Die neue Grenze zwischen Nord und Süd

Zeitschrift Prenzlauer Berg Magazin Mauerpark
Grün gegen Beton: Die Brachflächen rund um den Flohmarkt sollen Park werden. Wenn der Nordteil des Mauerparks bebaut wird. Foto: al

Dauerbaustelle Mauerpark: Während im Norden die Bagger fürs Bauen räumen, entstehen für den Süden grüne Ideen auf Papier. Wie wird das südliche Grün gestaltet und wer managt künftig einen vereinten Mauerpark? Ein Zwischenbericht.


Das Paradox, es nimmt Gestalt an: Dem Mauerpark, ihm droht eine neue Grenze. Sie verläuft nicht, wie einst die Mauer samt Todesstreifen, zwischen West und Ost, sie verläuft zwischen Nord und Süd, entlang der Gleimstraße. Nördlich droht die Bebauung mit einem Luxusquartier, südlich rund um das Flohmarktgelände blüht größeres Grün. Das eine wird nicht ohne das andere kommen. Das machte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner jüngst noch einmal vor Bürgerinitiativen und Anwohnern deutlich. Nur, wenn im Norden gebaut werden darf, gibts vom Grundstückseigentümer den Süden zur Parkerweiterung zurück.
Zur Frage steht eigentlich nur noch, was und wie gebaut wird. Im Norden ließ Bauherr Klaus Groth bereits das Gelände roden, obwohl von einer Baugenehmigung noch nicht die Rede sein kann.
Die Initiativen und Anwohner, die sich um den Mauerpark sorgen, haben derzeit also zwei Baustellen zu bearbeiten: Sie sammeln Einwände gegen die Nordbebauung, deren Pläne demnächst öffentlich zum Einspruch ausgelegt werden. Und sie diskutieren Visionen für den Süden. Konkretere Pläne, wie dieses Areal zwischen Bernauer, Wolliner und Gleimstraße gestaltet werden könnte, hat inzwischen die Bürgerwerkstatt. Die aktuellen Vorhaben des von der Grün Berlin beauftragten Architekten Prof. Lange sehen einen Platanenhain vor, als Ort zum Verweilen nördlich des Flohmarkts. Daran grenzt eine Ruhewiese an. Ein versammlungsartiger Platz erweitert den Parkweg der Lortzingstraße. Der Zaun zwischen den beiden Mauerparkteilen in West und Ost soll einer „Linie der ungleichen Dinge“ weichen. Diese soll einerseits ein Ort der Erinnerung an die Mauer sein, andererseits z.B. Plätze zum Grillen und Picknick beherbergen.
Diese Pläne haben allerdings noch Leerstellen: Wie wird das Flohmarktgelände in der Woche genutzt, wenn keine Märkte stattfinden? Was wird mit dem Gemeinschaftsgarten, den engagierte Anwohner seit einigen Monaten nahe der Gleimstraße betreiben – ein Ort für alle, die pflanzen, gärtnern, ernten wollen? Und: Wie sind laut und leise, Konzerte, Live-Events und Entspannungsbedürfnis innerhalb des Areals zu strukturieren? Nicht zuletzt: Wo wird es öffentliche Toiletten geben? Eine Frage, die angesichts von 45.000 Besuchern an den Sommerwochenenden ebenso dringlich ist wie ein Müllkonzept.
Auch deswegen plädieren die Initiativen für ein einheitliches Parkmanagement, damit der erweiterte Park nicht in alter „Schmuddelteil“ Pankow-Ost und neuer gepflegter Teil Mitte-West zerbricht. Auf der Verwaltungsebene der beiden Bezirke wird derzeit über die Management-Frage verhandelt. Pankow will es machen. Aus Kostengründen und, weil mit den Park-Aktiven der „Freunde des Mauerparks“, der Stiftung Weltbürgerpark und der Polizei inzwischen auf Augenhöhe zusammen gearbeitet wird – ganz im Gegensatz zur Mitte-Politik.
Der erweiterte Mauerpark und seine Nutzung. Noch ist vieles Zukunftsmusik. Nicht vor 2015 soll mit der Gestaltung begonnen werden. Vorausgesetzt, die Baufrage im Norden ist bis dahin geklärt.                                           
-al- (März 2014)