet seit dem Spätsommer das tic, das  Kultur- und Tourismusmarketing, gewissermaßen die Schaltzentrale des Pankower Tourismusvereins. Als ausgebildete Touristikerin hat sie jahrzehntelange Erfahrung in Sachen Reiseunternehmen und Tourismus-Marketing. Doch, wo keine Tourismusmessen stattfinden, kann wenig für Pankow geworben werden. Wo eher Einheimische als Fremde in das tic-Center in der Kulturbrauerei kommen, bleiben Touren-Vorschläge, Sehenswürdigkeiten oder kulturelle Highlights unbemerkt – so sie denn überhaupt stattfinden können bzw. geöffnet haben. 

Der Tourismusverein sucht deshalb im Auf und Ab von Lockdown und Lockerungen, Hygiene-Regeln und Kurzarbeit nach einem mittel- und langfristigen Konzept. Schließlich will er den Bezirk mit all seinen Ortsteilen als gleichermaßen attraktiv und sehenswert präsentieren. Regelmäßige Tourismus-Stammtische zum Beispiel führen die MacherInnen der Branche zusammen, notfalls auch digital. Sie dienen einerseits dem Netzwerken, andererseits dem Austausch von Ideen, wie durch diese Krise lanciert werden kann. Und Ideen gibt es inzwischen viele: Hotels bieten ihre leerstehenden Zimmer als temporäre Büros und Alternative zum Home-Office an. Sie schmücken ihre Flure mit Kunstwerken und werden zu zeitweiligen Galerien. Wo möglich, wird das Digitale zum Schaufenster. Im tic selbst gibt es seit kurzem einen Verkauf von Kunstgewerbe, das gehandicapte Menschen der Kaspar-Hauser-Stiftung Pankow produziert haben.

Das alles wird die Umsatzeinbußen des Jahres 2020 nicht kompensieren. Es hält die Branche indes sichtbar. „Die aktuellen Probleme vor allem in der Tourismus- und Veranstaltungsbranche zeigen, wie wichtig Zusammenhalt und funktionierende Netzwerke sind. Daran möchte ich arbeiten.“, sagt denn auch Sandra Vogt.

Mehr zum Tourismusverein: https://tourismuspankow.berlin 

Noch immer gilt die Gutschein-Aktion, mit der auch das Prenzlauer Berger Gastgewerbe unterstützt werden kann, ebenso wie Kultur und Einzelhandel: https://helfen-shop.berlin

-red-, Dez. 2020