BÖTZOW-KIEZ

Aktion gegen Müll

Mit einer bunten Aktion machte die Gärtnerinitiative Arnswalder Platz jüngst auf die Müll-Flut im Bötzow-Kiez aufmerksam. Farbige Gefäße sollten die zuständigen Ämter auffordern, mehr Müllbehälter aufzustellen. Über ein Clean-Up-Bündnis, das Schule machen kann.

 

Es gibt sie zum Glück. Diejenigen, die sich um die freien Räume, Grünanlagen und Spielplätze in Berlin kümmern. Sie säubern, bepflanzen, gießen, von Müll befreien. Die Gärtnerinitiative vom Arnswalder Platz ist so eine Truppe engagierter Menschen. Seit 2012 sind im Bötzow-Kiez regelmäßig bis zu 60 Nachbar:innen aktiv. Sie haben den verwahrlosten Arnswalder Platz rund um den Stierbrunnen verschönert – mit Beeten und Pflanzen, mit regelmäßiger Pflege. Sie werteten und werten das Areal auf – als Oase für die Nachbarschaft. Als Kiez-Initiative sind sie aus dem Bötzow-Viertel nicht mehr wegzudenken, organisierten beispielsweise Sommerfeste mit Kunst, Kultur und Begegnung. Einmal im Monat treffen sich die Aktiven zur großen Gartenaktion. Pflegen in der Saison von März bis November die Grünanlagen und gleichzeitig die gute Nachbarschaft. Denn nach der mehrstündigen Reinigungsaktion bleibt auch Zeit für einen Plausch beim Picknick.

 

MACHEN STATT MECKERN

Ende des vergangenen Monats gab es noch einen zusätzlichen Aktionstag. Per social media riefen die Aktiven vom Arnswalder Platz zum Tag der Nachbarschaft am 28. Mai auf: „Müll sucht Eimer“. Der Vermüllung des Platzes sollte mit einer bunten, anarchischen Aktion der Garaus gemacht werden. „Diverse Behältnisse, die sich als Abfallbehälter eignen wie Mülleimer, Papierkörbe, Wassereimer, Kübel, Tonnen...“, so Carsten Meyer von der Initiative, bildeten eine Protest-Linie rund um die öffentlichen Müllbehälter auf dem Platz. Meyer zum Zweck des fröhlichen Protestes: „Die Aktion soll die zuständigen Ämter wachrütteln, dass es an der Zeit ist, endlich zu reagieren.“ Die derzeitigen Mülleimer auf dem Platz seien permanent überfüllt und unzweckmäßig. „Sie müssen ausgetauscht werden! Denkmalschutz hin oder her.“, so Meyer. Zudem forderte die Initiative mit der Mülleimer-Demonstration, dass die Reinigung des Arnswalder Platzes in die Verantwortung der BSR übergehen soll. Andere Berliner Grünanlagen werden bereits von dem städtischen Reinigungsunternehmen betreut. Weniger Müll, mehr Lebensqualität. 

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Schön sauber. Schön wärs: Gegen die zunehmende Vermüllung der Freiflächen und Grünanlagen macht nun auch die GärtnerInitiative Arnswalder Platz mobil. Foto: Katharina Fial

Die GärtnerInnen vom Arnswalder Platz waren mit ihrer Aktion nicht allein. Im benachbarten Volkspark Friedrichshain gab es eine ähnliche Clean-Up-Aktion. Mit Handschuhen, Müllsäcken, Greifern und anderen Geräten ging es dort direkt dem Müll im Park an den Kragen. Hinter dieser Entmüllungs-Aktion zum Tag der Nachbarn steckt die „wir_Berlin“. Diese seit 2010 bestehende Initiative will zum Bürgerengagement für die städtischen Grünanlagen und Freiflächen beitragen, weil sie „als Orte der Begegnung, der Kommunikation und des Zusammenlebens immer wichtiger“ werden. Sie attraktiv zu halten oder attraktiver zu machen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität weiterzuentwickeln, dafür sieht die „wir_Berlin“ alle Bewohner:innen in der Verantwortung. Dafür unternimmt sie Aktionen, startet nachhaltige Nachbarschafts-Projekte, vernetzt und informiert.

 

ALLES-IM-FLUSS-MOBIL

Am Ende trafen sich die Saubermacher:innen aus Bötzow-Kiez und Volkspark Friedrichshain auf dem Arnswalder Platz. Mit dabei war auch das Alles-Im-Fluss-Mobil der „wir_Berlin“. Dieses Infomobil ist ein fahrendes Aufklärungspaket zum Thema Gewässerverschmutzung, Plastik- und Müllvermeidung im Alltag. Es bietet zum Beispiel Informationen, wie Plastik ersetzt oder recycelt werden kann. Deutlich wird, was Müll in Gewässern und der umliegenden Natur anrichtet. Denn woher kommt eigentlich der Müll und wie lässt sich der Müll-Flut begegnen? Mit einer ergänzenden Kiez-eigenen Aufklärungskampagne sorgten die Gärtner:innen vom Arnswalder Platz in den umliegenden Restaurants, Cafés und Eisdielen etc. zusätzlich für Sauberkeit. Sie informierten und informieren zum Thema Müllvermeidung durch Mehrweg- und Pfandsysteme.

EINFACH WIEDER MITNEHMEN

Passend dazu gibt es von der „wir_Berlin“ ein neues Give-Away zur Müllvermeidungs-Strategie: Eine Postkarte „Nimm dein Herzblatt und deinen Müll wieder mit nach Hause!“. Diese Karte zeigt, worauf zu achten ist, wollen Menschen einen Zero-Waste-Parkbesuch ganz ohne Einweg-Verpackungen auf die  Beine stellen. Damit, so die Initiative, kann ein müllfreier Start in den Sommer gelingen. Als zusätzliches Argument hat die Bewegung auch gleich noch abschreckende Zahlen parat. In Berlin würden stündlich 20.000 Einwegbecher verbraucht, die wenigsten davon fachgerecht entsorgt oder recycelt. Mehrwegboxen, Taschen-Aschenbecher oder wiederbefüllbare Trink- und Thermosflaschen listet die Postkarte als ökologische Alternativen auf.

Und wer selbst aktiv werden will, kann mit Hilfe von „wir_Berlin“ eine eigene Clean-Up-Gruppe für seinen Kiez bilden. Dazu bereits ein kurzer Ausblick auf das Sommerende: Am 17. und 18. September ist ein berlinweiter Clean-Up-Tag geplant, der elfte bereits. Nicht nur die GärtnerInitiative vom Arnswalder Platz wird dann dabei sein. Denn: Gemeinsam gärtnern und gemeinsam machen schafft, so Carsten Meyer „sozialen Kitt im Kiez.“ Das ehrenamtliche Engagement setze auch ein Zeichen gegen eine reine Konsumhaltung gegenüber dem öffentlichen Raum.

-red-, Juni 2021

Mehr zur Gärtnerinitiative Arnswalder Platz: www.arnswalderplatz.de

Mehr zu wir_Berlin: wir-berlin.org