Unbekannte Ecken (24)

Die Gürtelstraße

In dieser Folge gehe ich sehr weit an den Rand unseres Stadtteils. Wenn ich sowohl google-maps als auch papierne Stadtpläne richtig deute, gehört die Gürtelstraße, die hinter der Michelangelostraße stadtauswärts die erste Straße ist, die rechts von der Greifswalder einbiegt, zwischen Greifswalder Straße und Puccinistraße nicht zum Prenzlauer Berg, deren Häuser auf der rechten Straßenseite indes schon! Die „Freie Waldorf-Schule“ an der Ecke zur Puccinistraße gehört hingegen zum Prenzlauer Berg, wie auch von hier an die Gürtelstraße bis zu ihrem Ende an der Kniprodestraße. Das Hausnummerierungssystem ist das U-förmige preußische, aber seitenverkehrt. Die Gürtelstraße stellte vor der Gründung Groß-Berlins 1920 die Grenze der einstigen Berliner Feldmark und den Beginn der Landgemeinde Weißensee dar.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Häuser der Seniorenstiftung in der Gürtelstraße

Die Straße wird dominiert von der Seniorenstiftung in den Nummern 32, 32a und 33. Ein Haus in der Stavanger Str. 26 gehört gleichfalls dazu. Integriert sind ein Restaurant und ein Streichelzoo. Vorstandsvorsitzender der Stiftung, Wilfried Brexel: „Die Häuser wurden 2000 bis 2001 saniert. Das ging nicht ganz ohne Komplikationen. So hat sich zum Beispiel eine schwere Baumaschine, für deren Straßenbenutzung bei der Überführung von einer Baustelle zur anderen spezielle Papiere notwendig waren, räumlich vertan und landete versehentlich in der Gürtelstraße im Friedrichshain.“
Rechter Hand, direkt hinter diesem Komplex in der Gürtelstraße, steht ein schon vor Jahren geschlossener Supermarkt. Dieser Typ wurde ab den frühen 60er Jahren in großer Zahl gebaut. Die sogenannte Kaufhalle hatte 450 qm Verkaufsfläche, mit Wurst-, Fleisch-, Käsebedienung im Laden. Etwa 28 Angestellte arbeiteten in so einem Typ. Einmalig hier in der Gürtelstraße sind die vier Flächen blauer Fliesen an der hinteren Seitenwand, die verschiedene Nahrungsmittel darstellen.
In einem äußerlich noch unsanierten, innerlich hochmodernen Gebäude an der Ecke Puccinistraße ist die schon erwähnte „Freie Waldorf-Schule am Prenzlauer Berg“, gegründet am 1. August 2006. Sie ist eine Ganztagsschule mit Hortbetreuung. Es gibt nur je einen Klassenzug von der 1. bis 9. Klasse. Gelehrt werden die Fremdsprachen Englisch, Russisch und Spanisch. Die Waldorf-Schule will, nach aktuellem Kenntnisstand, die alte Kaufhalle mit übernehmen und darin ihre Aula einrichten. Inwieweit diese Pläne schon konkret sind, habe ich nicht erfahren können.
Hinter dem Schulgelände schließt sich linker Hand der jüdische Friedhof aus Weißensee an, rechter Hand Wohnbauten.
Genau dort, wo die Gürtelstraße zum reinen Fußweg wird, befindet sich die „Integrationskita Raupe Nimmersatt“. Hier wird Inklusion gelebt. „Dieses Haus ist ein Haus der kleinen Forscher“ steht auf einem Schild des „Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ am Haupteingang. Die Kita ist mit dem Gütesiegel „Felix“ vom Deutschen Chorverband ausgezeichnet, weil sie die musikalische Entwicklung der drei- bis sechsjährigen fördert.
Nach der Schließung des Supermarkts am Ende des Gürtelstraßenfußwegs an der Kniprodestraße, vor knapp drei Monaten, hat sich die Nahversorgung mit Grundnahrungsmitteln für die Anwohner dieser Gegend verschlechtert, da sich die nächsten Supermärkte erst am Antonplatz, in der Ostseestraße, im Mühlenbergcenter oder an der Storkower Straße befinden.
Rolf Gänsrich, Dez. 2015

www.rolfgaensrich.wordpress.com