FEUERWACHE ODERBERGER

Lebensretter, nette Nachbarn

Ganz schön alt – und ziemlich schnell: Die Feuerwache in der Oderberger Straße ist mit 135 Jahren die dienstälteste in ganz Deutschland. Sie stemmt 1.000 Einsätze zum Lebensretten monatlich und feierte im August gebührend ihr Jubiläum.

 

An der schönen roten Backsteinwand, direkt neben der Tür, gibt es eine Klingel. Wer dort klingelt, wird hineingelassen in die Einsatzzentrale. Und kann mit den freundlichen Feuerwehr-Leuten plaudern, sich das Gelände und die Einsatzfahrzeuge zeigen lassen. Vorausgesetzt, es steht gerade kein Einsatz an. Dann hat die Rettung aus Gefahr selbstverständlich Vorrang. Rund 1.000 Einsätze fahren die KollegInnen der Oderberger Wache monatlich im Durchschnitt. Das sind etwas mehr als 30 pro Tag. 20 bis 22 Menschen sind hier pro Schicht in Alarmbereitschaft – 24 Stunden rund um die Uhr.

Feuerwache Oderberger Straße Berlin Prenzlauer Berg
Die Feuerwache in der Oderberger Straße ist mit 135 Jahren die dienstälteste Feuerwache Deutschland. Foto: FW

Sie rücken zu Bränden, Unfällen oder Sturmschäden ebenso aus wie zu kleineren Not- und Rettungsfällen im gesamten Stadtgebiet. 

„Wir genießen durch unser hohes Ansehen einen überaus bemerkenswerten Ruf“, sagt Brandoberinspektor Andreas Groschel, „und das nicht nur, weil wir für Ordnung und Sicherheit in ganz Berlin sorgen, sondern weil wir einfach zu unserem Kiez gehören.“ Die Integration der Lebensretter in die Nachbarschaft erfolgt nicht nur durch das Willkommenheißen an der Türklingel. Die Lebensretter singen auch mal ein Geburtstagsständchen – oder lassen das Martinshorn beim nächtlichen Ausrücken ausgeschaltet, damit die Anwohner nicht geweckt werden. Herzlich willkommen hieß es denn auch für alle Nachbarn und Neugierigen zum Tag der Offenen Tür im August – dem großen öffentlichen Geburtstagsfest zum 135. Jubiläum. Alle Einsatzfahrzeuge konnten bei diesem alle fünf Jahre stattfindenden Familienfest besichtigt, das denkmalgeschützte Gelände erkundet und auch Kollegen von anderen Berliner Feuerwachen kennengelernt werden. 

Und es gab einen Rückblick auf die 135jährige Geschichte der dienstältesten Feuerwache Deutschlands: Der Kaiser höchstpersönlich gab am 26. November 1883 seinen Segen für die bärtigen Männer an der Oderberger Straße im Dienst des Brand- und Lebensschutzes. Feuerwehr-Einsätze dezentral zu organisieren, war zu dieser Zeit modern. Mit von Schimmeln gezogenen Einsatzwagen rückten die Feuerwehrleute damals zur Brandbekämpfung aus. Ihre langen, feuchtgehaltenen Bärte dienten ihnen als Atem- und Feuerschutz. Heute nutzen die hochspezialisierten Experten dafür ausgeklügelte Technologie. Als eine von drei Berliner Feuerwachen ist die Einrichtung in der Oderberger Straße als Einheit des Atemschutz-Notfalls trainiert und wird auch zu Großeinsätzen gerufen.

Das rote, weithin sichtbare Feuerwehr-Gelände mit der Hausnummer 24 ist in der im 19. Jahrhundert üblichen Gestaltungsweise für kommunale Funktionsbauten errichtet. Der dreigeschossige Bau aus Backsteinen ist schlicht und sachlich. Segmentbögen, ein Hauptgesims mit Fries und kleine farbige Ornamente sind der einzige Schmuck. An einer Rückwand im Hof prangt noch das Wappen der Feuerwehr zur Kaiserzeit.

-red-, Aug. 2018