PLÄTZE DER ERINNERUNG (I)

Mauerpark, ein Park oder ein Platz zum Treffen verschiedener Kulturen?

„Orte der Erinnerung“ hieß in dieser Zeitung, Mitte der 90er-Jahre, eine Artikelserie über historische Friedhöfe in Prenzlauer Berg. Der Autor Thomas Kuhr knüpft daran an: „Plätze der Erinnerung“ beschreibt Orte, die sich im Laufe der Zeit von ihrer ursprünglichen Planung entfernt haben und neu gedacht wurden. 

Die Flächen vom heutigen Mauerpark wurden, wie in Kartenausschnitten von 1856, 1862, 1877 und 1894 zu sehen, zeitweise als Bauland für Mietskasernen (u. a. von Wilhelm Griebenow) angedacht. Ab 1877 jedoch von der Preußischen Nordbahn für Personenverkehr und von ca. 1894 bis 1960 (1980) als Güterbahnhof genutzt. Durch Mauerbau, bzw. ab 1989, als Lagerplatz und in den Gebäuden des ehemaligen Nordbahnhofs, von verschiedenen Gewerben mit Flohmarkt, als so genannte Übergangslösung gemietet. 

Die Parkgestaltung der neunziger Jahre und derzeitige Bebauungsplanung - als Ausgleich wird der Park vergrößert - könnten sich wiederholt ändern? Teile des Mauerparks wären Übergangslösung? Weil durch das derzeitige Wohnungsbaudefizit in Berlin eventuell alte Bebauungspläne realisiert werden müssen? Glücklicherweise werden diese, durch jahrelanges Engagement mehrerer BürgerInnen und der Einsicht einiger PolitikerInnen, da ebenfalls Defizite von innerstädtischen Grünflächen vorliegen, wohl nicht erfolgen. Nicht bestritten hat jede Epoche ihren Stil. Bedauerlich dabei, dass einige Gebäude des ehemaligen Bahnhofs nicht erhalten werden konnten. Aus verschiedener Sicht eine Herausforderung für Architekten und Experten, mit erheblich gesteigerter Kreativität und Beteiligung, diese behutsam in die Randbebauung des Mauerparks zu implementieren bzw. wiederherzustellen. Trotz Vorgaben zur Baukostenminimierung, sollten nicht nur Zweckform- bzw. Klotzbauten realisiert werden, wie z.B. die Neubauten an Bernauer Straße. Für jede neue Wohnung müsste m. E. ein Baum im Park gepflanzt werden. Gleis-Teilstücke und eventuell historische Waggons, z.B. mit WCs fürs Parkpublikum wären Hinweise auf die Geschichte des Parks. Bedarf es eines weiteren Architekturwettbewerbs?

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Berlin 1877 Alter_Nordbahnhof, Karte: T. Kuhr

Mit der Randbebauung und neuen AnwohnerInnen, teils in Studentenwohnungen und Appartements 

für Einkommensschwache, befürchten KritikerInnen vermehrten Verkehrslärm und Stauphänomene 

z.B. in der Gleimstraße. Obwohl aktueller Untersuchungen der Pkw-Individualverkehr in Berlin stetig sinkt. Warum sollen neue AnwohnerInnen Pkws nutzen, da Tram, Bus, U- und S-Bahn nah erreichbar sind? Beschwerden, wegen Lärm aus dem Mauerpark (u. a. Musikveranstaltungen), sind m. E. wenig zu befürchten. Denn 26 Wochen eines Kalenderjahres liegen im Winterhalbjahr und in Grünanlagen ist es überwiegend ruhig. Im Sommerhalbjahr könnte es vielleicht an 12 Wochenenden etwas lauter im Mauerpark sein. Viele AnwohnerInnen sind dann gewöhnlich in den Semester- bzw. Sommerschulferien und überwiegend Touristen im Park.

Der Mauerpark ist, im Vergleich zu anderen öffentlichen Parkanlagen, nicht mit einer ausschließlich für Ruhe und Erholung bestimmten Fläche zu betrachten. Zudem führt ein historischer Weg, die ehemalige Feld-Straße, mitten durch. Mit Fahrrad gern genutzt für Umfahrungen oder Abkürzungen. Vorteilhaft für Einsatz von Grünanlagenpflege- und ggf. Rettungsfahrzeugen.

Thomas Kuhr (Text und Foto), Mai 2016