MENSCHEN IN PRENZLAUER BERG

"Ich lache, bis es bebt; posiere, klettere ..."

Käthe Kollwitz lebte lange Jahre in Prenzlauer Berg. Und hat hier Spuren hinterlassen. Ein fiktives Interview mit der Künstlerin.

 

PA: Frau Kollwitz, Sie sind am 8. Juli 1867 in der Stadt Immanuel Kants, im ostpreußischen Königsberg geboren und haben am 13. Juni 1891 ihren Jugendfreund, Dr. Karl Kollwitz, geheiratet. Seit dem Frühjahr 1891 wohnten Sie in der Weißenburger Str. 25 (heute: Kollwitzstr. 56). Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr Leben in Prenzlauer Berg?

Käthe Kollwitz: „Natürlich die Geburt unserer Söhne Hans und Peter! Und die Arbeit meines Mannes in seiner hiesigen Kassenpraxis. Da kamen die Patienten auch in unsere Wohnstube. Er hat mich ´mit dem Elend und Leid des niederen Volkes bekannt gemacht.´ Sein überzeugendes ´Zutrauen zum Leben´ hat mir Halt und Orientierung gegeben. Außerdem hat er sich unter anderem als SPD-Stadtverordneter und ´Armenarzt´ engagiert.“

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Figurengruppe „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz. Sie tragen ihre Gesichtszüge und die von ihrem Mann. Ort: Soldatenfriedhof Vladslo, Belgien.

PA: Frau Kollwitz, Ihr künstlerisches Schaffen ist geprägt von realistischen Lithographien, Kupferstichen, Radierungen sowie Plastiken und Holzschnitten. Ihre persönlichen Lebensumstände sind der Leitfaden. Was waren die zentralen Erfahrungen für Ihre Arbeit?

Käthe Kollwitz: „Einmal die Geburt unserer Söhne Hans (* 14. Mai 1892 - † 1971) und Peter (* 6. Februar 1896 - † 22.10.1914). Peters Tod im Ersten Weltkrieg mit nur 18 Jahren war für mich ´als ob man eine Handvoll Asche rauswirft, gleich lischt es aus. Gefühle, die einem früher nah kamen, stehn wir hinter dicken, blinden Fensterscheiben, die müde Seele versucht gar nicht erst zu fühlen, weil es anstrengt´ (Tagebuch April 1921).“

 

PA: Frau Kollwitz, Sie feiern Ihren 150. Geburtstag in aller Welt, besonders in ´Ihren´ Museen in Berlin und Köln, als eine der „bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.“ Besonders in Berlin kollwitzt es im Prenzlauer Berg.

Käthe Kollwitz: „Ich lache, bis es bebt; posiere, klettere, und ich tanze und küsse!“

 

PA: Danke für Ihre lebendige Buntheit, die den Nachgeborenen zum Vorbild gereichen sollte.

 

Text: Christian Robbe, August 2017