DIE BEZIRKSGRENZE (41)

Choriner Straße

Die Verlängerung der Gormannstraße, und damit möchte ich an den letzten Teil anschließen, ist die Choriner Straße. Wie schon in der letzten Folge, ist auch hier der Grenzverlauf zwischen „Mitte“ und „Prenzlauer Berg“ für mich nicht nachvollziehbar.

In den Zeiten, als man die Brunnenstraße nicht als Ausfallstraße aus Berlin benutzen konnte, weil da schlicht etwas im Weg stand, die Berliner Mauer an der Kreuzung zur Bernauer Straße, waren Gormann- und Choriner Straße als Umfahrung besagter Mauer und wenigstens bis zur Schultheiß-/Kulturbrauerei als Umfahrung der Schönhauser Allee ausgebaut. Deshalb ihr (Choriner Str.) guter Zustand. Das ganze ist schon seit Jahren eine wunderbare Fahrradstraße, die nur einen Makel hat: Der Aufstieg aus dem Berlin-Warschauer-Urstromtal auf die Ausläufer des Barnim ist doch recht heftig. Regelmäßig sieht man sich hier sight-seeende Fahrradgruppen die Straße hinauf quälen. Im Jahr 1823 kaufte der damals in der Berliner Bevölkerung bekannte und beliebte Veteran aus den Napoleonischen Befreiungskriegen, Christian Wilhelm Griebenow, das am Schönhauser Tor liegende und vor dem Konkurs stehende ehemalige Königliche Vorwerk Niederschönhausen. Dessen Ländereien erstreckten sich zu beiden Seiten der Chaussee nach Pankow, der späteren Schönhauser Allee, als breiter Ackerstreifen von der Fehrbelliner, Choriner Straße im Süden bis an die Pankower Feldmark. Er parzellierte das Gelände und legte überwiegend unbefestigte Straßen oder damals eher noch Feldwege, an. Bebaut war das Areal bei Weitem noch nicht, wenn man von einigen Geräteschuppen für die Bodenbearbeitung oder ein paar Ställen für Kleinvieh, die die neuen Besitzer der Parzellen errichteten, absieht.

Choriner Berlin Prenzlauer Berg
Am Anfang der Choriner bekommt man eine Ahnung, warum des einen Prenzlauer Berg gibt. Foto: rg

Stellen Sie sich das Bild im Jahr 1826 vor: Im Sommer sandige, staubige, im Winter morastige ausgefahrene, von Hufen ausgetretene, unbefestigte Wege, dazwischen Acker-Streifen von vollreifen Ähren, Stoppelfelder, vereinzelte Schuppen, unterschiedlich hohe Gehölze einzelner Baumschulen, wenige Obstbäume, vor allem Apfel und Pflaume, kleine Gemüse- und Kräutergärten, städtische Mühlen, letzte Reste an Reihen von Rebstöcken, vor allem für den Eigenbedarf, vereinzelte Wiesen und darauf grasende Ziegen oder Schafe.

Den Berlin einst umgebenden Dschungel hatte man bereits einhundert Jahre zuvor zwischen dem Schönhauser Tor und Niederschönhausen verdrängt und abgeholzt. 

Den Beginn des von Griebenow erworbenen Teils erkennt man an dem Knick, den die Choriner Straße hinter der Fehrbelliner Straße macht. Führt sie ab Gormannstraße noch in Nord-Nordöstlicher Richtung in einem Winkel von etwa 6 Grad zu Nord heraus aus dem alten Berlin, schwenkt sie dann in einen etwa 30-Grad-Winkel zu Nord mehr Richtung Nordost.

Gründerzeitliche Wohnbebauung zu beiden Seiten. Die Zufahrt zum Gästeparkplatz der GLS-Sprachenschule findet man neben dem Spielplatz. Aber da gehört die Choriner Straße schon mit beiden Seiten zum Prenzlauer Berg. Am Ende des Sommers findet seit Jahren auf diesem Teil das von den Anwohnern initiierte Straßenfest statt. Die das Fest überspannenden Girlanden bleiben meist hängen und verleihen so der Straße ein spezielles Flair.

Wo die Stadtteilgrenze weiter geht, lesen Sie in der nächsten Ausgabe! 

Rolf Gänsrich, Feb. 2020

www.rolfgänsrich.wordpress.com