BÖTZOW-KIEZ

Wer braucht die Werneuchener Wiese?

Zur digitalen Einwohnerversammlung im Bötzow-Kiez gab es aktuelle Pläne zum temporären Schulbau auf der Werneuchener Wiese. Die stießen auf großes Verständnis der Anwohner:innen, doch es bleibt die Frage: Wieviel Grün bleibt übrig und was wird danach?

 

Ein modulartiger Bau, eine sogenannte Schuldrehscheibe, soll ab dem kommenden Jahr auf einem Großteil der Werneuchener Wiese entstehen. Das lange geplante Vorhaben ist nun in der entscheidenden finalen Phase der Genehmigungen, die Gelder entsprechend beim Senat eingestellt, so der zuständige Bezirksstadtrat Torsten Kühne bei der jüngsten Einwohner:innenversammlung im Bötzow-Kiez. Das temporäre Gebäude soll Schülerinnen und Schülern derjenigen Schulen eine vorläufige Heimstatt bieten, deren Schulen saniert werden. Ein Ausweichstandort für die Kinder und Jugendlichen des Gymnasiums am Europasportpark, der Kurt-Schwitters-Schule, der Tesla-Schule, Heinrich-Roller-Schule und Felix-Mendelson-Bartholdy. Im Zwei-Jahres-Rhythmus soll sie die Drehscheibe beherbergen.

Bis zu 800 Schülerinnen und Schüler sollen in den Schulmodulen unterrichtet werden, zusätzlich ist eine ebenfalls temporäre Sporthalle vorgesehen. Verlaufen die Vorbereitungen wie gehabt, soll diese Schuldrehscheibe Anfang 2023 fertiggestellt sein. Sie soll zehn bis 15 Jahre existieren. Je nachdem, wie lange die Sanierung der betroffenen Schulen dauert.

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Moderatorin und Bezirksstadträte bei der digitalen Einwohner:innenversammlung: Rund 70 Menschen nahmen an der Online-Runde teil. Screenshot: al

Die Grün-Frage

Klimanotstand kontra Schulnotstand? Zur digitalen Einwohner:innenversammlung äußerten die rund 70 Teilnehmenden Verständnis für den Schulbau. Für die Menschen im Bötzow-Kiez ist die Werneuchener Wiese eine wichtige Grün- und Erholungsfläche, die zusätzlich für notwendige Kaltluftzufuhr im Quartier sorgt. Weil der nahegelegene Volkspark Friedrichshain übernutzt ist, ist die Werneuchener Wiese als Grünfläche nötig und notwendig, so Petra Wilfert vom einladenden Anwohner:innenverein „ProKiez Bötzow-Viertel“. Die Engagierten haben schon seit längerem ein Konzept vorgelegt, wie die Werneuchener Wiese zu einer attraktiven Grün- und Erholungsfläche werden kann. Sie wollen Bürgerwiesen, Flächen für Urban gardening und einen Gedenkort für die beiden großen Berliner Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer an der Kniprodestraße. Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn stellte Pläne vor, wie die Werneuchener Wiese nach Abzug der Schuldrehscheibe in zehn bis 15 Jahren gestaltet werden kann. Diese Pläne greifen die Ideen der Bürgerwiesen und des Urban gardenings auf, fügen auch eine Spielfläche samt Spielplatz ein.

Schon vorher soll der Gedenkort für Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer grundlegend saniert und aufgewertet werden. Gustav Meyer, 1816-1877, ist ein Schüler des großen Gartengestalters Lenné und arbeitete später auch in dessen Büro. Als 1870 das Berliner Gartenbauamt gegründet wurde, übernahm Meyer dessen Leitung als Städtischer Gartendirektor von Berlin. Basierend auf Lennés Volkspark-Idee schuf er Parks nicht für Eliten, sondern als Erholungsstätten für alle Bürger der Stadt. Auf seine Entwürfe gehen zum Beispiel der Volkspark Humboldthain, der Treptower Park, der Kleine Tiergarten und eben der Volkspark Friedrichshain zurück. Der vernachlässige Gedenkstein für die beiden auf der Werneuchener Wiese erhält nun nicht nur eine Sanierung, auch sein Umfeld wird neugestaltet und aufgewertet. Die Initiative rund um die GärtnerInnen vom Arnswalder Platz, die sich seit Jahren für den Gedenkort stark macht, wünscht sich indes auch, dass die Anlage ein Lernort wird – ein grünes Klassenzimmer in direkter Nachbarschaft zur Schuldrehscheibe.

 

Die Müllfrage

Keine kurzfristige Lösung konnte Stadtrat Vollrad Kuhn für das Müllproblem rund um den Arnswalder Platz in Aussicht stellen. Engagierte Bürger:innen rund im die Anwohnerin Angelika Hagen und die Gärtner:innen-Initiative hatten im Mai mit einer Aktion „Eimer sucht Müll“ auf die Zunahme von Verpackungen und Co. aufmerksam gemacht – und bemängelt, dass die Müllbehälter auf dem Platz zu klein sind. Derzeit gäbe es keine Möglichkeit neuer Müllbehälter und auch keine Möglichkeit, dass die BSR die Entsorgung übernehme, so Bezirksstadtrat Kuhn. Der Bezirk prüfe, ob ein Container als Zwischenlösung aufgestellt werden könne.

 

Die Verkehrsfrage

Die Hufelandstraße soll von der Greifswalder Straße bis zur Kniprodestraße zur Fahrradstraße werden. Wann genau? Die Pläne des Bezirksamts sehen das Jahr 2022 für Beginn und Ende der Arbeiten vor. Dabei soll vor allem auch der Straßenbelag fahrradfreundlicher gestaltet werden – derzeit weichen wegen des Kopfsteinpflasters viele Radfahrende auf die Fußwege aus. 

Wo sind noch Verkehrs-Brennpunkte im Bötzow-Viertel und in der benachbarten Grünen Stadt? Wie lassen sich die Quartiere fußgänger:innen- und fahrradfreundlicher gestalten? Zu einer Einwohner:innenversammlung zum Thema Fahrradstraße und weiterer Verkehr im Kiez lädt der Verein „ProKiez Bötzowviertel“ für Ende August erneut ein.

-red-, Juli 2021

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