ALTER SCHLACHTHOF

Geht’s weiter mit Büros?

Bewegung am Alten Schlachthof in der Landsberger Allee: Möglicherweise kommen Büros in die alten Viehhallen, möglicherweise doch soziale und kulturelle Einrichtungen, wie Anwohner es sich wünschen. Das Bezirksamt jedenfalls soll mit dem Senat einen 20 Jahre alten Bebauungsplan neu verhandeln.

Es gibt einen neuen Zwischenstand am Alten Schlachthof, den die Bürgerinitiative “nichtnochcenter“ verkündet. Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung ist dem Antrag der Engagierten gefolgt und wird die zuständige Senatsverwaltung bitten, den Bebauungsplan für das Gelände an der Landsberger Allee zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. 

Der Plan ist rund 20 Jahre alt und sieht Gewerbe in und um die denkmalgeschützten Viehhallen an der Landsberger Allee vor. Die Hallen liegen seit vielen Jahren brach, ein Investor plant ein KongressCentrum und ein ShoppingCenter. Ist das noch zeitgemäß? fragt die Bürgerinitiative, die auf dem Gelände lieber soziale und kulturelle Einrichtungen, vermischt mit Kunst, Handwerk, Kleingewerbe ansiedeln möchte („Prenzlberger Ansichten“ vom Februar 2017). Sind ein weiteres ShoppingCenter und ein KongressCentrum noch zeitgemäß? fragen nun auch die Abgeordneten per Auftrag ans Bezirksamt. Dieses soll mit dem Senat als oberste Aufsicht über eine Aktualisierung des Bebauungsplanes verhandeln.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Erhalten, sichern und nicht noch ein ShoppingCenter: Auf dem Alten Schlachthof an der Landsberger Allee kommt Bewegung. Foto: al

Der Investor selbst, der noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen will, hält sich indes bedeckt. „Der Investor denkt über neue Nutzung nach“, hat die Initiative herausgefunden und zitiert Baustadtrat Vollrad Kuhn.  Nach dessen Aussagen wären auch Büros vorstellbar, genaueres weiß zum gegenwärtigen Stand auch er nicht.

Die nächsten Schritte im Detail: Überprüfen sollen Bezirksamt und Senat die Zeitgemäßheit des Plans vor allem im Hinblick auf aktuelle Bedarfe an sozialer und schulischer Infrastruktur. Denn auf dem Schlachthof-Areal ist in den vergangenen Jahren ein Wohngebiet entstanden, in dem auch zahlreiche junge Familien siedeln. Weil Grundschulen fehlen, nehmen Friedrichshainer Einrichtungen die Grundschüler aus Prenzlauer Berg auf. Oft sind sie überbelegt, dann müssen die Grundschüler die sechsspurige Landsberger Allee zur Hauptverkehrszeit zu überqueren, um in die nächst gelegene Schule zu gelangen. Noch gravierender ist nach Aussage der Bürgerinitiative die Unterversorgung mit Freizeitangeboten für Jugendliche und Senioren. Die vorhandenen Einrichtungen reichten gerade einmal für 30 Prozent der Jugendlichen und 24 Prozent der älteren Menschen.

Punkt Zwei des Bau-Checks auf Aktualität betrifft die bereits existierenden Shopping-Möglichkeiten im Umfeld. „Ein weiterer Ausbau von großflächigem Einzelhandel ist auf diesem Gebiet aufgrund der bereits bestehenden Verkaufsflächendichte durch die umliegenden Einkaufszentren nicht erforderlich. Zudem würde dies das umliegende Kleingewerbe stark gefährden.“, begründen Bürgerinitiative und Bezirksverordnete. Zudem drohe zusätzlicher Verkehr mitten durch die Wohngebiete. 

Der dritte Punkt des Abgeordneten-Beschlusses braucht schnelles Handeln. Der Erhalt der denkmalgeschützten Hallen soll durch geeignete Maßnahmen gegenüber dem Eigentümer unverzüglich sicher gestellt werden. Begründung: „Bislang wurde der größte Teil der denkmalgeschützten Bauten auf dem Gelände beseitigt. Der Erhalt des einzigen Ensembles des Alten Zentral-Vieh- und Schlachthofes direkt an der Landsberger Allee ist daher eine der unbedingten Hauptaufgaben des Denkmalschutzes im Bezirk Pankow. Aufgabe des Denkmalschutzes ist die Erhaltung der alten Substanz. Ein weiterer Instandhaltungsrückstau würde jedoch die tatsächliche und wirtschaftlich zumutbare Substanzerhaltung stark gefährden.“

al, Mai 2017

Mehr Informationen auf: nichtnochncenter.wordpress.com