ANTON-SAEFKOW-PARK

Spargroschen für Spielplätze

Prenzlauer Berg Zeitung Kieze
Ein paar Schaukeln und weiter weg ein altes Basketball-Feld. Viel mehr hat der große Spielplatz im Anton-Saefkow-Park nicht zu bieten. In diesem Jahr werden beiden Plätze des Parks saniert und erhalten mehr Spielgeräte.

Lichtblick für den Anton-Saefkow-Park: Das vernachlässigte Areal östlich der Greifswalder Straße bekommt Geld für die Sanierung seiner beiden Spielplätze. Für mehr reicht es vorerst nicht. Andernorts in Prenzlauer Berg braucht es Sponsoren für Spielgeräte.

Emilio hat sehr klare Vorstellungen davon, wie sein neuer Spielplatz aussehen soll. Mit einer Doppelschaukel und einem kleinen Kletterwald, einem Gebilde aus Holz und Seilen zum Klettern, Balancieren und Erklimmen. Auch möchte er eine Märchenfigur mit einer Öffnung, so groß, dass er seinen Kopf durchstecken und sich fotografieren lassen kann.  Sehr wahrscheinlich werden diese und weitere Wünsche des Jungen in Erfüllung gehen. Gemeinsam mit anderen Kindern und erwachsenen Anwohnern des Anton-Saefkow-Parks war Emilio in den vergangenen Wochen aufgerufen, seine Ideen für die beiden Spielflächen des Areals zu skizzieren.
Es sind zwei vernachlässigte Flächen in einem vernachlässigten Park, die mittels Fördergeldern 2014 saniert werden sollen. Für den gesamten Park östlich der Greifswalder Straße stünde eigentlich ein Rundum-Programm an, mit Wegeerneuerung, Grünflächensanierung etc. Dass auf dem 8,5 Hektar großen Areal, gewachsen auf einem der typischen Berliner Trümmerberge, seit Jahren nichts mehr getan wurde, hat Vor- und Nachteile. Der Park hat einen wilden, waldartigen Charakter angenommen – eine Naturlandschaft hinter den Betonbauten zwischen Greifswalder und Danziger Straße. Dabei ist er auch zum Party-Treff jugendlicher Nachtschwärmer und zum Hundeauslaufplatz geworden, Müll und Dreck zieren die Freiflächen. Und auf den einst schönen Liege-Wiesen wuchern die Disteln.
Für den Gesamtpark fehlt dem Bezirk das Geld. Möglicherweise sieht das künftig anders aus, denn vom Denkmal-Status des benachbarten Thälmannparks könnte auch die Anton-Saefkow-Grünfläche profitieren. Möglicherweise fließen dann auch für sie Fördermittel für die Instandsetzung. Doch das ist Zukunftsmusik.

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Die Liegewiese im Anton-Saefkow-Park hat schon grünere Zeiten gesehen.

