IM SPIEGEL DER ANDEREN

Kinder, Kinder, Currywurst

Ja, stimmt. Für uns, die „Prenzlberger Ansichten“, ist der Prenzlauer Berg der Nabel unserer Kiezzeitungs-Welt. Logisch. Deswegen betreiben wir an dieser Stelle nun häufiger eine Nabelschau und blicken dabei über den eigenen Zeitungsrand: Was berichten die Anderen über den Prenzlauer Berg? Heute schauen wir auf Kitas und berühmte Kinder des Stadtteils. Und auf die Currywurst.

Mit den immer noch fehlenden Kita-Plätzen in Prenzlauer Berg und ganz Berlin beschäftigte sich unlängst „Spiegel.de“. Das Online-Magazin porträtiert eine junge Mutter, die seit Monaten auf der Suche nach einem Kita-Platz für ihren Sohn ist – und überlegt, das Recht auf einen Kita-Platz einzuklagen. „Spiegel.de“ besucht eine deutsch-französische Kita in Prenzlauer Berg und schreibt darüber: „Der Kinderladen liegt im Stadtteil Prenzlauer Berg in einer Altbauwohnung, 25 Kinder werden hier in einer altersgemischten Gruppe betreut. Am schwersten sei es, sagen die Erzieherinnen, den verzweifelten Eltern abzusagen - jeden Tag, mehrmals. Eine Warteliste gebe es zwar auch bei ihnen. „Aber wir haben aufgehört zu zählen, wie viele Namen da drauf stehen“. Für die kommenden zwei Jahre sei ihre Kita ohnehin voll - die wenigen Plätze, die frei würden, seien bereits an Geschwisterkinder vergeben.

Berlin Prenzlauer Berg
In unserem aktuellen Medien-Spiegel präsentieren wir Prenzlauer Berg auch im Fernsehen. Foto: pixabay

Seltener Kinderladen in der DDR

Eine ganz besondere Kita spielte auch jüngst eine Rolle in der Berlin-Reihe des rbb „Schicksalsjahre einer Stadt“: Der Kinderladen in der Husemannstraße 14, einer der ersten und wenigen unabhängigen Kinderläden in den 80er Jahren in der DDR. Die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe hat diesen Kinderladen gemeinsam mit weiteren Frauen gegründet – teils, weil die staatlichen Kitas überfüllt waren, vor allem aber, weil sie mit deren Inhalten und pädagogischem Konzept nicht einverstanden war. Die Einrichtung, in der die Kinder zu ganz eigenen Individuen heranwachsen sollten, existierte nur kurze Zeit. Dann fuhr die Staatssicherheit mit einem Lkw fuhr, packte das gesamte Inventar samt Spielzeug ein. Ulrike Poppe, die sich auch in der Friedensbewegung engagiert hatte, wurde verhaftet – und erst nach Protesten aus Westdeutschland freigelassen. 

Über die Unangepassten

Einem weiteren berühmten Kind des Prenzlauer Berg widmet der „Spiegel“ eine ausführliche Geschichte: Dem Theaterregisseur Armin Petras. „Im Biotop der Unpassenden und Unangepassten“ ist das Porträt betitelt und startet so: „Die Ost-Berliner Stadtbezirke Prenzlauer Berg und Friedrichshain waren im letzten Jahrzehnt der DDR recht merkwürdige Orte. Die einstigen Arbeiterviertel verfielen, von den Gründerzeitfassaden bröckelte der Putz, Wohnungen standen leer, mitunter krachte ein Balkon einfach so auf die Straße. Der morbide Charme zog geradezu magisch Bürger an, die genug hatten vom WBS-70-Sozialismus der rechteckigen Plattenbauten. Ein Biotop der Unpassenden und Unangepassten entstand. 

Armin Petras studierte Regie an der „Ernst Busch“-Hochschule und inszenierte in der DDR-Provinz bereits kleinere Stücke. Doch die Theatergruppe Medea Ost war seine Leidenschaft - ein bunter Haufen mit Schauspielstudierenden von der „Ernst Busch“, einigen aus Leipzig, manchen sogar aus West-Berlin: Laien, angehende Profis und einfach Theaterverrückte. Medea Ost trat auf, wo sich eine Gelegenheit bot, und probte, wo gerade Platz war, in leerstehenden Altbauwohnungen, auf Sportplätzen und Industriebrachen. Die Stücke, die Petras mit der Truppe einstudierte, taugten wenig zur Erbauung der sozialistischen Menschen.“

Currywurst und Helikopter-Eltern

Von der Kunst zum Genuss: Zum 70. Geburtstag der Currywurst hat die „Berliner Morgenpost“ die Top Seven der besten Currywurst-Anbieter der Stadt gekürt. An erster Stelle: Konnopkes Imbiss an der Schönhauser Allee. Das Blatt schreibt: „Von himmlisch bis höllisch scharf: Fünf Schärfegrade bietet die Imbissbude unter dem U-Bahn-Viadukt an der Schönhauser Allee an. Konnopke’s zählt zu den ältesten und beliebtesten unter den Wurstbuden.“

Und auch dieses Medium wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Eine Fluggesellschaft hat sich, extra für Prenzlauer Berg, einen vermeintlich originellen Claim überlegt: „auch für Helikopter-Eltern“, wirbt sie haushoch seit einigen Wochen an der Danziger Straße.

-red-,  Sep. 2019