GLEIMKIEZ

Wer plant, wer baut wann?

Aufreger in Berlins heißer Sommerpause. Mal wieder gibt es Unstimmigkeiten zwischen Senat und Bezirk. Die einen wollen ein Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion von internationaler Größe, die anderen fordern dafür ein Nutzungs- und Verkehrskonzept, das auch die AnwohnerInnen berücksichtigt.

 

Die Umbaupläne des Senats für das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion stoßen auf Kritik des Bezirks und von AnwohnerInnen-Initiativen. Ab dem kommenden Jahr soll der Park samt des großen Stadions saniert und für den internationalen Sport ausgebaut werden, zunächst soll der Abriss des großen Stadions beginnen.

Im Zentrum des neuen Jahn-Sportparks steht dabei der inklusive Sport. Der Park soll Arena und Stützpunkt für den Behindertensport werden, internationale Wettkämpfe sollen hier stattfinden, etwa internationale Leichtathetikveranstaltungen für SportlerInnen mit und ohne Handicap. „Ein sportliches Wahrzeichen der Sportmetropole Berlin“, so der Senat, soll das nach dem Olympiastadion größte Sportgelände Berlins werden. Bisher gab es schon internationale Wettkämpfe wie im vergangenen Jahr die europäischen Paralympics der LeichtathletInnen. Der Fußballklub BFC Dynamo und die Basketballer von ALBA Berlin trainieren im Jahn-Sportpark. Dazu zahlreiche Vereine des Breiten- und Freizeitsports. Und zahlreiche FreizeitsportlerInnen ohne Vereinszugehörigkeit aus dem Kiez und den Nachbarkiezen.

Cantianstadion Berlin Prenzlauer Berg
Streitpunkt Stadion: Ab Mitte nächsten Jahres soll das Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Park abgerissen werden. Foto: Berlin.de

Wie groß wird das Stadion?

Im Zentrum der Debatten um den Ausbau steht das Große Stadion des Parks. Das künftige multifunktionale Stadion soll dann seine Besucherkapazität erhöhen, auf eine Gesamtkapazität von 20.000 Plätzen. Für die Sanierung des Gesamtareals will Berlin rund 160 Millionen Euro investieren, allein in das neue große Stadion sollen 135 Millionen Euro fließen. Geplant sind außerdem: neue Spielfelder, auf denen Hockey, Fußball und Tennis trainiert werden können. Die Sanierung komplettieren der Bau von zwei Dreifeldsporthallen mit Zuschauerplätzen, der Bau einer Tennishalle, sowie Gymnastik-, Kraft- und Physiotherapieräume, Büros für Verwaltung und Vereine und ein Parkhaus.

Bereits 2015 gab es eine Machbarkeitsstudie für den Umbau, die detailliert beschreibt, wie der Sportpark ins 21. Jahrhundert modernisiert werden soll. Die Pläne wurden nun noch einmal verändert, u.a. die Zuschauerplätze für das neue Stadion korrigiert. Ab Sommer 2020 soll das alte Stadion abgerissen werden. Länger erhält das Areal keine Betriebserlaubnis. Ein Jahr später soll das neue Große Stadion, Herzstück der Anlage, entstehen. Ohne Bebauungsplan.

Der Bezirk Pankow sieht durch die Expansion seine Pläne zur Umgestaltung des angrenzenden Mauerparks bedroht. Und er fürchtet massive Verkehrsprobleme, wenn bei sportlichen Großveranstaltungen 20.000 BesucherInnen anreisen, mit ihren Pkws. Deswegen fordert er einen integrierten Bebauungsplan inklusive Mobilitätskonzept und Verkehrsgutachten. Das würde indes Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die das Land Berlin nicht hat. Im neuen Stadion sollen bereit die Special Olympics 2023 für geistig behinderte Sportler stattfinden, die Leichtathletikwettbewerbe. Damit erstellt sich der Senat einen Zeitplan, der sportlich ist.

 

Bedrohung für Mauerpark

Auch von den AnwohnerInnen gibt es Kritik. Die Freunde des Mauerparks etwa sehen das Amphitheater auf dem Grüngelände in Gefahr. Sie fürchten, dass bei Großveranstaltungen ein Verkehrschaos droht und sie mit massiven Einschränkungen und Belastungen durch die Besucherströme der Wettkämpfe gestört würden. Zumal, so die Initiative, die Wettkämpfe ja vor allem an den Wochenenden stattfinden. An diesen Tagen besuchen bereits rund 40.000 Menschen täglich den Mauerpark. Interessenskonflikte sind angesichts unzulänglicher vorhandener Infrastruktur vorprogrammiert. Alexander Puell vom Verein „Freunde des Mauerparks“ warnte im „Tagesspiegel“ „In der Praxis wird aus einem beinahe ungenutzten Stadion in Innenstadtlage plötzlich ein Veranstaltungsort, der regelmäßig 20.000 Besucher anzieht. Das Stadion würde vermutlich wie die Schmelinghalle gewinnorientiert durch Velomax betrieben, und es wäre vorbei mit dem Dornröschenschlaf.“ Es drohten stattdessen regelmäßig Großevents: „Gerade in dieser dichten Innenstadtlage wird das die Situation dramatisch verändern.“

Und was ist mit den Plänen des Bezirks zur Umgestaltung des Mauerparks? An der Topsstraße sollen nach dem Willen des Bezirks die Autoparkplätze verschwinden und stattdessen Radstellplätze errichtet werden. Die Sportverwaltung hält dagegen wegen des Stadions ein Autoparkhaus für notwendig – es soll an der Tram-Wendeschleife Eberswalder Straße entstehen. Auch dagegen sperrt sich der Bezirk, dem die Fläche zu Teilen gehört. Dort soll eigentlich der neue Knaacks-Club gebaut werden.

-red-, Aug. 2019