MICHELANGELOSTRASSE

Bauen ohne Bürger

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Vor der Freifläche der Plattenbauten in der Michelangelostraße soll ein neues Quartier entstehen. Foto: al

Ein weiteres Bauvorhaben in Prenzlauer Berg stößt auf den Widerstand der Anwohner. Während die Gegner der Mauerpark-Bebauung eine Schlappe einstecken mussten, stehen die Bewohner der Michelangelostraße am Beginn einer Planung, die ihnen nicht behagt. Ihre Sorge: Das Quartier wird zu dicht.

Die Pläne, südlich und nördlich der Michelangelostraße neue Wohnblocks, eine Schule, eine Kita und  Sportanlagen zu errichten, stoßen seit ihrer Bekanntgabe Anfang des Jahres auf Unmut. Etwa 1.700 Wohnungen wollen Senat und Bezirk dort bauen lassen und mit dem bisherigen Bestand zu einem neuen Quartier zusammenfügen. Gebaut werden soll auf den Freiflächen südlich der Straße sowie als Verdichtung innerhalb der nördlichen Blocks an der Greifswalder Straße. Ein Mix aus privaten, öffentlichen und Genossenschafts-Wohnungen soll laut Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner entstehen und das Quartier aus Platten- und Blockbauten der 50er und 70er Jahre durch soziale und kulturelle Angebote aufgewertet werden.
So weit zunächst die Pläne, die der Siegerentwurf eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs skizziert. Gegen diesen laufen Anwohner nun Sturm. Ihr wesentlicher Einwand: Sie sind in die Planungen nicht einbezogen worden, dabei sind viele als Genossenschaftler auch Eigentümer ihrer Wohnungen. Tatsächlich stellt sich die Frage, warum für eines der größten Bauvorhaben im Bezirk nicht der Weg einer Bürgerbeteiligung wie im Thälmannpark gewählt wurde. Dort waren die Bürger über Workshops und Führungen beteiligt.
Das Gebiet an der Michelangelostraße wird zu stark verdichtet, so brachten die Sprecher einer Bürgerinitiative bei einer Anwohnerversammlung im April ihre Kritik auf den Punkt. Sie stören sich vor allem daran, dass die großen Parkflächen südlich der Straße bebaut werden sollen. Wo dann parken? Diese Frage treibt vor allem die älteren Anwohner um. Weiter gilt ihre Sorge auch künftig  bezahlbarem Wohnraum, ausreichend vorhandenen Grünflächen und einer künftigen Verkehrsführung der stark befahrenen Michelangelostraße.
Dass eine Bebauung des Areals kommen wird, ist quer durch die Fraktionen des Bezirksparlaments beschlossene Sache. Schließlich war das Quartier als Neubaustandort gegen den Stadtentwicklungsplan des Senats durchgesetzt worden. Neuer Wohnraum dort statt Überbebauung von Pankower Kleingärten, so lautete das erfolgreiche Kalkül der Bezirkspolitik. Damit ist im östlichen Prenzlauer Berg eine Neubebauung gesetzt, gegen die im Westen die Mauerpark-Allianz seit Jahren protestiert. Mit einer jüngst erfolgten Absage: Ihr geplantes Bürgerbegehren gegen die Bebauung des Parks wurde vom Senat gestoppt.
Kommt es soweit auch an der Michelangelostraße? Das wird nun die weitere Arbeit am Entwurf zeigen, die bis Ende des Jahres vorgesehen ist. Der Baubeginn für das neue Quartier ist für 2018 avisiert.
-al- (Mai 2015)
Einsicht in den neuen Quartiersplan gibt es hier:

http://frankgoerge.de/stadt/berlin-michelangelostrase/