Auf den grenzen des Stadtbezirks (Teil 44)

Knabenschule Schwedter Straße

Wir gehen in dieser Fortsetzung weiter entlang der Fürstenberger Straße und damit wieder direkt in den Stadtbezirk Mitte hinein. 

Neben dem gerade im Abriss befindlichen ehemaligen Supermarkt und damit wieder genau gegenüber vom Marthashof befindet sich ein historischer Gebäudekomplex, der vor einigen Jahren denkmalgerecht saniert wurde. Die Schrift über dem einstigen Hauptportal sagt, dass es sich hierbei um die ehemalige 96. Gemeindeschule für Knaben handelt. Das Gebäude ist bereits 1876/77 zusammen mit einer daneben stehenden Turnhalle nach Plänen von Hermann Blankenstein, von dem zum Beispiel auch der einstige Zentralviehhof stammte, errichtet worden. Das Ganze ist ein recht solider Bau und ähnelt dem in der Danziger Straße 50, der gleichfalls von Blankenstein ist.

Im hinteren Gebäude war bis Sommer 2004 eine Zweigstelle der Wilhelm-Busch-Sonderschule untergebracht, seitdem sind dort Künstler der Ateliergemeinschaft Milchhof e. V. eingezogen. 

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In der ehemaligen Knabenschule in der Schwedter Straße befindet sich heute das Freizeithaus am Mauerpark, Foto: rg

Das Schulgebäude an der Straße war Ende der 1990er-Jahre wegen sinkender Schülerzahl nicht mehr für den Schulbetrieb erforderlich, sodass es im Dezember 1999 von anderen Einrichtungen belegt werden konnte. Heute nutzen die Abteilung Jugendförderung des Bezirksamtes Mitte und der freie Träger Kinderring Berlin e.V. das FaM in Kooperation. In das 3. OG ist die Geschäftsstelle des Kinderring Berlin e. V. eingezogen, der das JugendKULTurzentrum im FaM im Erdgeschoss betreibt, im 2. OG befindet sich die kommunale Einrichtung KinderKlub, im 1. OG stehen Projekträume und ein Internetcafé beiden Einrichtungen zur Verfügung. Die an das Vorderhaus anschließende Turnhalle wird nach dem Auszug der Wilhelm-Busch-Schule aus dem rückwärtigen Schulgebäude vom FaM und verschiedenen Vereinen für sportliche Aktivitäten genutzt.

Erst zum Schuljahreswechsel 1953/54 wurden in der sowjetischen Besatzungszone Berlins Anweisungen der Berliner Stadtverordnetenversammlung vom 1. Juli 1948, nach Genehmigung durch den alliierten Kontrollrat für Groß-Berlin, in Kraft gesetzt, nach der die Klassen künftig von den Geschlechtern her gemischt werden sollten. In den anderen drei Besatzungszonen Berlins geschah dies erst nach und nach in den folgenden zehn Jahren und war erst Mitte der 60er-Jahre abgeschlossen. Folgte die DDR dem Beispiel aus Groß-Berlin unverzüglich, so dauerte es in der alten Bundesrepublik bis zum Ende der 60er-Jahre. Heute gibt es noch drei Schulen in Deutschland, die nur für Jungen zugelassen sind: das „Bischöfliche Willigis-Gymnasium in Mainz“, das „Collegium Josephinum in Bonn“ und das „Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen in Regensburg“. Mädchengymnasien wurden als „Lyzeum“ bezeichnet. Es gibt davon kein einziges mehr in Deutschland.

Rolf Gänsrich, August 2020

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