STADTTEILZENTRUM TEUTOBURGER PLATZ

Ein Ort im Wandel

Zeitschrift Prenzlauer Berg Magazin Teutoburger Platz
Das Stadtteilzentrum in der Fehrbelliner Straße feiert in diesem Herbst 15. Geburtstag. Foto: al

Es ist der Herbst der Jubiläen für den Teutoburger Platz: Erst jüngst präsentierte eine Ausstellung „18 Jahre Sanie­rungs­gebiet“, jetzt feiert das Stadt­teil­zentrum an der Fehrbelliner Straße 15. Geburtstag. Grund zu Feiern? Kein Grund zu Feiern? Eine Bilanz.

Die Bilanz der Leiterin des Nach­barschaftszentrums im Jahr 2013 ist ernüchternd: „Unser Eindruck: Die Gruppen von Bewohnerinnen, die Alteingesessenen, die Nachwende­ak­teu­re und die des gehobenen Standards wer­den sich untereinander immer fremder“. Stadtbezirksrat Jens-Holger Kirch­ner indes erinnerte unlängst an das Jahr 1994, als der  Kiez um den Teutoburger Platz so wie andere Prenzlauer Berge Kieze zum Sanierungsgebiet erklärt wurde – zum Gebiet, in dem mit öffentlichen Geldern Häuser, Wohnungen und Infrastruktur instand gesetzt wurden. Er erinnerte an Kohlegestank und Dreck und an feuchte, kalte und kaputte Häuser.
Dazwischen liegen 19 Jahre, das ist eine Generation Mensch. Nur 16 Prozent der Bevölkerung, die Mitte der 90er Jahre am Teutoburger Platz lebten, wohnen noch dort. Nur wenige Häuser sind noch nicht saniert. Die letzten Straßenzüge werden jetzt erneuert.
Es sind jetzt vor allem junge Familien, die das Quartier an der Bezirksgrenze zu Mitte mit seinen 4.855 Wohnungen zu schätzen wissen. Gut verdienende Mit­tel­ständler, Akademiker in der Mehrzahl. 8600 Menschen leben inzwischen hier, rund ein Drittel mehr als zu Beginn der Sanierung. Nur vier Prozent von ihnen sind über 65 Jahre alt.
Das Angebot des Stadtteilzentrums, das jetzt seinen 15. Geburtstag feiert, richtet sich an all diese unterschiedlichen Bewohner. Kreativ-Kurse für Kinder, junge und alte Erwachsene, Selbsthilfe­grup­pen und Beratungsstellen sind darunter. Tauschringe oder die Galerie 92, die Ökowerkstatt und Räume zum Verweilen und Treffen komplettieren das Konzept, dazu kommen Initiativen unterschiedlicher Art – bunter, gemischter, kann ein Stadtteiltreff nicht sein. Hier kann auch jeder selbst aktiv werden, sich nachbarschaftlich oder ehrenamtlich engagieren.
Von Berliner Sozialwissenschaftlern wird diese Einrichtung sehr geschätzt, längst wird sie auch von anderen Prenzlauer Bergern genutzt. Es ist ein offenes Haus, das einen Infopunkt zur Orientierung bereithält und mit Schautafeln an seine Geschichte erinnert: Einst war das Ge­bäude an der Südseite des Teutoburger Platzes ein jüdisches Waisenheim. Seit 1998 beherbergt es nun das Stadt­teil­zentrum, das vom Verein Pfefferwerk betrieben wird. Es ist ein Zentrum, das sich dem gewandelten Kiez stellen will, 15 Jahre nach seiner Gründung.
„Wohin entwickelt sich der Bezirk und welche Rolle kann und muss die Stadt­teilarbeit übernehmen? Gelingt es uns, gemeinsam eine Vision für den Sozial­raum, den Kiez, den Bezirk und für die Men­schen, die hier leben, zu entwickeln?“ Diese Frage treibt die Betrei­ber des Stadtteilzentrums um. Wie diese Vision aussehen kann, darauf können vor allem die Bewohner und Bewoh­nerinnen selbst antworten. Im nachbarschaftlichen Miteinander.
✒ -al- (Nov 2013)