STRASSENFEST

Das sind die Choriner

Es ist und war immer ein besonderes Fest, das Straßenfest auf der Choriner Straße, das in diesem Jahr am 1. September gefeiert wird. Es wird wohl ein sehr spontanes Fest in diesem Jahr, möglicherweise steht auch ein Personalwechsel an. Über eine urwüchsige Institution, in 22. Auflage.

 

Noch liegt sommerliche Ferienpause über der Choriner Straße. Einzig die Wimpelketten, die sich von einer zur anderen Straßenseite spannen, künden davon, dass diese Straße auch in diesem Jahr wieder etwas Besonderes vorhat: Ihr Nachbarschaftsfest, ihr Choriner Straßenfest. Die Choriner Straße ist immer noch eine besondere Straße, verläuft von Mitte bis Prenzlauer Berg, versammelt kleine Läden, kreative Bewohner und die Lust am gemeinsamen Erleben miteinander. 

Sie vereint auch den Wandel, die Prenzlauer-Berg-typischen Fluktuationen von Gastronomie oder Geschäften, die plötzlich verschwinden und Neuem, Anderem Platz machen. Ein koreanisches Restaurant hat hier nun aufgemacht, oder ist schon wieder geschlossen – und wie lange gibt es den Friseursalon eigentlich schon? Die Zeiten verschwimmen, was bleibt, sind die Wimpel – und das Straßenfest.

Choriner Straßenfest Prenzlauer Berg
Die Wimpelketten künden davon: Am 1. September startet das diesjährige Choriner Straßenfest. Foto: al

Die bunten Wimpelreihen, die quer über die Straße von Haus zu Haus gespannt sind, symbolisieren das ganze Jahr über, und vielleicht aufs Schönste, was dieses Straßenfest auf der Choriner Straße ausmacht: Sie verbinden die Nachbarn miteinander. Von Fenster zu Fenster, von Balkon zu Balkon. Das ist ja die Idee dahinter, dass man beim Nachbarn klingelt, um die Wimpel aufzuhängen und so miteinander in Kontakt kommt. Zusätzlich, in der Vorbereitungszeit des Festes, hängen Flyer an den Haustüren und künden mit dem Spruch „Wir sind Choriner“ vom bevorstehenden Fest.

Es wird wohl noch spontaner, als es bisher war, sagt Hauptorganisator Mark Raddatz den „Prenzlberger Ansichten“. Weil eine Anwohnerin sich über vermeintlichen Lärm beschwerte, prüft nun das Bezirksamt, welche Musik wie lange gespielt werden kann. Das dürfte eigentlich kein Problem sein, nur verkürzt es die Planungen. Das Choriner Urgestein, die „Bolschewistische Kurkapelle“ ist auf jeden Fall am 1. September wieder mit dabei. Und auch andere Bands, Gruppen und KünstlerInnen haben ihr Interesse am Auftritt auf der Choriner signalisiert.

Viele AnwohnerInnen stellen ohnehin spontan etwas auf die Beine, um ihr Fest mitzugestalten. Und so können wir uns auch am 1. September wieder überraschen lassen, welche Comedy es möglicherweise gibt, welche Darbietungen, welche Massage- oder Malangebote, welchen Kleinen Tisch mit Kreativem. Dringend gesucht werden noch Helferinnen und Helfer, die z.B. die Hüpfburg für die Kinder beaufsichtigen oder hinterm Tresen mitmachen. Es könnte ein Schubkarren-Rennen geben, Straßen-Tisch-Kicker und jede Menge andere Aktionen. 

Neben Mitmachenden und HelferInnen sind auch Spenden sehr willkommen. Der Verein, der das Fest betreibt, ist dafür komplett auf Sponsoren und Einnahmen angewiesen. Noch dringender, so Mark Raddatz, werden mittelfristig Menschen gesucht, „die das Fest mit Leidenschaft und verlässlich organisieren“. Denn Raddatz, bei dem die Fäden für die Straßenparty seit fünf Jahren zusammenlaufen, wird möglicherweise bald nicht mehr in der Choriner Straße wohnen.

Doch jetzt steht erst einmal der 1. September auf der Choriner an und mit ihm ein nettes Nachbarschaftsfest für alle, die hier leben und rundum, auch für die, die früher einmal hier lebten und alle, die mal schauen wollen. Auf einer schönen, ruhigen Straße ohne Autoverkehr.

-al-, Aug. 2018