Jetzt sind zumindest die beiden Spielplätze dran. Der kleinere, ein Kleinkindspielplatz am sogenannten Gärtnerstützpunkt, ist derzeit nichts weiter als eine große Sandkiste, in dem sich Kinder und Hunde tummeln. Der größere, auf dem sogenannten Plateau, hat außer den Rudimenten von Wippe und Schaukel und einem verwahrlosten Basketball-Feld kaum Attraktives vorzuweisen. Der Handlungsbedarf entsprechend: Dringend. Denn rund um den Park, vor allem in der sogenannten „Grünen Stadt“, leben ausreichend junge Familien mit Kindern im Spielplatzalter. Wie Emilio.
150.000 Euro gibt es für die Sanierung der Spielplätze aus Fördergeldern. 150.000 Euro –das klingt nach viel Geld, ist es aber nicht, sagte Leane Benjamin vom Straßen- und Grünflächenamt auf einer Anwohnerversammlung. Entsprechend kreativ ist das Konzept, das Landschaftsarchitektin Christiane Gottwald aus den Wünschen der Anwohner erstellte.
„Wald- und Wiesenspaß im Anton-Saefkow-Park“ überschreibt die Landschaftsarchitektin  ihre Pläne für die beiden Spielflächen, die sie im Anschluss an einen Spaziergang und Diskussion mit Anwohnern entworfen hat. Das vielfach geäußerte Bedürfnis nach Bewegung und Kommunikation hat sie in akzentuierte Gestaltung umgesetzt, dabei den Waldcharakter des Gesamtparks aufnehmend.
Der kleinere Spielplatz soll den Kleinkindern vorbehalten bleiben, mit entsprechenden Spiel- und Kletterelementen wie Holzhütte, Spieltisch und kleinen Wippfiguren. Dazu die schon erwähnte Foto-Figur und einen Schutzzaun, der Hunden das Betreten erschweren soll. Zudem wird die Spielfläche um die neben dem Sandkasten liegende Wiese erweitert.
Mehr Gestaltungs-Spielraum bietet der größere Spielplatz auf dem Plateau des Parks.  Schaukeln, Kletterwald, Balancierstangen und Stufenbarren wenden sich an kleinere und größere Kinder. Neben dem erneuerten Basketball-Feld soll eine Tischtennisplatte aufgestellt werden – das schafft Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sitzbänke umrunden das Areal.
Das Vorhaben trifft auf begeisterte Anwohnerinnen und Anwohner. Als sie die Pläne jüngst begutachteten, gingen sie in ihren Gedankenspielen noch weiter: Ob sich nicht eine Anwohnerinitiative finden könnte, die sich um die Pflege der Spielanlagen und der Grünflächen selbst sorgt – ähnlich der Garteninitiative am Arnswalder Platz? Hier hatten engagierte Bürger den vernachlässigten Platz wieder nutzbar gemacht und sorgen sich seitdem regelmäßig um seinen Erhalt.

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Viel Sand und sonst nichts: Hier sollen Kletter- und Spielgeräte für Kleinkinder errichtet werden. Fotos (3): al

Die Anwohner am Anton-Saefkow-Park wollen dem nacheifern, etwa die Liegewiesen von Disteln befreien und sich auch am Spielplatzbau beteiligen. Sie fühlen sich verantwortlich für ihre Freiflächen.
Dieses Verantwortungsgefühl wächst auch andernorts in Prenzlauer Berg. Denn nicht nur für die Grünflächenpflege fehlt es dem Bezirk an Geld, auch kaputte Spielgeräte können oftmals nicht ersetzt werden. So sind die 150.000 Euro für den Anton-Saefkow-Park ein Glücksfall. Auf den wollten die Anwohner des Spielplatzes an der Marie im Winsviertel nicht warten. Ihr schönes Holzkletterschiff war kaputt und musste abgebaut werden. Um ein neues finanzieren zu können, griff das Bezirksamt zu ungewöhnlichen Mitteln. Per Flyer rief es zu Spenden auf. Und die Anwohner machten mit. So kamen gar mehr als die benötigten 5000 Euro zustande. Das Schiff ist gerettet, ab dem Sommer kann es wieder erklettert werden.
Auch am Helmholtzplatz will das Bezirksamt die Anwohner für ihre Spielgeräte um Zusatzgelder bitten. Berlin-weit stieß dieses Vorgehen finanzieller Bürgerbeteiligung teils auf Unverständnis, teils auf Bewunderung. Vor allem die ärmeren Bezirke fürchten, dass sie dabei auf der Strecke bleiben, sollte sich das Privatsponsoring für öffentliche Aufgaben durchsetzen.
Emilio jedenfalls kann seine Spielplatz-Träume schon konkreter träumen. Läuft alles nach Zeitplan, dann wird er mit seinen Kumpels schon im Herbst auf Kletterwald und Co spielen. Dann sollen die beiden neuen Spielflächen im Anton-Saef-kow-Park fertig sein.
Katharina Fial (Juni 2014)